10.29

Abgeordnete Mag. Faika El-Nagashi (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Mi­nister! Ich möchte bei dieser Thematik schon sagen: Die Kinder reisen nirgendwohin. Ich meine, grundsätzlich reden wir von Kindern und Jugendlichen auf der Flucht, und man mag sich gar nicht ausmalen, was diesen Kindern und Jugendlichen alles widerfährt, bis sie überhaupt in Österreich sind.

Ein Kollege hat mir einmal gesagt: Man muss nicht selber Kinder haben, um verstehen und nachvollziehen zu können, wie die Sorgen von Eltern um Kinder sind, aber es ver­ändert die Perspektive noch einmal mehr, wenn man selber Kinder hat. Ein wenig von dieser Sorge, die wir um unsere eigenen Kinder, um die Kinder in unseren Familien ha­ben, ist auf Kinder und Jugendliche aus anderen Familien zu richten, die in dieser Situa­tion sind, die auf der Flucht sind, weil sie keine Familienmitglieder mehr haben, weil sie alleine fliehen müssen, weil sie diejenigen sind, die von ihren Familien in Sicherheit ge­schickt werden. In Sicherheit geschickt zu werden bedeutet dann, dass sie zu uns und in unsere Obsorge kommen. Sie kommen in unsere Obsorge, und wir sind für diese Kinder verantwortlich. (Beifall bei Grünen und SPÖ.)

Dieser Antrag behandelt natürlich nur einen Teil einer Thematik und einen Teil eines Problems. Die Thematik bedeutet, dass wir sicherstellen müssen, dass diese Obsorge für die Kinder ab dem ersten Tag gegeben ist und dass diese Obsorge in einer richtigen, in einer kindgerechten Art und Weise gegeben ist. Das bedeutet, dass die Unterbringung kindgerecht ist, das bedeutet aber auch, dass die Betreuung gewährleistet ist.

Das übernehmen sehr oft Gemeinden, das übernehmen Patenfamilien, und es gibt viele Patenschaftsprojekte, in denen man sich ehrenamtlich engagiert. Das ist aber natürlich etwas, das in unserer Verantwortung liegt, in der Verantwortung der Politik. Und wenn wir sehen, dass es da eine Lücke gibt, und wenn wir schon die Zahlen dazu haben, dann müssen wir wissen, woran es liegt. Dazu stehen einige Hypothesen im Raum. Eine schon sehr gut dokumentierte Hypothese ist natürlich, dass es an der Obsorge und an der guten Betreuung fehlt. Wir müssen wissen, was mit diesen Kindern passiert, denn: die Weiterreise klingt so schön, das ist aber sicher nicht die Realität.

Wir haben hier einen gemeinsamen Antrag gemacht. Das ist keine Frage der Meinungs­vielfalt, das ist eine Frage der politischen Notwendigkeit. Ich bedanke mich bei allen, die hier konstruktiv mitgearbeitet haben, und freue mich natürlich darüber, dass das sogar von allen Parteien unterstützt und mitgetragen wird. Das ist aber nur der erste Schritt, selbstverständlich braucht es da auch die weiteren politischen Schritte und Maßnah­men. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und SPÖ sowie der Abg. Krisper.)

10.32

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Krisper. – Bitte sehr.