20.32

Abgeordnete Bettina Zopf (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kolle­gen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und zu Hause, die Sie der Sitzung noch folgen! Tierschutz und Tierwohl sind mir besonders wichtig. Ich bin Nebenerwerbs­landwirtin und habe 1998 einen sozial-integrativen Bewegungsstall für meine Pferde ge­baut. Das war damals der erste in Oberösterreich.

Weiters leben auf unserem Bauernhof zwölf Hühner, ein Hahn und von Zeit zu Zeit füttern wir uns zwei Schweine zur Eigenversorgung. Meine Landwirtschaft befindet sich auf einem Berg, und bei uns sagt man: Ich lebe dort, wo sich Fuchs und Henne Gute Nacht sagen. Das kann ich bestätigen, denn der Fuchs besucht mich von Zeit zu Zeit – zu meinem Leidwesen beziehungsweise zum Leidwesen meiner Hennen. (Heiterkeit des Abg. Wöginger.)

2007 hat mir der Fuchs im Wochentakt meine Hühner gestohlen. Um 16 Uhr nachmit­tags, mitten unter der Stallarbeit, ist er mit meinem Lieblingshuhn im Fang an mir vorbei­geschnürt. Das war der Anlass dafür, die Jagdprüfung zu machen – und das zum Leid­wesen vom Fuchs, wenn er mich wieder besucht. (Heiterkeit, Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

Auch Kollegin El-Nagashi gebe ich zum Teil recht. Zu hoher Fleischkonsum ist gesell­schaftlich gesehen auch nicht richtig. Jedoch ist Fanatismus, egal wo, immer abzuleh­nen, auch in der Ernährung. Eigenverantwortung ist da angebracht. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich persönlich lege meiner Meinung nach ein natürliches Verhalten an den Tag. Ich bin Jägerin und Sammlerin, ich esse Gemüse und Obst genauso gerne wie hochwertiges Fleisch aus artgerechter Tierhaltung und weidgerecht gejagtes Wild (Beifall bei der ÖVP) – ein bewusstes Leben von und mit der Natur.

Als Bezirksbäuerin sind mir die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern bekannt. Damit komme ich zu meiner Petition: „Für ein erfolgreiches Wolfsmanagement in Oberöster­reich“. (Unruhe im Saal. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

Im Salzkammergut befinden sich zahlreiche bewirtschaftete Almen, die Großraubtiere sind im Vormarsch. Die Sichtung von Bären ist mir genauso bekannt wie schon einige Wolfsrisse von Schafen und Ziegen. Der Leidensdruck steigt. Es geht mir hier nicht darum, den Wolf auszurotten, sondern darum, die Notbremse zu ziehen, bevor unsere Bäuerinnen und Bauern die Almen in meiner Region nicht mehr bewirtschaften. Es kann nicht sein, dass wir den Wolf über das Leid unserer Nutztiere und die hochwertige Pro­duktion von Lebensmitteln stellen. (Beifall bei der ÖVP.)

Auch der Almtourismus ist somit in Gefahr, und dann gibt es keine Almen statt Palmen mehr. Und Urlaub auf unseren Almen, Kollegin Neßler, wollen wir ja nach wie vor unse­ren Österreicherinnen und Österreichern bieten.

Jetzt können wir über Herdenschutz diskutieren. Ein betroffener Bauer, Franz Gamsjä­ger aus Gosau, hat angeboten, dass Wolfsbefürworter gerne einen Herdenschutzzaun auf seiner Alm aufstellen können – 2 Stunden steil bergauf, keine Möglichkeit zum Transport, das schaue ich mir an! Man muss hier klar sagen, dass ein gewisser Reali­tätsverlust vorherrscht. Herdenschutz ist auf den Almen in der Praxis nicht möglich! (Bei­fall bei der ÖVP.)

Ich zitiere Franz Gamsjäger aus Gosau (Zwischenruf des Abg. Matznetter): Jeder, der sagt, der Wolf war schon immer da, dem schüttet einen Sack Flöhe ins Bett und sagt, die waren auch schon immer da! – Zitatende. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP.) Ich glaube, keiner von uns möchte Flöhe in seinem Bett, und ich bin ganz überzeugt, dass die Flöhe trotzdem nicht ausgerottet sind. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP.)

Kollege Hermann Gahr aus Tirol, einer besonders betroffenen Region, hat für uns bäuer­liche Vertreter, wie Kollege Kühberger schon gesagt hat, eine Reise zum Thema Groß­raubtiere nach Schweden organisiert. Schweden ist uns in vielen Bereichen voraus und wir haben für uns eigene Erfahrungswerte mitgenommen. Es ist unsere Aufgabe, hier gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Es ist nicht fünf nach zwölf, sondern es ist Viertel über zwölf. (Beifall bei der ÖVP.)

Zu Ihrem Antrag, Herr Kollege Hauser: Sie müssen vielleicht auch in den eigenen Reihen einmal schauen, dass die Leute auch hinter Ihnen stehen, hier sind und mitstimmen.

Deshalb abschließend meine Bitte: Suchen wir mit Hochdruck gemeinsam, auf Augen­höhe nach einer Lösung zum Erhalt unseres Lebensraumes! Tiere kennen keine Grund­stücksgrenzen und Raubtiere werden nie Kuscheltiere werden. Es ist, wie Kollege Franz Hörl als Tourismussprecher schon einmal gesagt hat: Kommt der Wolf, geht die Alm. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP.)

20.38

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Weratsch­nig. – Bitte.