13.00

Abgeordnete Heike Grebien (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte KollegInnen und wertgeschätzte ZuseherInnen! Meine eh­renwerten VorgängerInnen im grünen Parlamentsklub Manfred Srb, Theresia Haidlmayr und auch Helene Jarmer, die manche von Ihnen vielleicht noch persönlich kennen, ha­ben sich in ihrer Abgeordnetenzeit unter anderem für die gesetzliche Anerkennung der Österreichischen Gebärdensprache eingesetzt und konnten letztendlich am 6. Juli 2005 eine einstimmige Abstimmung im Nationalrat erreichen, sodass die ÖGS als eigenstän­dige Sprache in die Bundesverfassung aufgenommen wurde.

Art. 8 Abs. 3 der Bundesverfassung lautet seither: „Die Österreichische Gebärdenspra­che ist als eigenständige Sprache anerkannt.“ Der zweite Satz hat dann in der Praxis die Probleme gebracht, nämlich: „Das Nähere bestimmen die Gesetze.“

Nichtsdestotrotz war das damals ein Riesenerfolg für die Gehörlosencommunity, und wir legen heute fraktionsübergreifend nach, einfach auch deshalb – wie Sie schon gehört haben –, weil seit 2005 ein eigener Lehrplan in ÖGS gefordert wurde, um auch gehörlo­sen Kindern die entsprechende Bildung in ÖGS zu ermöglichen, sodass man sich auch in ÖGS prüfen lassen kann, maturieren kann, in verschiedenen Unterrichtsfächern Un­terricht in ÖGS erhält, also auch zum Beispiel in Mathematik, um so in ihrer Erstsprache, in ihrer Muttersprache die Bildung zu erreichen.

In der letzten Sitzung des Unterrichtsausschusses haben wir ja deswegen dann auch diesen Allparteienantrag diskutiert. An dieser Stelle ein Danke an die SPÖ, ein Danke an NEOS, ein Danke aber auch für die gemeinsame gute Arbeit in der Koalition und auch ein Danke der FPÖ. Dieses Zeichen hat sich nach außen sozusagen auch schon herum­gesprochen, und ich freue mich darüber wirklich sehr. Das ist eine gute Geschichte, wenn wir hier gemeinsam arbeiten.

Sie haben ja schon gehört, 2016 wurde vom Bildungsministerium ein Lehrplan für ÖGS an Primar-, Sekundarstufe I und II als Erst- und Fremdsprache beauftragt, und 2018 ha­ben sie diesen auch fertiggestellt. Allerdings ist das ein reiner Sprachlehrplan und be­zieht ÖGS nicht in die anderen Unterrichtsfächer mit ein. Er ist am Inhalt und nicht an den Kompetenzen orientiert. Im Sinne einer inklusiven Bildung braucht es deshalb einen bedarfsgerechten ÖGS-Lehrplan, der wie die neuen Lehrpläne der allgemein bildenden Pflichtschulen kompetenzorientiert ausgerichtet ist.

Nichtsdestotrotz möchte ich klarstellen, dass dieser Lehrplan, der von den ExpertInnen auch mit gehörlosen Menschen gemeinsam schon erarbeitet wurde, jetzt nicht ver­schwindet, sondern als Basis hergenommen wird und weiter für die Zielgruppen adaptiert wird.

Ja, Kollege Ragger, natürlich, wir setzen jetzt einen Schritt, und es wird noch weitere geben. Das macht der Antrag sozusagen selbst, nämlich entsprechende Lehr- und Lern­materialien in ÖGS und Deutsch für die Schulstufen zur Verfügung zu stellen. Und na­türlich geht es auch um den Ausbau bei den DolmetscherInnen, da haben Sie vollkom­men recht, sowie um Adaptierungen bei der LehrerInnenausbildung.

Ich wollte noch mehr sagen, aber wichtig ist mir wirklich, die Ausführung, also später in der Praxis, anzusprechen. Sie haben gehört, 2023/24 wird der Lehrplan erlassen. Es ist aber dann wirklich wichtig, in der Praxis sicherzustellen, dass lautsprachbegleitendes Gebärden, also kurz LGB, als das verwendet wird, was es ist: Manche sagen, eine künst­liche Methode, andere sagen, eine Methode, aber es ist definitiv keine eigenständige Sprache wie ÖGS oder Deutsch. Es ist mir wichtig, das hier klarzustellen.

Helene Jarmer sagt dazu: „Das ist ein entscheidender Fortschritt in unserem Ringen um Chancengleichheit in der Bildung!“ Ich freue mich auch, denn ich sehe das auch als einen solchen. Herr Huber als Generalsekretär des Österreichischen Gehörlosenbundes hat gesagt: „Das ist ein Meilenstein [...]“ Der Gehörlosenbund ist auch explizit im Antrag angeführt, dass er hier mitarbeiten wird.

Mir bleibt mit meinen Babygebärden nur zu sagen – ich hoffe, Sie verzeihen mir (sich auch in Gebärdensprache bedankend) –: Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

13.04

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Fiona Fiedler. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.