Abgeordneter Nico Marchetti (ÖVP): Herr Bundesminister! Unverschämterweise möchte ich allen Schülerinnen und Schülern bei dieser Gelegenheit viel Erfolg bei der Matura wünschen. Diese Fragestundensituation hat auch ein bisschen etwas von münd­licher Matura.

Meine Frage ist aber eine ganz andere, und zwar geht es um die Unis und konkret um die Leistungsvereinbarungen mit den Universitäten. Da hätte ich jetzt auch angesichts der Coronasituation und der damit verbundenen Schwierigkeiten die Frage: Welche in­haltlichen Schwerpunkte setzen Sie innerhalb der Leistungsvereinbarungen, die jetzt be­stehen, und auch in den zukünftigen, auch was die zusätzlichen Professuren betrifft?

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Die schriftlich eingebrachte Anfrage, 81/M, hat folgenden Wortlaut:

„Welche inhaltlichen Schwerpunkte werden – auch vor dem Hintergrund der letzten Se­mester unter Pandemie-Maßnahmen – mit Hilfe der durch die Leistungsvereinbarun­gen 2019 bis 2021 und 2022 bis 2024 geschaffenen neuen Professuren gesetzt?“

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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: An sich ist das ein sehr erfreuliches Kapitel, denn wir haben in der letzten oder jetzt noch gültigen Leistungsvereinbarungsperiode den Universitäten ein sehr schönes Budget zur Verfügung stellen können, und auch in der nächsten Periode werden sie ein sehr schö­nes Budget bekommen.

Die österreichischen Universitäten konnten durchaus durchatmen und zu dem, was in Deutschland üblich ist, ein klein wenig aufholen. Wenn ich mir heute anschaue, wie viel der österreichische Steuerzahler pro Graduiertem ausgibt, dann ist der Unterschied zwi­schen Österreich und Deutschland gar kein großer mehr – früher war es ein großer.

Wir haben natürlich geschaut, dass wir mit den Geldmitteln gezielte Maßnahmen set­zen – nicht mit der Gießkanne, sondern dort, wo es notwendig ist –, neue Professuren widmen und auch finanzieren. Das geschieht im Wesentlichen im Bereich der Mint-Fächer, der digitalen Fächer. Es sind Professuren für Big Data Analytics, Data Science, Green Chemistry und Urban Studies – in meinem eigenen Fachgebiet – entstanden. Ich bitte um Nachsicht, dass das alles in Englisch abläuft, aber das hat sich irgendwie ein­gebürgert.

Das Zweite betrifft Widmungen von Professuren in den stark belasteten Fächern, damit dort die Betreuungsverhältnisse verbessert werden.

Drittens – das ist eine Lehre aus der Pandemie – werden gerade in den medizinischen Bereichen wie Epidemiologie, Virologie und Infektiologie Professuren errichtet und Schwerpunkte gesetzt werden.

Wir haben drei erfolgreiche Jahre hinter uns, und es liegen hoffentlich drei erfolgreiche Jahre vor uns.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Herr Abgeordneter Eypeltauer, bitte.

Abgeordneter Mag. Felix Eypeltauer (NEOS): Herr Bundesminister, ich gehe auf et­was ein, das Sie schon in Ihrer Antwort an Kollegen Marchetti erwähnt haben, nämlich auf Investitionen in Mint-Professuren.

Damit Innovation und Wertschöpfung in Österreich auch in den nächsten Jahrzehnten, in der Zukunft, funktionieren, werden Wissenschaft und Forschung einen wesentlichen Beitrag leisten müssen. Da wird es nicht nur darum gehen, neue Professuren zu schaf­fen, sondern auch um den Techtransfer, also darum, dass sich die Forschungsleistung auch in Arbeitsplätzen, in Wohlstand, in Innovationen niederschlägt.

In Oberösterreich soll eine Digital-TU errichtet werden, Standort und Konzept sind noch nicht bekannt. Meine Frage, Herr Minister, ist: Wie lautet Ihre Strategie für den Tech­transfer, damit Forschung vor Ort zu neuen Arbeitsplätzen, zu mehr Wohlstand auch in Zukunft führen kann?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Das ist ein sehr, sehr wichtiger Punkt, gar keine Frage. Es genügt nicht, nur Grundlagen­forschung zu finanzieren und Forschern und Forscherinnen Freiräume einzuräumen, ihre eigenen Ideen zu realisieren, sondern es muss nachher auch der Schritt in Richtung Wirksamkeit erfolgen. Nicht alles, was erforscht wird, ist wirksam, nicht alles, was er­forscht wird, kann auch in konkrete Unternehmungen umgesetzt werden, aber dort, wo es möglich ist, soll dies erfolgen.

Wir reden daher mit den Universitäten im Rahmen der Leistungsvereinbarungsverhand­lungen sehr gezielt über diese Fragestellung. Wir sagen, da gehören Techoffices – Tech­nology Transfer Offices – eingerichtet. Wir haben das WTZ, das Wissenstransferzen­trum, wir haben Inits. Es gibt eine Reihe von Institutionen, die sich darum kümmern. Wir versuchen, dies im Rahmen der Leistungsvereinbarung zu bündeln, zu akzentuieren, weil das, was Sie in Ihrer Frage andeuten, auch mir ein wirkliches Anliegen ist.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Eine Zusatzfrage stellt Frau Abgeordnete Kucha­rowits. – Bitte.

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Einen schönen guten Morgen, Herr Bun­desminister! Ich möchte gerne bei der ursprünglichen Frage andocken: Sie haben von einem schönen, einem guten Budget und Erfolgen, was die Professuren anbelangt, ge­sprochen.

Ich möchte konkret von Ihnen wissen: Wie viele Professuren – da möchte ich bitte auch gerne eine Aufschlüsselung nach Geschlechtern, also wie viele Frauen und wie viele Männer – wurden beziehungsweise werden in der Zeit von 2019 bis 2024 – bitte geord­net nach den Budgetjahren – tatsächlich geschaffen? Es wäre uns sehr wichtig, diese Zahlen zu bekommen.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Ich spüre schon eine gewisse Unruhe – vielleicht weil diese Fragestunde schon zu lange dauert; es ist halt anders als in der Klasse.

In der letzten Leistungsvereinbarungsperiode wurden 360 Professuren neu geschaffen – manchmal ordentliche Professuren, aber nicht immer ordentliche Professuren nach § 98, sondern manchmal auch Laufbahnstellen, die dann zu Professuren führen können, Pro­fessuren im Sinne von 98er-Professuren.

Die Aufschlüsselung nach Geschlechtern müsste ich Ihnen nachreichen, ich habe sie nicht. Wir achten aber natürlich darauf – ganz im Sinne unserer, glaube ich, gemeinsa­men Intention –, mehr Frauen in Spitzenpositionen an den Universitäten zu bringen.

In der nächsten Leistungsvereinbarungsperiode werden es etwa 60 neue Professuren sein, mit einem gewissen Schwerpunkt – den ich vorhin schon angedeutet habe – im medizinischen Bereich, im Mint-Bereich, und möglicherweise die eine oder andere Pro­fessur auch dort, wo die Betreuungsverhältnisse zu verbessern sind.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Die nächste Hauptfrage stellt Frau Abgeordnete Kucharowits. – Bitte.