20.55

Abgeordneter Hans Stefan Hintner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Auch wir haben der Petition zur Inklusion zugestimmt und sind ebenfalls dafür, dass wir über Verbesserungen in diesem Bereich sprechen, diskutieren, diese aber auch umsetzen.

Grundsätzlich einmal zwei Feststellungen: Für mich bedeutet Inklusion die gleichberech­tigte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Da bin ich als Mödlinger Bürgermeister, als Bürgermeister der Schulstadt Mödling mit der größten berufsbildenden höheren Schule Europas – 3 600 Schüler, 400 Lehrer –, mit über 10 000 Schülerinnen und Schü­lern in der Stadt stolz darauf, dass wir auf der einen Seite ein mannigfaltiges Angebot, auf der anderen Seite Einrichtungen wie die Lebenshilfe, die Caritas haben. Weil ich zur Gabi Heinisch-Hosek schaue: Die kennt das, die weiß, inwieweit die Klienten der Lebenshilfe bei uns in Mödling inklusiv leben.

Als vor zwei Jahren die Lebenshilfe in ihrem Wohnhaus im Bereich Friedrich Schiller-Straße/Eisentorgasse Umbauarbeiten machen musste, haben sich die Verantwortlichen weiterhin bewusst für Mödling entschieden, obwohl sie zu tollen Grundstückspreisen irgendwo anders hätten bauen können. Nein, sie haben in der relativ teuren Stadt Mödling gebaut, mitten in der Stadt, ebenso wie die Caritas mitten in der Stadt mit ihren Klientinnen und Klienten da ist, weil sie ein Teil der Mitte der Gesellschaft, also inkludiert in unserem gemeinsamen Leben, sind. (Beifall bei der ÖVP.)

Es freut mich auch, dass wir mit Fritzi Pospischil – das ist die Vorsitzende der Lebenshilfe Niederösterreich – in wirklich extrem gutem Kontakt sind, was die Bedürfnisse der Menschen mit besonderen Bedürfnissen betrifft. Da gibt es einen regen Austausch.

Die zweite Feststellung für mich ist: Auch wenn wir jetzt Schulen mit Millionen Euro, mit neuen Pädagoginnen und Pädagogen ausstatten, haben die Hauptlast, die finanzielle, die betreuerische, die organisatorische Last bei dieser Frage noch immer die Eltern. Deshalb sollten wir uns auch alle gemeinsam überlegen, wie wir einmal die Eltern entlas­ten können.

Die Inklusionszugänge bei der Bildung sind ja unterschiedlich. Es gibt unterschiedliche Begabungen, unterschiedliche Handicaps. Daher wird man abschätzen müssen, inwie­weit es Wege zur Inklusion gibt. Wir haben als Stadtgemeinde Mödling bereits auf der Gemeindeebene immer versucht, schon im Kindergartenwesen inklusive Wege zu ge­hen, und Sie können mir glauben: Es ist nicht sehr einfach, autistische Kinder in einen inklusiven Kindergarten hineinzubringen und dort zu betreuen.

An dieser Stelle darf ich auch eine Lanze für unsere Sonderschulen brechen. Wir haben in Niederösterreich vor ein paar Jahren die Diskussion gehabt, ob man nicht die Sonderschulen grundsätzlich abschaffen soll. Empörung ging durch die Elternschaft. Die Eltern waren bei mir, bei vielen anderen Bürgermeistern und Landtagsabgeordneten in den Sprechstunden und haben gesagt: Unsere Kinder fühlen sich dort dermaßen gut aufgehoben – es können dort Schulabschlüsse et cetera gemacht werden –, bitte macht das ja nicht! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Deshalb sehe ich in dieser Frage keinen Platz für praxis- und lebensferne Gleichmacher­ideologie, sondern es geht darum, dass wir alle das Kindeswohl in den Mittelpunkt der Inklusion stellen sollten. (Beifall bei der ÖVP.)

20.59

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Michael Seemayer. – Bitte, Herr Abge­ordneter.