14.14

Abgeordneter Dr. Josef Smolle (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Aus dieser breiten Palette von Anträgen, die heute zu diesem Tagesordnungs­punkt diskutiert werden, möchte ich einen Punkt herausgreifen, der schon kurz ange­sprochen wurde, und zwar die Frage der Komplementärmedizin.

Die Grundfrage, die sich da stellt, ist, wie es dazu kommt, dass sehr verantwortungsbe­wusste Kolleginnen und Kollegen aus dem ärztlichen Bereich sagen, das sind wertvolle medizinische Maßnahmen, die bringen etwas, und andere, wahrscheinlich ebenso ver­antwortungsvolle Kolleginnen und Kollegen meinen, das ist wirkungslos. Dazu muss man sich einmal vor Augen führen, was dazu führt, dass eine Krankheit, dass ein Patient geheilt wird  das sind drei Komponenten, die zusammenkommen können.

Die erste Komponente ist die sogenannte objektive Wirksamkeit, das, was man in klini­schen Studien findet: dass ein Medikament wirklich wirkt. Die zweite Komponente, die haben wir auch schon einigermaßen im Bewusstsein, ist der sogenannte Placeboeffekt. In Wirklichkeit ist das die jahrtausendealte Heilwirkung des Arzt-Patienten-Kontakts. Die dritte Komponente, die wahrscheinlich die Wichtigste ist  und an die man am seltensten denkt –, ist nämlich der Umstand, dass die Natur sehr vieles von selber in Ordnung bringt.

Ich gebe Ihnen ein fiktives Beispiel: Wir alle haben die Covid-19-Krankheit im Kopf und wissen, dass sie bei 80 Prozent der Betroffenen ziemlich harmlos verläuft. Jetzt stellen wir uns einmal vor, wir behandeln alle diese Patienten mit einem objektiv völlig unwirksa­men Medikament. 80 Prozent werden nachher sagen: Das hat mir geholfen, das ist gut gegangen – auch wenn es völlig unwirksam war. Das erklärt, dass es wirklich möglich ist, mit unwirksamen Maßnahmen über Jahre, manchmal auch über Jahrhunderte, Be­geisterung auszulösen.

Wir stehen jetzt eben auf dem Standpunkt: Methoden, die nachweisbar wirksam sind, gehören bei den entsprechenden Fächern in den Regelunterricht und gehören in die Regelversorgung. Für Maßnahmen, bei denen der Wirksamkeitsnachweis nicht gelingt oder nicht vorliegt, braucht es auch keinen Lehrstuhl. Aus diesem Grund sagen wir, es soll Forschung gemacht werden, das gehört weiter untersucht, aber derzeit besteht keine Berechtigung, das universitär zu verankern.

Ich möchte mit zwei positiven Aspekten schließen. Der erste positive Aspekt ist, dass sich die Komplementärmedizin in den letzten Jahren zunehmend dieser Herausforde­rung bewusst ist, sich auch der Herausforderung stellt und Studien aufs Gleis bringt das ist positiv. Das Zweite: Wenn Sie sich daran erinnern, ich habe von diesen drei Kom­ponenten gesprochen, die letztlich zur Heilung beitragen: Ich kann sagen, dass die ös­terreichischen Universitäten ihren Medizinstudierenden spätestens seit den Studienre­formen Anfang der 2000er-Jahre dezidiert von Anfang an vermitteln, dass wir ein bio­psychosoziales Verständnis von Gesundheit und Krankheit brauchen.

Bio heißt, die Medizin ist zu einem Teil eine Naturwissenschaft, die enorme Fortschritte gebracht hat und sie immer noch bringt. Medizin ist aber zu einem Teil auch durch eine psychosoziale Dimension gekennzeichnet, und die ist genauso wichtig. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

14.18

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Mag. Gerald Loacker. – Bitte, Herr Abgeordneter.