17.30

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Ja, ich sage es einmal ganz klipp und klar: Mir ist im Moment um jedes Kind leid, das aus der Schule abgemeldet wird. Warum? – Nicht nur aus Bildungsgründen, sondern Kinder, die abgemeldet werden, müssen auch auf ein soziales Umfeld verzichten, das sich die Eltern nicht für sie ausgesucht haben. Das heißt, sie müssen auf weltanschauliche Vielfalt verzichten, auf eine Chance, sich mit Andersdenkenden auseinanderzusetzen. Sie verlieren auch ein Stück Unabhängigkeit von der eigenen Familie. Ich glaube, dass das für Heranwach­sende extrem wichtig ist, und ihnen diese Chance wegzunehmen, ist nicht gut.

Das mag ein bisschen besser zu bewältigen sein, wenn es nach reiflicher Überlegung geschieht und wenn man eine tolle Alternativschule mit einem ausgefeilten pädago­gischen Konzept gegründet hat und wenn man sehr viel Zeit hat und so tollen Unterricht machen kann. Wenn man ein Kind aber hauptsächlich deswegen abmeldet, weil man den sogenannten Coronamaßnahmen in der Schule ausweichen will, weil man das Testen oder das Impfen aus ideologischen Gründen ablehnt oder weil man gar der Regierung eins auswischen will, wie man das auch manchmal hört, dann tun mir diese Kinder leid; auch dann, wenn der Grund darin liegt, wie es Herr Brückl gerade ange­deutet hat, dass sie Angst haben. Diese Angst wird ja gemacht (Beifall bei Grünen und ÖVP), sie wird gemacht, indem man immer wieder von Zwangsmaßnahmen spricht und so dazu beiträgt.

Aber warum genau das so ist, wissen wir nicht, und deswegen sind wir jetzt hier, um eine Studie zu beauftragen, die die Ursachen für diese ansteigende Zahl an Schulabmel­dungen untersucht. Das zu wissen ist immer wichtig. Wir müssen die Motive und die Ursachen kennen, damit wir wissen, wie wir diese Familien erreichen können, und damit wir auch wissen, wie wir diese Kinder zurückholen können.

Ich bin ja immer und in allen Zusammenhängen für aufsuchende Elternarbeit; das gilt natürlich dann auch für diese Situation. Ich bin sehr dafür, dass man Kontakt zu den Familien hält, immer wieder nachschauen geht, spätestens nach einem Semester, wie das mit dem Unterricht zu Hause funktioniert. Ich will auch, dass der Staat dort ein­schreitet, wo es Anzeichen gibt, dass Parallelgesellschaften entstehen, wo es vielleicht sogar Anzeichen gibt, dass sektenähnliche Bewegungen am Werk sind, wo Gesetze verletzt werden oder wo gar das Kindswohl gefährdet ist. Aber ich will auf jeden Fall – egal, aus welchen Gründen die Eltern diesen Schritt gesetzt haben –, dass für alle Kinder die Tür in die Schule sperrangelweit offen bleibt. Laut Medienberichten dieser Tage kommen ja bereits einige Hundert Kinder zurück – wahrscheinlich, weil sich die Eltern den Heimunterricht einfacher vorgestellt haben, als er ist, weil sie überfordert sind, oder einfach auch, weil die Kinder sich beschweren und quengeln, weil sie die Schule und ihre Freunde und Freundinnen vermissen. In Richtung all dieser Kinder wollen und werden wir die Hand ausstrecken und wir freuen uns, wenn sie wieder da sind. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

17.33

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Martina Künsberg Sarre. – Bitte.