12.12

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Initiatoren und Initiatorinnen dieses Volksbegehrens! Liebe alle und viele Menschen, die dieses Volksbegehren unterschrieben haben! Sie haben vollkommen recht: Ethik brauchen wir alle, und zwar im Alltag, im Wirtschaftsleben und – ich sage das auch hier jetzt noch einmal deutlich – auch in der Politik. Weil man damit früh anfangen muss, brauchen wir selbstverständlich auch Ethik in der Schule, und zwar für alle Kinder und irgendwann einmal auch ab der 1. Klasse und – so weit würde ich gehen – sogar schon im Kindergarten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Deswegen gilt mein Dank den InitiatorInnen dieses Volksbegehrens dafür, dass Sie dieses Ziel formuliert haben. Dieses Ziel verbindet Sie mit uns Grünen, und es sind ganz sicher auch ganz viele von unseren WählerInnen und SympathisantInnen bei den Unterzeichnern dabei.

Jetzt geht es allerdings um den Weg dorthin. Ja, diesen Weg gehen wir gemeinsam mit der ÖVP. Das ist nicht genau derselbe Weg, den wir vielleicht alleine gegangen wären, er führt aber in die richtige Richtung, und wir gehen mit großen Schritten voran. Ich umreiße diese Schritte, die wir in die richtige Richtung machen.

Erster Punkt: Nach 20 Jahren Schulversuch verankern wir jetzt endlich Ethik in den Lehrplänen als Pflichtfach ab dem Schuljahr 2021/22. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.) Ja, wir beginnen in der Oberstufe, wir werden das Schritt für Schritt auf immer weitere Schulstufen ausweiten.

Zweitens: Wir etablieren eine fundierte Pädagogikausbildung für das Fach Ethik. Das betrifft nicht nur die bestehenden Lehrgänge, sondern wir bauen selbstverständlich auch ein vollwertiges Lehramtsstudium auf. Darauf freuen wir uns.

Dritter Punkt: Da gibt es vielleicht einen Dissens zu den InitiatorInnen des Volksbe­gehrens, diese wollen nämlich Religionslehrkräfte grundsätzlich davon ausschließen, dieses Fach zu unterrichten. Das wollen wir nicht, und ich sage hier ausdrücklich: Viele Religionspädagogen und -pädagoginnen leisten auch in diesem anderen Fach, in beiden Fächern großartige Arbeit. Das sind aufgeschlossene, verbindende, integrative Persön­lich­keiten, die gute Arbeit machen. Wir werden aber selbstverständlich auch ganz gezielt um möglichst viele Lehrkräfte aus unterschiedlichsten Fächern mit verschiedensten Hintergründen werben, die wir für dieses Fach gewinnen wollen, denn je mehr Vielfalt, desto besser – das ist überhaupt ein grüner Grundsatz.

Viertens: Wir werden alles tun, damit dieses Fach Ethik verbindend wirkt, auch in den Schulen und im Schulalltag. Wir haben dazu eine schöne Möglichkeit geschaffen. Die Religionsstunde soll im Regelfall gleichzeitig mit der Ethikstunde stattfinden. Das öffnet die Tür für gemeinsame Projekte, gemeinsamen Unterricht, gemeinsame Diskus­sio­nen – das wollen wir in jedem Bereich fördern.

Fünfter Punkt: Wir haben – das vielleicht an Kollegin Vorderwinkler – unter breiter Be­teiligung von Experten und Expertinnen aus verschiedensten Disziplinen und Bereichen bereits großartige Lehrpläne ausgearbeitet. Es werden alle wichtigen Fragen des Lebens thematisiert, der Umgang der Menschen miteinander, untereinander, mit ande­ren, der Umgang mit der Natur, mit dem Körper, mit Ökonomie, mit Politik, mit Verschie­denheit und auch mit Konflikten. Schauen Sie sich das an, diese Lehrpläne waren schon in Begutachtung und sind öffentlich zugänglich! Ich hätte all das, was da gelehrt und gelernt wird, wahnsinnig gerne selbst in der Schule gehabt. Ich freue mich, dass es ab dem kommenden Schuljahr noch wesentlich mehr Kinder als zuvor lernen werden, und ich freue mich darauf, dass am Ende alle Kinder Ethik in der Schule lernen werden. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.16

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Martina Künsberg Sarre. – Bitte.