12.07

Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich habe mir des Öfteren in den letzten Monaten, wenn ich auf dem Weg von Wien nach Hause zu meinem Bauernhof war, nachdem wir Branchengespräche geführt haben, gedacht: Weit haben wir es gebracht: neun Millionen vergaste Kücken jährlich, um Legehühner zu gewinnen, während für ihre Brüder keine Verwendung gegeben ist; Schweine auf Vollspaltenböden, wovon wir na­hezu täglich vor dem Parlament die Bilder präsentiert bekommen; Rinder, die auf Fracht­schiffen auf dem Mittelmeer unterwegs sind, die nirgends anlegen dürfen, die verenden.

Das ist aber ein gesellschaftliches Problem, denn es ist Ihr Ei und es ist euer Ei, das auf dem Frühstückstisch steht, und es ist eure Wurst, die auf dem Tisch steht. Die Verant­wortung kann deshalb nicht allein beim Bauern liegen, und ich glaube, gerade das Tier­schutzvolksbegehren hat mit den 416 000 Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern gezeigt, dass das ein gesellschaftliches Problem ist.

Für uns stellt sich die Frage: Machen wir Politik für Menschen, oder machen wir Politik für Konsumentinnen und Konsumenten? Bei Befragungen sprechen sich über 80 Pro­zent der österreichischen Bevölkerung dafür aus, dass wir für mehr Tierwohl zu sorgen haben. Es ist schon auch richtig, dass die Kaufentscheidung der Konsumentinnen und Konsumenten dann etwas anders gelagert ist. Der Einkaufswagen wird leider anders gefüllt. Auch das ist aber nur die halbe Wahrheit, weil es in Wahrheit unsere Aufgabe ist, Transparenz zu schaffen, damit der Konsument, die Konsumentin eine Kaufentschei­dung treffen kann, und es ist unsere Aufgabe, den Markt dafür zu schaffen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Positiv möchte ich den nationalen Beschaffungsplan erwähnen. Wenn wir diesen kon­sequent umsetzen, wird es in den öffentlichen Kantinen – auch am Opernball – diese Leberkässemmel nicht mehr geben, die die Vorgeschichte des Vollspaltenbodens und des Imports miterleben musste. Ich möchte gleichzeitig auch die Länder und die Ge­meinden darum bitten, diesen nationalen Beschaffungsplan zu adaptieren und auch in ihre Beschaffung einfließen zu lassen.

Bei den Branchengesprächen haben wir auch gesehen, dass es ein großes Problem mit dem Verarbeitungsfleisch gibt. Das geht von der Wurst bis zum Leberkäse, aber auch bis hin zum Katzenfutter. Dort geht die Marge verloren, dort versteckt sich genau das Fleisch, das wir mit diesem Tierschutzvolksbegehren und auch mit diesem Ent­schließungs­antrag sichtbar machen.

Weil es mich mit Stolz erfüllt, möchte ich auch noch die oberösterreichische Vorreiterrolle der Biobauern in der Geflügelbranche erwähnen, die mit dem Projekt Bruderhahn vorge­zeigt haben, wie man durch Innovation, durch Nachdenken, durch Vorwärtsgewandtheit ein System schafft, um zum Beispiel auch das Kückentöten zu verhindern. Wir aus dem Kreise der Biobauern aus Oberösterreich haben es damit geschafft, dieses Modell nun in der gesamten Branche anwenden zu können. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

Es heißt, du bist, was du isst. In diesem Sinne müssen wir vielleicht überdenken, ob wir weiterhin Sozialpolitik über billige Lebensmittel machen sollen oder ob wir ganz einfach nur die Leute unterstützen, die sich Qualität aufgrund ihrer finanziellen Lage nicht leisten können.

Ich glaube, was wir nicht vergessen dürfen, ist: Wir stützen damit auch das Gesund­heits­system, denn wer gesunde Tiere isst, hat mehr Chance, auch selbst gesund zu bleiben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.12

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Josef Hechenberger. – Bitte.