14.17

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Frau Kollegin Vorderwinkler, Ihre Argumente in Ehren: Ich glaube, dass die Som­merschule trotzdem ein Programm ist, das von den Eltern und von den Kindern mit gewisser Freude aufgenommen wird und das eine Ergänzung darstellt. Es gibt sicherlich Verbesserungsbedarf, wir werden das aufnehmen, und auch die Kritik von Lehrerinnen- und Lehrerseite wird aufgenommen werden. Das alles ist work in progress.

Ich darf auch auf einen anderen Bereich dieses Tagesordnungspunktes zu sprechen kommen, das ist der häusliche Unterricht. Ich muss gestehen, ich habe gewusst, dass wir in Österreich nicht Schulpflicht, sondern Unterrichtspflicht haben, aber dass es die Möglichkeit des häuslichen Unterrichtes in dieser Weise gibt, war für mich doch reichlich überraschend, und dass sie jetzt stärker in Anspruch genommen wurde als früher, mag auch Corona geschuldet sein.

Es ist der häusliche Unterricht interessanterweise etwas, das der Staat den Bürgerinnen und Bürgern als Freiheit zugesteht, wenn diese sagen, sie wollen die Kinder auch selbst unterrichten. Das ist ein, wenn man so sagen will, liberales Element, das wir gar nicht so gering schätzen sollten, wenn es gut durchgeführt wird. Die Schwierigkeit ist, dass man es wirklich gut durchführt. Sie wissen vielleicht, Pascal hatte häuslichen Unterricht. Sein Vater hatte ganz vergessen, dass er ihn auch in Mathematik unterrichten sollte, das hat aber bei dem jungen Buben keinen Schaden gebracht. Er hat es einfach selbst gelernt und eigenständig gelesen.

Mozart hatte häuslichen Unterricht. Das war damals auch vernünftig, denn es gab ja damals keine Schulen, wie wir sie jetzt kennen. Die Schulen waren meistens Schulen, die von der Kirche geführt worden sind, und da war es vielleicht für Vater Mozart gar kein so schlechter Gedanke, häuslichen Unterricht durchzuführen. Der Vater war dann schwer entsetzt, als der Bub – in Venedig, glaube ich, war es – von Martini einen anderen Unter­richt erlebt hatte, und merkte, dass der eigene Unterricht, den er geführt hatte, vielleicht gar nicht der optimale wäre.

Das ist nämlich die große Schwierigkeit des häuslichen Unterrichtes: die Eltern wirklich dazu zu bringen, dass sie sagen: Ja, ich werde es vielleicht nicht ganz schaffen! – Das muss man natürlich auch in Erwägung ziehen. Ein häuslicher Unterricht birgt Risiko in sich, und ich glaube, wir haben das in diesem Entwurf wirklich gut aufgezeigt, ohne dass wir dem häuslichen Unterricht selbst eine Absage erteilen, was ja gar nicht so gut wäre, indem wir sagen: Es gibt Schwierigkeiten, und wir helfen Ihnen, wenn Sie Schwierig­kei­ten haben, aus diesen heraus.

In Wirklichkeit gibt es natürlich die Schule als – wie soll ich sagen? – die Alternative der Wahl, denn in der Schule wird dann das durchgeführt, was Eltern so schwer können, nämlich sozusagen das Herausbringen aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit, so nannte das Kant. Das Herausbringen aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit gelingt in einem Bereich außerhalb des Elternhauses viel, viel leichter.

Das ist ein wesentlicher Punkt von Schule überhaupt: das Heraustreten aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit – und mündig zu sein, das hat Odo Marquard gesagt, bedeutet Einsamkeitsfähigkeit: dass man allein steht und sich selbst eigene Gedanken bilden kann. Das ist im häuslichen Unterricht viel schwerer durchzusetzen als in der Schule, weil man einfach im Familienverband drinnen bleibt. Schule ist in der Hinsicht wirklich das Mittel der Wahl.

Wir haben gute Schulen! Wenn Eltern sagen: Ich ziehe den häuslichen Unterricht vor, weil ich immer höre, dass die Schulen so schlecht sind!, dann hören sie das von falscher Seite. Manchmal wird ja von irgendwelchen Seiten verkündet, dass unsere Schulen grottenschlecht sind. – Das sind sie nicht (Beifall bei der ÖVP), auch wenn das Klub­obfrauen von Oppositionsparteien sagen. Das sind sie nicht!

In unseren Schulen unterrichten gute Lehrerinnen und Lehrer. Das ist der wesentliche Punkt der Schulen, alles andere ist nur sozusagen Beiwerk. Wir haben wirklich enga­gierte und kompetente Lehrkräfte, und die sorgen dafür, dass wir eine gute Schule haben und dass wir den häuslichen Unterricht wirklich nur in einem ganz kleinen Rahmen, wenn überhaupt, benötigen. (Beifall bei der ÖVP.)

14.21

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Hermann Brückl. – Bitte, Herr Abgeordneter.