21/PET XXVII. GP
Eingebracht am 17.06.2020
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Petition
Abgeordnete zum
Nationalrat
Ing. Josef Hechenberger
Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller
Hermann Gahr
An Herrn
Präsidenten des Nationalrates
Mag. Wolfgang Sobotka
Parlament 1017 Wien,
Österreich
Wien, am 17. Juni 2020
Sehr geehrter Herr Präsident!
In der Anlage überreiche ich Ihnen gem. §100 (1) GOG-NR die Petition betreffend
Schutz der Bevölkerung, der Land- und Almwirtschaft, des Tourismus und des ländlichen Raumes vor großen Beutegreifern
Mit der Bitte um
geschäftsordnungsmäßige Behandlung dieser Petition verbleibe
ich,
mit freundlichen Grüßen
Abg. z. NR Ing. Josef Hechenberger
Abg. z. NR Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller
Abg. z. NR Hermann Gahr
Petition: Schutz der Bevölkerung, der Land- und Almwirtschaft, des Tourismus und des ländlichen Raumes vor großen Beutegreifern
Ausgangssituation :
Die Gemeinde Serfaus zählt rund 1100
Einwohner auf einer Fläche von ca. 60 km2. Haupterwerbszweig ist der
Tourismus mit rund 1.25 Mil. Nächtigungen. Während der Saisonzeiten
im Sommer und Winter leben rund 10.000 Menschen im Dorf. Daneben sorgen rund 40
Bauern mit rund 400 Großvieheinheiten für eine flächendeckende
Bewirtschaftung unserer Kulturlandschaft. Die hoch gelegenen Almen werden mit
300 Schafen, 15 Pferden,
180 Rindern, 210 Melkkühen und 150 Mutterkühen mit Kälbern
bestoßen. Die Gemeinde
Serfaus gilt als Modellregion für die Zusammenarbeit von Landwirtschaft
und Tourismus.
Der gesamte Siedlungs- und Lebensraum wird in
Serfaus siedlungswirtschaftlich,
land- und almwirtschaftlich, jagdwirtschaftlich und vor allem auch touristisch
intensiv genutzt.
Aktuelle Situation vor Ort
Am Dienstag, den 19. Mai 2020 wurden 7 getötete Schafe im Bereich der Komperdellalpe im hochalpinen Gelände gefunden, zwei Wochen später bis zum 1. Juni sind es bereits 23 tote Schafe, acht sind nicht mehr auffindbar. Dies entspricht rund 10 % der bisher aufgetriebenen Schafe. Eine DNA-Analyse bestätigte, dass die Schafe von einem Wolf gerissen wurden.
Bereits von November 2019 bis März 2020 wurden im Nachbarort Fiss 12 Rehe gerissen, bei drei Proben konnte die Tötung durch den Wolf auch nachgewiesen werden. Alle Vorfälle spielten sich in Ortsnähe ab, teils sogar am Rande von Schipisten. Aufgrund dieser Vorfälle herrscht bei den Landwirten, im Besonderen bei den Schafbauern allergrößte Betroffenheit und die Sorge vor weiteren Schäden durch den Wolf. Am 6. Juni erfolgte aufgrund der zahlreichen Wolfsrisse der frühzeitige Almabtrieb von der Komperdellalm. Die Almbauern haben die Notbremse gezogen, sie wollen nicht mehr hilflos mitansehen, wie ein Schaf nach dem anderen qualvoll getötet wird.
Sollten die Bauern ihre landwirtschaftlichen Aktivitäten vermehrt einstellen, ist das derzeit gute Zusammenspiel zwischen Landwirtschaft, Tourismus, Nachhaltigkeit und der Regionalität stark gefährdet. Bei einer Begehung von Fachleuten wurde festgestellt, dass im hochalpinen Bereich in dem sich die Schafweiden befinden, Herdenschutzmaßnahmen nur sehr schwer oder nicht möglich sind. Die bestehende Almbeweidung der verschiedenen Tierarten entspricht jahrhundertealten bewährten Beweidungsformen, die Schafbeweidung im hochalpinen Bereich schützt außerdem vor Erosionen und Lawinen, sie sind ein unschätzbarer Beitrag zum Schutz dieses Lebens- und Wirtschaftsraumes.
Landwirte stellen sich bereits die Frage, ob unter diesen Umständen die Landwirtschaft überhaupt weiter betrieben werden kann. Die Almwirtschaft ist in Serfaus ein unverzichtbarer Teil der bäuerlichen Wirtschaftsweise.
Durch die oben geschilderten Vorfälle ist nicht nur die Land- und Almwirtschaft sowie die Jagd betroffen, es herrscht darüber hinaus auch bei der Bevölkerung und bei den Touristikern eine große Verunsicherung, teilweise auch Angst. Die Menschen haben Angst, sich mit ihren Kindern alleine in der Natur oder im Wald aufzuhalten. Da der Wolf bereits in Ortsnähe nachgewiesen wurde. Das zeigt deutlich, dass Wölfe ihre natürliche Scheu vor den Menschen verloren haben und mittlerweile sogar schon in Siedlungsräume vordringen.
Vermehrte Wolfsrisse und das Herumstreunen von Raubtieren in Ortsnähe schreckt auch Touristen und Freizeitsportler ab. Ein enormer Nachteil für den Tourismus in unserem Land.
Deswegen fordert die Gemeinde Serfaus:
• Es braucht eine rasche, unbürokratische und leichte Entnahme von Problemwölfen!
• Der Schutzstatus des Wolfes muss gesenkt werden. Der Wolf ist nicht vom Aussterben bedroht. Derzeit gibt es europaweit rund 30.000 Exemplare und die Reproduktionsrate liegt bei rund 30 Prozent. Deswegen gehört der Wolf nicht mehr zu den bedrohten Tierarten.
• Tirol muss als wolfsfreie Zone definiert werden. Es muss auch in Zukunft für unsere Bauern gefahrlos möglich sein, Alm- und Weidewirtschaft zu betreiben. Der Schutz der Bevölkerung, die Erhaltung einer gesunden Berglandwirtschaft und die Sicherheit für unsere Gäste setzen einen Lebensraum ohne gefährliche Beutegreifer voraus.