18.09

Abgeordneter Robert Laimer (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Das neue Über­einkommen des Europarates über einen integrierten Ansatz für Schutz, Sicherheit und Service bei Fußballspielen und anderen Sportveranstaltungen basiert auf der Tragödie vom Heysel-Park im Jahre 1985, als bei einem Europacupfinale 39 Tote zu beklagen waren. War in Brüssel Auslöser rohe Gewalt in einem desolaten Stadion und konnte die Katastrophe in diesem Ausmaß erst durch korrupte Fußballfunktionäre stattfinden, weil nämlich widerrechtlich Karten für den neutralen Sektor an Juventus-Fans verkauft wur­den und somit die Ausschreitungen mitverursacht wurden, so war die Hillsborough-Kata­strophe in Sheffield eine Zäsur aufgrund des Versagens der Organisationsverantwortli­chen.

Der damalige Einsatzleiter war schwerstens überfordert und nicht in der Lage, die Not­ausgänge rechtzeitig zu öffnen. 27 Jahre später erklärte eine Untersuchungskommission die Opfer für rechtswidrig getötet. 96 Menschen, darunter der zehnjährige Cousin des späteren Liverpool-Stars Steven Gerrard, mussten ihr Leben an diesem Nachmittag am 15. April 1989 lassen. Damals hat nicht Gewalt zwischen den Fans zu einem Massaker geführt, sondern sind Menschen infolge organisatorischer Verfehlungen ums Leben ge­kommen.

Die Eingangstore wurden nur teilweise geöffnet und eine einstürzende Mauer führte schließlich zum Massensterben der Reds aus Liverpool. In beiden Fällen erschlugen umgestürzte Mauern die Menschen und sie erstickten, und in beiden Fällen war der Liverpool FC darin involviert, deren Trainerlegende aus den 1960er und 1970er Jahren Bill Shankly einmal sagte – und es hört sich in diesem Zusammenhang besonders bitter an –:

Einige Leute halten Fußball für eine Sache von Leben und Tod. Ich mag diese Einstel­lung nicht. Ich versichere Ihnen, es ist viel ernster. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) – Dieses Zitat, englischer Humor, stammt natürlich aus einer Zeit vor diesen Tragödien, aber es drückt die Leidenschaft und Hingabe Millionen Fußballbegeisterter aus.

Gleichzeitig mit der gerade stattfindenden Fußballeuropameisterschaft in elf Ländern wird nun die Ratifikation eines überarbeiteten ganzheitlichen Ansatzes für Sicherheit bei Sportveranstaltungen auf den Weg gebracht.

Den alten traditionsreichen Stadien, in denen sich eine klassenlose Gesellschaft über 90 Minuten solidarisierte und mit aller Leidenschaft, Herzblut, aber auch ohne Kompro­misse für ihren Klub eingestanden ist, wird zunehmend der Garaus gemacht. Der Kapi­talismus verdrängt die Fankultur durch VIP-Klubs, Sky-Boxen und Entertainment. (Beifall bei der SPÖ.)

Auch das muss in diesem Zusammenhang gesagt werden: Es ist die Leidenschaft der Fans, die das Phänomen Fußball ausmacht. Sie erleben Fußball mit ihren Herzen und all ihren Emotionen. Sie verachten zu Recht Petrodollars der Ölscheichs oder der Heu­schreckenkonzerne, der sogenannten feinen Finanzwirtschaft, die sich ihre Herzensver­eine einfach kaufen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Leichtfried: Das sieht man, wenn sich wer im Fußball auskennt!)

18.12

Präsidentin Doris Bures: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Dagmar Belakowitsch zu Wort. – Bitte.