12.26

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Ich möchte das unterstreichen, was Sie gesagt haben, speziell dass die Kurzarbeit im Jahr 2020 ein wichtiges Instrument war. Sie war ein ganz wichtiges Instrument für die Unternehmerinnen und Unternehmer, vor allem aber für die Mitarbeiterinnen und Mitar­beiter im Tourismus.

Jetzt gibt es aber offensichtlich auch ein Mismatch, Herr Minister. Ich habe mir dazu zwei Tabellen angeschaut. Das hier (eine Tafel mit der Aufschrift „Arbeitslosigkeit nach Vor­merkdauer“ und einem Säulendiagramm in die Höhe haltend) ist die Arbeitslosigkeit nach Vormerkdauer: sechs Monate bis unter einem Jahr beziehungsweise ein Jahr und länger. Da steigen die Zahlen im Verlauf der Zeit, vor allem bei jenen, die länger arbeits­los sind.

Erstaunlich ist aber dieses Diagramm (eine Tafel mit der Aufschrift „Beim AMS gemel­dete offene Stellen – Vergleich April-Werte seit 2008“ und einem Liniendiagramm in die Höhe haltend): Da steigen die gemeldeten offenen Stellen! Das Absurde ist, wie Sie richtig gesagt haben: Im Städtetourismus gibt es eine hohe Anzahl an Personen in Kurz­arbeit, gleichzeitig aber in der Ferienhotellerie einen enormen Fachkräftemangel. Diesen Mangel auszugleichen und diese offenen Stellen wieder zu besetzen wird die große Herausforderung sein, damit wir alle da sind, wenn die anderen Freizeit haben und Ur­laub machen.

Um zu verstehen, warum das Problem so potenziert ist, müssen wir uns ansehen, was sich in den letzten 15, 20 Jahren im Tourismus so abgespielt hat. Von den 30 000 Men­schen aus den osteuropäischen Ländern, die jetzt nicht mehr kommen – die die letzten sieben Monaten zu Hause geblieben sind –, haben über 50 Prozent die Branche ge­wechselt oder etwas anderes gefunden.

Dieses Loch aufzufüllen und da Motivationsanreize zu setzen – sodass zum Beispiel ein Sommelier, der in der Stadt auf Kurzarbeit gemeldet ist, dennoch zur Vollzeitarbeit in der Ferienhotellerie animiert werden kann – ist die große Herausforderung. Da gilt es, auch Anreize zu setzen, und da gilt es auch, wie Sie richtig sagen, die Kurzarbeit mit anderen Parametern zu versehen.

Da prallen im touristischen Bereich zwei unterschiedliche Interessen aufeinander. Die einen sagen: Ich möchte meine Mitarbeiter halten, also halte ich sie in Kurzarbeit. – Wir müssen aber das Problem lösen, denn aktuell lösen wir gar kein Problem, sondern pro­longieren die Situation nur. Ich glaube, es ist besonders wichtig, auch diese offenen Stel­len besetzen zu können: heraus aus der Kurzarbeit, hinein in das Ausgleichen des Fach­kräftemangels. (Beifall bei den NEOS.)

Ganz zum Schluss möchte ich noch eines sagen, weil auch das Handwerk, das Bau­nebengewerbe und diese Bereiche bei der Kurzarbeit genannt werden: Wir haben erst gestern über die Investitionsprämie gesprochen, es herrscht ein regelrechter Bauboom – ich verstehe nicht, wo es auf der österreichischen Landkarte schwarze Flecken gibt, bei denen es keine gute Auftragslage gibt. Ich glaube, da muss man auch ansetzen: dass vor allem Vollzeitstellen attraktiv gestaltet werden und vor allem der Missbrauch – ich betone mit Absicht: der Missbrauch – ausgeschaltet wird.

Das ist ein Thema – es ist nicht nur im Tourismus zu sehen, sondern in allen Gewerken. Überall, wo man hinkommt, merkt man, dass Menschen noch in Kurzarbeit sind. Es war großzügig, aber für 2020 reicht es, sich großzügig zu zeigen. 2021, so ehrlich müssen wir sein, brauchen wir diese Großzügigkeit nicht mehr, und das scheint einfach auch nachzusetzen zu sein. (Beifall bei den NEOS.)

12.30

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Koza. – Bitte.