14.03

Abgeordneter Dr. Werner Saxinger, MSc (ÖVP): Für mich ist das heute ein guter Tag, dafür bin ich nämlich in die Politik gegangen.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Minister! Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kol­legen! Geschätzte Damen und Herren! Sie sehen mich heute happy, auch wenn Sie das nicht glauben. Ich bin Politiker, aber auch Spitalsarzt. Ich weiß genau, wo der Schuh drückt. In einem Bereich, in dem ich mich auskenne, möchte ich in der Gesundheit mit­arbeiten. Da ist uns beim Ärztearbeitszeitgesetz etwas Gutes gelungen, wir haben nämlich den Spagat zwischen Wollen, Können, Dürfen und Sollen geschafft. Wir streiten nicht, sondern wir entscheiden und packen an. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Ich darf Sie kurz ins Jahr 1993 mitnehmen: Es war mein Einstieg ins Spitalsleben. Ich war jung, motiviert, körperlich fit, ich habe den Spagat auch noch körperlich geschafft, ich war vollgepumpt mit Wissen, mit der Lizenz zum Heilen, war spritzig, hoffnungsvoll – das bin ich manchmal jetzt auch noch –, und ich habe rund um die Uhr gearbeitet: 36 Stunden waren normal, mein Rekord waren 54 Stunden, Samstag bis Montag. Ich habe mich als Held gefühlt, es war retrospektiv cool, aber natürlich aus heutiger Sicht völlig absurd.

Ich frage Sie alle: Möchten Sie wirklich von einem Arzt behandelt werden, der 30 Stun­den nonstop arbeitet? Wissen Sie, was Übermüdung bewirkt? Nach 20 Stunden Arbeit ist das in etwa wie 0,5 Promille: Man ist unkonzentriert, unkoordiniert. Übermüdung und Schlafentzug sind Hauptgründe für Kunstfehler, die wir unbedingt vermeiden sollten. Und chronische Müdigkeit bewirkt Depression und Burn-out.

Viele kennen und lieben die Krankenhausserien „Grey’s Anatomy“, „Emergency Room“, in den Achtzigerjahren „Die Schwarzwaldklinik“ – voll von Klischees, manche stimmen, manche nicht, aber allen ist gemein, dass es gestresste Ärzte gibt, die übermüdet sind und sich nur mithilfe von Koffein, Tein oder auch teilweise Liebe am Arbeitsplatz über Wasser halten. Das heißt, 70 Stunden waren bis vor einigen Jahren erlaubt. Das war absurd, aber es wurde reagiert, zwar spät, aber doch. Es war an der Zeit, dies zu ändern.

Wir haben jetzt eine Gesetzesnovelle, womit wir einen Spagat schaffen – das haben wir schon erwähnt –, der nicht wehtut, weil er gelingt. Die 48 Stunden sind weiterhin Stan­dard. Wer will, darf für weitere vier Jahre 55 und dann für weitere drei Jahre 52 Stunden arbeiten, maximal. Das ist meiner Meinung nach eine Win-win-Situation. Ich kenne Hun­derte Ärzte, ich rede jeden Tag mit vielen Ärzten, es gibt eigentlich fast nur Gewinner. Gewinner sind die Patienten, weil die Ärzte nicht übermüdet sind. Gewinner sind auch die Krankenhausträger – das ist sehr pragmatisch –, weil sie sieben Jahre Planungssi­cherheit haben. Gewinner sind aber auch die Ärzte.

Ich erinnere an einen Auszubildenden an meiner Abteilung, der nach einem Dienst noch bei einer Operation assistieren will. Ich erinnere an eine Jungärztin, die heuer mit zwei Kindern nonstop zwei Wochen nach Jesolo fahren will, was aber aufgrund der perso­nellen Situation nicht ginge. Ich erinnere an Oberärzte oder Fachärzte, die auf Fortbil­dung fahren wollen, die lehren und forschen wollen. Also es ist uns hier wirklich ein Spagat gelungen, der guttut, der aus meiner Sicht als Spitalsarzt wirklich gut gelungen ist.

Die ÖVP hat es gemeinsam mit den Grünen und den Ministern geschafft, einen tollen Kompromiss zu finden. Das ist ein eleganter, langwieriger, gelungener politischer Pro­zess. Wir wollen gestalten, für Österreich arbeiten, das tun wir. Dafür sind wir da, das erwartet sich die Bevölkerung auch von uns, und das ist uns auch gelungen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.07

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Michael Hammer. – Bitte.