20.11

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Was wäre denn besser, als nach dem Tiroler Landwirtschaftskammerpräsidenten Hechenberger zu reden (Abg. Michael Hammer: Der Herr Verschwörungstheoretiker!), der ja die Sache an sich korrekt analysiert hat. (Abg. Michael Hammer: Der Wolf ist sicher wegen Corona, wegen der Impfung!) Ich mache dir, Kollege Hechenberger, wie auch der ÖVP-Fraktion heute ein Angebot (Abg. Michael Hammer: Das ist sicher die Impfung, ... Wolf!), ich bringe nämlich einen Antrag an.

Kollege Hammer, wenn du etwas sagen willst, komm heraus! (Abg. Michael Hammer: Ja?) – Ist dir das nicht zu blöd (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Michael Hammer), da in der ersten Reihe wie ein Lausbub permanent dazwischenzuschreien? Fällt dir nichts Besseres ein?

Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter Hauser, ich ersuche Sie wirklich! Bitte, wir haben eh nur mehr eine Dreiviertelstunde. – Bitte. (Abg. Loacker: Die Dreivier­telstunde redet der allein!)

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (fortsetzend): Herr Präsident, ich bitte Sie schon darum, für Ruhe zu sorgen, damit ich auch meine Ausführungen wirklich korrekt machen kann.

Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter Hauser, Sie haben ein Mikrofon, Sie haben die Möglichkeit, zu sprechen. Es war ein Zwischenruf, wie es viele gibt. Sie wer­den sich durchsetzen können. – Bitte, sprechen Sie weiter! (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie des Abg. Leichtfried.)

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (fortsetzend): Ich mache also ein schönes Angebot in Richtung ÖVP und bringe einen Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend (Abg. Mi­chael Hammer: Weltverschwörung!) „der Schutz des Menschen vor Wolfsangriffen muss Vorrang haben“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, die dringend notwendigen Schritte für ein ak­tives Wolfsmanagement und insbesondere die Entnahme von Problemwölfen zu setzen.“

*****

Da sind also (eine Tafel mit der Überschrift „FPÖ-Entschließungsantrag zum Wolf“ und einer verkürzten Version des Entschließungsantrages auf das Rednerpult stellend) zwei wichtige Schlüsselwörter dabei: „aktives Wolfsmanagement“ und „Entnahme von Pro­blemwölfen“. (Die Tafel fällt zu Boden, woraufhin der Redner sie aufhebt und erneut auf das Rednerpult stellt – Abg. Leichtfried: Das hält nicht!)

Ein Punkt, den Kollege Hechenberger und die ÖVP-Vorredner bereits erwähnt haben, ist die Reduktion des Schutzstatus des Wolfes von vier auf fünf. Da hat es parlamenta­rische Initiativen der FPÖ gegeben, die alle Parteien hier im Parlament abgelehnt haben. Ich bin ja schon gespannt, wie es jetzt ausschaut. Wieso? – Weil die ÖVP zuhauf par­lamentarische Petitionen eingebracht hat, die genau dasselbe wollen.

Wisst ihr, wie das mit den Petitionen funktioniert? – Da geht man vor Ort her und sagt zur Bevölkerung: Unterschreibt die Petition, damit wir etwas bewegen! – Die Bevölke­rung glaubt diesen Versprechungen, sie unterschreibt brav – es ändert sich aber nichts. Die Petition wird zur Kenntnis genommen. Der Inhalt der Petition, der heute hier in unserem FPÖ-Antrag fixiert ist und mit eurer Zustimmung auch umgesetzt werden kann: Das wäre die Lösung, das wäre ehrliche Politik – nicht die Leute unterschreiben lassen, sie vorführen und dann im Parlament genau das Gegenteil tun. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich sage zum Beispiel (der Redner hält einen Zettel in die Höhe), Kollegin Zopf, Nikolaus Prinz und Johann Singer brachten am 9. Juli 2020 eine Petition ein, sagten zur Bevölke­rung: Unterschreibt fleißig!, aber heute werden wir es wahrscheinlich erleben, dass sie genau dagegen abstimmen, genau gegen die Sache, die Sie fordern (Abg. Weratsch­nig: Die Kenntnisnahme ist kein Dagegensein, bitte! Unglaublich! Die Kenntnisnahme ist kein Dagegensein!): wolfsfreie Zonen, unbürokratische Entnahme des Wolfes.

Kollege Hermann Gahr (der Redner hält einen weiteren Zettel in die Höhe), 25. Mai, dasselbe: unbürokratische „Entnahme von Problemwölfen“, „Schaffung von wolfsfreien Zonen“.

Heute könnt ihr da (auf die Tafel auf dem Rednerpult weisend) zustimmen!

Andreas Kühberger detto (der Redner hält einen weiteren Zettel in die Höhe), dasselbe in Grün: Du forderst in deiner Petition wolfsfreie Zonen und die Entnahme von Problem­wölfen. (Abg. Weratschnig: Noch dazu ist das die Bundeskompetenz, das Nächste!)

Dann noch einmal geballte ÖVP-Macht (der Redner hält einen weiteren Zettel in die Hö­he): Kollege Hechenberger, Elisabeth Pfurtscheller, Hermann Gahr – noch einmal das­selbe – fordern die „Entnahme von Problemwölfen“ und eine „wolfsfreie Zone“.

So, bitte, heute habe ich (auf die Tafel auf dem Rednerpult weisend) den Antrag einge­bracht, ihr braucht nur zuzustimmen. So schaut ehrliche Politik aus! Gestern hatten wir den Tag der Ehrlichkeit – belügt die Leute nicht, erfüllt den Leuten bitte das, was ihr ihnen versprecht! Ich bitte um Zustimmung! Besser geht es doch nicht: Hier liegt ein Freiheitlicher Antrag vor, der genau das bringt, was ihr in euren Petitionen fordert.

Abschließend bedanke ich mich beim Verein Weidezone Tirol, der immer Inputgeber für unsere Initiativen ist, für sein Engagement, und hoffe, dass die ÖVP zur Ehrlichkeit zurückkehrt und unsere Initiative heute und hier unterstützt. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Weratschnig: Ehrlich gelogen, könnte man sagen! Ehrlich gelogen, könnte man sagen!)

20.16

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Hauser, Angerer, Kainz

und weiterer Abgeordneter

betreffend der Schutz des Menschen vor Wolfsangriffen muss Vorrang haben

eingebracht im Zuge der Debatte über den Sammelbericht des Ausschusses für Peti­tionen und Bürgerinitiativen über die Petitionen Nr. 17, 21, 25, 27 bis 29, 49, 55, 58, 61 und 62, 65, 73, 75, 82 und 84 sowie über die Bürgerinitiativen Nr. 34 und 40 (1632 d.B.) (TOP 30) in der 169. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 8. Juli 2022.

In seiner Studie mit dem Titel „Wann werden Wölfe für den Menschen gefährlich“1 führt der Biologe Prof. Valerius Geist aus, dass die politisch korrekte Ansicht, wonach Wölfe "harmlos" sind und keine Gefahr für den Menschen darstellen, leider nicht zutreffend ist.

Wenn der Mensch sich nicht verteidigt, werden die Wölfe übergriffig, so der Professor der Umweltwissenschaften an der University of Calgary in Alberta, Kanada. Selbstver­ständlich erfolgen Wolfsangriffe auf Nutztiere oder sogar Menschen nicht aus heiterem Himmel. Vielmehr gehen solchen Attacken verschiedene Phasen der Gewöhnung an den Menschen voraus. Er beschreibt eine Skala mit sieben klar erkennbaren Stufen, bevor ein Wolf einen Menschen angreift: „Seven stages of habituation“, sieben Stufen der Gewöhnung oder auch sieben Schritte bis zu Eskalation.

Stufe 1:

•      Beutetiere sterben massenhaft

•      Beutetiere wandern in menschliche Siedlungen

•      Wölfe habituieren sich durch Müllfressen

Stufe 2:

•      Wölfe beginnen nachts in menschlichen Siedlungen nach Nahrung zu suchen

•      Hunde beginnen sich daher nächtliche Bell-Duelle zu liefern

Stufe 3:

•      Wölfe sind tagsüber gut sichtbar

•      Wölfe beobachten Menschen tagsüber

Stufe 4:

•      Wölfe greifen kleinere Haustiere in der Nähe von Gebäuden an

•      Wölfe attackieren Hunde im Beisein der Besitzer bei Spaziergängen

Stufe 5:

•      Wölfe greifen Nutztiere wir Rinder an; als Anzeichen hierfür finden sich leichtere und schwerere Verletzungen bei den Individuen

•      Wölfe verfolgen Reiter

•      Wölfe schauen durch Fenster von Gebäuden

Stufe 6:

•      Wölfe nähern sich Menschen und beobachten diese

•      Es kommt zu Scheinangriffen

Stufe 7:

•      Wölfe ordnen Menschen als mögliche Beutetiere ein

Trotz einer Vielzahl an freiheitlichen Initiativen, um dem Problem beizukommen – von einer Anpassung der FFH-Richtlinie2 bis zur Errichtung einer Weidezone3 – verharrt die Regierungsmehrheit von ÖVP und Grünen nicht nur in Untätigkeit, sondern bekämpft sogar notwendige Entnahmen von Problemwölfen.4

Währenddessen nähert sich der Wolf immer weiter dem Menschen. In Obervellach in Kärnten legte ein Wolf ein gerissenes Rotwild mitten am örtlichen Fußballplatz ab.5 In der Ortschaft Stall im Mölltal in Kärnten durchstreift der Wolf bereits das Siedlungsgebiet. „Die Kleinen können nicht mehr im Wald spielen. Jeder hat Angst. Wir lassen weder die Tiere noch unsere Kids aus den Augen. Das Raubtier hat in unserem Tal bereits enor­men Schaden angerichtet. Ich habe wirklich Angst um meine Familie“, berichtet eine Landwirtin, nachdem bereits direkt hinter ihrem Haus ein Wolf gesichtet wurde.6 Im Ti­roler Brixental hat ein Wolf vor ein Reh bis ins Siedlungsgebiet verfolgt und neben einer Kinderschaukel gerissen. Von Scheu ist wenig zu spüren, die Bevölkerung ist verunsi­chert.7 Im Gemeindegebiet von Schön-berg im Tiroler Stubaital wurde der Behörde Mitte Mai ein totes Schaf gemeldet. Eine DNA-Untersuchung soll Gewissheit bringen, ob hier ein Wolf das Schaf gerissen hat. Aufgrund des Rissbildes besteht jedenfalls der starke Verdacht auf ein Großraubtier als Verursacher.8 In der Steiermark wird der Wolf nicht nur in Obdach im Murtal,9 sondern auch bereits nahe Graz gesichtet.10

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, die dringend notwendigen Schritte für ein akti­ves Wolfsmanagement und insbesondere die Entnahme von Problemwölfen zu setzen.“

1      Valerius Geist, When do wolves become dangerous to humans?, http://www.rur­alpini.it/file/Valarius%20Geist-Carnegie-2%20part%20article.pdf

2      Antrag betreffen Änderung der FFH-Richtlinien zur Sicherung der heimischen Almwirtschaft (825/A(E)), www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/A/A_00825/in­dex.shtml; Antrag betreffen Bevölkerungsschutz in wolfsnahen Siedlungsgebieten durch Anpassung der FFH-Richtlinie (1768/A(E)), www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/A/A_01768/index.shtml; Antrag betreffen Steigerung der Wolfrisse um +53%: Es wird Zeit zu handeln! (1915/A(E)), www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/A/A_01915/index.shtml.

3      Antrag betreffen Weidezone Österreich – für den Erhalt der heimischen Kulturland­schaft und Almen (2007/A(E)), www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/A/A_02007/index.shtml.

4      Gewessler lehnt Senkung des Schutzstatus vom Wolf ab, https://www.tt.com/artikel/30803994/gewessler-lehnt-senkung-des-schutzstatus-vom-wolf-ab; Rechtsgutach­ten zur FFH-Richtlinie wird Fall fürs Parlament!, https://www.fpoe.at/artikel/wolfs-problematik-rechtsgutachten-zur-ffh-richtlinie-wird-fall-fuers-parlament/; Versucht die Umweltministerin Landesgesetze mittels Rechtsgutachten zu Fall zu bringen? (10667/J), https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/J/J_10667/index.shtml.

5      https://kaernten.orf.at/stories/3151543/

6      https://www.krone.at/2707854

7      https://www.topagrar.at/management-und-politik/news/wolf-reisst-reh-neben-kinderschaukel-13072230.html

8      https://www.topagrar.at/management-und-politik/news/wolf-riss-schaf-im-stubaital-13094266.html

9      https://www.kleinezeitung.at/steiermark/murtal/6130223/Nah-an-Wohngebiet_Wolf-in-Obdach_Das-ist-hochproblematisch-wir

10     https://www.kleinezeitung.at/steiermark/6134477/EisbachRein_Ein-Wolf-nahe-Graz-warum-jetzt-mehr-Tiere-unterwegs-sind