13.35

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Mi­nister! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher zu Hause! Laut SPÖ sollen also 50 Pro­zent der AMS-Mittel Frauen zugutekommen, und man sollte meinen, dass man gar nicht darüber sprechen muss, aber ich kann Ihnen sagen, wir müssen darüber sprechen. Wa­rum müssen wir das?

Erstens: Frauen am Arbeitsmarkt müssen gefördert werden, da sind wir uns, glaube ich, einig, aber man darf dabei nicht unsachlich werden. Eine Regelung, nach der AMS-Mittel ausschließlich nach dem Kriterium des Geschlechts vergeben werden sollen, ist genau das: unsachlich.

Es sind nicht 50 Prozent der arbeitslosen Menschen weiblich, und deswegen wäre es auch eine ziemliche Schieflage, wenn 50 Prozent der Mittel eben für Frauen zur Verfü­gung gestellt werden sollen. (Bravoruf bei der ÖVP.) Ich will es natürlich umgekehrt auch nicht haben, wohlgemerkt! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Zweitens: Man kann die Aufgabe, Frauen am Arbeitsmarkt zu fördern, nicht dem AMS zuteilen, sich dann abputzen und sagen, man hätte eh alles getan. Das heißt, Förde­rungen reichen nicht, es braucht ein komplettes Umdenken im Bereich der weiblichen Erwerbstätigkeit.

Es wurde wissenschaftlich vielfach bewiesen, dass Teilzeitarbeit sowohl kurzfristige als auch langfristige Nachteile mit sich bringt; kurzfristige, weil es ein geringeres Gehalt gibt, langfristige, weil sie natürlich geringere Aufstiegschancen – Stichwort: nur 5 Prozent weibliche CEOs in Österreich – sowie geringere Pensionen und Altersarmut mit sich bringt.

Was brauchen wir stattdessen? – Wir müssen Frauen von dieser strukturellen Teilzeitar­beit wegbringen. Ideal wäre, wenn die Unternehmen auch weniger Teilzeitarbeit anbie­ten würden, denn: Teilzeitarbeit ist keine Lösung! Teilzeitarbeit ist Teil des Problems! Frauen arbeiten Teilzeit, damit sie noch mehr unbezahlte Carearbeit leisten können, anstatt dass die Carearbeit besser zwischen den Geschlechtern aufgeteilt wird. (Beifall bei den NEOS.)

Um das Problem lösen zu können, brauchen wir aber die nötigen Rahmenbedingungen. Kinderbetreuungsplätze sind der wichtigste Baustein überhaupt, deshalb werde ich auch nicht müde, zu fordern: die Schaffung von qualitätsvollen Kinderbetreuungsplätzen mit Öffnungszeiten von 45 Stunden pro Woche, die Schaffung von mehr Betreuungsplätzen für unter Dreijährige und die Bereitstellung von Karenzmodellen, die eine bessere Auftei­lung zwischen Vätern und Müttern ermöglichen.

Arbeitsmarktmaßnahmen sind gut und richtig, aber ohne die passenden Rahmenbedin­gungen nur halb so viel wert. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Disoski.)

13.38

Präsidentin Doris Bures: Zu diesen Tagesordnungspunkten ist nun niemand mehr zu Wort gemeldet. Damit ist diese Debatte geschlossen.

Wird seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Wie vereinbart verlege ich die Abstimmung über diese Tagesordnungspunkte an den Schluss der Verhandlungen über die Vorlagen des Ausschusses für Arbeit und Soziales und gehe daher in der Tagesordnung weiter.