A
- Akanthusblatt
Stilisiertes Ornament, das der Form des distelartigen Akanthus-Blattes (Bärenklau-Blattes) nachempfunden ist; wahrscheinlich seit dem fünften Jahrhundert vor Christus als Gestaltungselement an korinthischen Säulen in Verwendung; der Name leitet sich vom altgriechischen Wort Akanthos ab, was so viel wie "der Dornige" bedeutet.
- Akroterion
Plastische Figur oder Ornamentaufsatz über dem Giebelscheitel oder den Giebelecken von antiken Tempeln.
- Allegorie
Sinnbild, Gleichnis.
- Apollon
Gott des Lichts, des Frühlings, der sittlichen Reinheit und Mäßigung sowie der Weissagung und der Künste, insbesondere der Musik, der Dichtkunst und des Gesanges.
- Ares
Gott des grausamen Krieges, des Blutbades und Massakers.
- Arkade
Ein auf Stützengliedern ruhender Bogen.
- Artemis
Göttin des Mondes und der Fruchtbarkeit sowie der Jagd, Beschützerin der Frauen und Mädchen.
- Athene
Göttin der Weisheit, des Kampfes und der Strategie; zudem Schirmherrin der Künste und Wissenschaften.
- Athene Parthenos
Statue der Göttin Athene, die der Bildhauer Phidias für das Parthenon im antiken Athen schuf. Sie war zwölf Meter hoch und aus Elfenbein und Gold gefertigt. Die Statue ging zwar verloren, da aber Beschreibungen davon erhalten sind und antike Nachbildungen gefunden wurden, konnte das Aussehen rekonstruiert werden.
- Atrium
(vom lateinischen Wort atrium = zentrale Wohnhalle, Wohnzimmer, Empfangssaal); zentrale Halle des antiken, altitalischen römischen Wohnhauses, auch Vorhof eines antiken Heiligtums; übernommen als großer offener Vorhof für die frühchristlichen Basiliken, dort später auch als Paradies bezeichnet.
- Attika
Aufsatz über dem Hauptgesims eines Bauwerks.
B
- Bacchantin
Anhängerin des römischen Gottes Bacchus (Gott des Weines und der Vegetation), die an einem orgiastischen Fest (Bacchanalien) zu dessen Ehren teilnimmt. In der Kunst wurden diese Frauen meist spärlich bekleidet und trinkend dargestellt; besonders beliebt im Barock.
- Balkon
Offener Austritt mit Brüstung am Obergeschoß.
- Balustrade
(französisch von italienisch balustrata), ein aus Balustern (Docken = kurze rundliche Stützen, insbesondere an hölzernen Geländern) gebildetes durchbrochenes Geländer an Treppen, Brücken, Balkonen usw.
- Boudoir
Die Bezeichnung "Boudoir" kommt aus dem Französischen. Das Verb "bouder" heißt so viel wie "schmollen, schlecht gelaunt sein". Ein Boudoir ist daher eine Art "Schmollwinkel". In Frankreich war dieser Begriff für ein Damenzimmer seit dem 18. Jahrhundert üblich, was nicht besonders frauenfreundlich und heute schon gar nicht "politisch korrekt" ist. Im deutschen Sprachraum fand er erst im 19. Jahrhundert Verwendung, später verstand man darunter allgemein das Ankleidezimmer. Heute ist das Wort kaum mehr gebräuchlich.
E
- Erker
Als Rechteck-, Polygon- oder Runderker in einem der oberen Geschosse um ein oder zwei (selten mehr) Fensterachsen auskragendes Bauteil auf Konsolen; in der Regel breiter als tief; verwendet wurden Erker häufig im Fachwerkbau oder um bessere Aussicht auf mittelalterlichen Burgen zu garantieren; bei Bürgerhäusern der Spätgotik und Renaissance wurde es nicht nur eingesetzt, um Platz zu gewinnen, sondern diente auch als Gliederungsmotiv der Fassade.
F
- Fries
Streifenartiges Feld oder durchlaufendes Band. Vor allem in der Architektur ist der Fries als gliederndes oder abschließendes Schmuckelement in verschiedenen Varianten geläufig; in der Gebälkzone griechisch-antiker Tempel war er als Ornamentfries aus Pflanzenmotiven vorhanden: Lotosblüten und Palmetten wechselnd und mit Ranken verbunden.
G
- Galerie
Unter anderem ein an einer Seite zu einem größeren Raum hin geöffneter Laufgang an Kirchen oder Wehranlagen.
- Genienpaare
Oft geflügelte Gestalten, auch Schutzgötter, die in der Ornamentik eingesetzt wurden und manchmal auch paarweise dargestellt sind.
- Gesims
Aus der Mauer hervortretender, waagrechter Streifen zur Betonung der waagrechten Bauabschnitte.
- Giebel
Abschlussform eines Satteldaches, auch Bekrönung eines Fensters.
- Griepenkerl, Christian
Künstler, geboren am 17. März 1838, Oldenburg; gestorben am 22. März 1916, Wien; Student von Carl Rahl, mit dem er gemeinsam an den Fresken im k. und k. Waffenmuseum (heute Heeresgeschichtliches Museum) arbeitete; von ihm stammt der Fries im Herrenhaussaal des Parlamentsgebäudes; stofflich widmete sich Griepenkerl wie Rahl vor allem der griechischen Mythologie.
- Groteskenmalerei
Malerei, die aus Grotesken, also aus der hellenistisch-römischen Antike stammenden Dekorationen, besteht.
H
- Hephaistos
Gott des Feuers, der Blitze und der Handwerker.
- Hera
Griechische Göttin der Geburt und der Ehe; zugleich Gattin und Schwester des Göttervaters Zeus.
- Herme
Bildwerk mit dem Kopf oder auch dem ganzen Oberkörper des Gottes Hermes, der sich nach unten in einem verjüngenden Pfeiler fortsetzt.
- Hermes
Griechischer "Götterbote"; Schutzgott der Reisenden, Kaufleute und Hirten, aber auch der Diebe und der Magie.
- Himation
Manteltuch
- Historismus, strenger
Der Strenge Historismus ist in seiner Architektur um Formenklarheit bemüht und bevorzugt Stilelemente der Renaissance.
J
K
- Kapitell
(vom lateinischen Wort caput = Haupt, Kopf; Verkleinerungsform: capitellum = Köpfchen); oberer Abschluss einer Säule.
- Karyatiden
Altgriechische Tempelsäule in Mädchengestalt; als Karyatiden werden stehende weibliche Figuren bezeichnet, denen in der Bauplastik die Funktion zukommt, das darüber liegende Gebälk zu stützen. In der Ringstraßenarchitektur war die Verwendung von Karyatiden, aber auch ihrer männlichen Gegenstücke, der Atlanten, sehr beliebt. Sie finden sich sowohl bei öffentlichen Monumentalgebäuden wie dem Parlament als auch bei privaten Palais.
- Kundmann, Carl
Bildhauer, geboren 15. Juni 1838, Wien; gestorben 9. Juni 1919, Wien; ab 1883 Professor für Bildhauerkunst an der Wiener Akademie; Hauptanteil an der Ausführung des Pallas Athene Brunnens vor dem Parlament; weitere bekannte Werke: Grabmal Franz Schuberts auf dem Zentralfriedhof, Statuen an der Fassade des Burgtheaters, Tegetthoff-Statue am Praterstern.
L
M
P
- Palmette
Symmetrische Abstraktion eines Palmenwipfels als Grundform der Ornamentik. Sie kann einzeln vorkommen, wird aber gerne wiederholt (z. B. in einem Fries). Tritt oft in Verbindung mit Voluten auf.
- Peristyl
(griechisch perí = um-, herumlaufend; griechisch stýlos = Säule, Pfeiler, Stütze); Säulenumgang um einen Hof oder Platz; insbesondere die von Säulen umgebenen Innen- und Gartenhöfe des antiken griechischen und römischen Wohnhauses.
- Pilaster
Vor eine Wandfläche vorspringendes, einen Pfeiler vortäuschendes Gliederungselement mit Basis und Kapitell; kann kanneliert oder ornamental verziert sein. Römer und Griechen setzten das Element zur Wandgliederung und -gestaltung ein.
- Pilz, Vincenz
Bildhauer, geboren am 14. November 1816, Warnsdorf; gestorben 26./27. April, Wien; arbeitete an der Ausschmückung der Fassaden mehrerer Wiener Prachtbauten (z. B. Kunsthistorisches Museum, Musikvereinsgebäude, Oper) mit. Die Quadrigen auf der Attika des Parlamentsgebäudes stammen von Pilz.
- Plafond
französisch = flache Decke.
- Portikus
(lateinisch porticus = (offene) Säulenhalle); von Säulen getragener, offener Vorbau einer Hauptfront als Säulenhalle vor dem Haupteingang; häufig durch einen Giebel oder flach mit einer Attika abgeschlossen.
- Poseidon
Gott des Meeres.
- Putto
In der Bildenden Kunst kleine, meist nackte Knabenfigur mit oder ohne Flügel. Die seit der Frührenaissance üblichen Kinderengel werden im allgemeinen italienisch als Putti (Mehrzahl) oder auch deutsch als Putten (Mehrzahl) bezeichnet. Sie gehen auf die schon in der Antike bekannten Darstellungen kleiner, oft geflügelter nackter Knaben zurück.
Q
R
- Rahl, Carl
Künstler, geboren am 13. August 1812, Wien; gestorben am 9. Juli 1865, Wien; widmete sich zuerst der Porträt-, später vor allem der monumentalen Malerei; verantwortlich etwa für die Fresken mit allegorischen Darstellungen im k. und k. Waffenmuseum (heute Heeresgeschichtliches Museum); betrieb eine eigene Schule für Malerei.
- Relief
(französisch = erhabene Arbeit); Plastik, die aus einer Fläche heraus entwickelt wurde und noch spürbare Beziehung zu ihr hat; in der Bildhauerkunst halbplastische, aus der Fläche heraustretende Darstellungen, figürlich, bildhaft, ornamental. Verschiedene Techniken nach dem Grad der Plastizität: Flachrelief, Halbrelief und Hochrelief; unterschieden wird auch zwischen strengem Relief, bei dem die Figuren streng getrennt vor dem Hintergrund stehen, und malerischem Relief, bei dem die Figuren mit dem Hintergrund verbunden sind.
- Risalit
(italienisch: risalto = vorspringen); vor die Flucht der Fassade in ganzer Höhe vorspringender Bauteil, der auch höher als der Hauptbaukörper sein kann und oft ein eigenes Dach hat; typisch für Barock und Renaissance.
- Rosette
Stilisierte Abstraktion einer Blütenform, bei der um einen runden Kern Blütenblätter angeordnet sind.
S
- Säule
Stützendes Bauglied mit rundem, polygonalen oder profiliertem (Schaft-)Querschnitt; meist verfügen Säulen über Basis, Schaft und Kapitell und weisen im Unterschied zu Rundpfeilern nicht an jeder Stelle denselben Durchmesser auf, sondern verjüngen sich nach einer "Schwellung" nach oben hin. Neben freistehenden Säulen gibt es auch solche, die sich nur zum Teil von der Wand abheben (Viertel, Halb- und Dreiviertelsäulen). Die Bezeichnungen als dorische, korinthische und ionische Säulen stammen von der Form des Kapitells.
- Säulenordnung
Konstruktive und formale Einheit der Gestaltung des griechisch antiken Tempels sind bestimmt durch das Zusammenwirken von Basis, Schaft, Kapitell und Gebälk bei den drei Ausformungen dorische, ionische und korinthische Ordnung (Sonderform: attisch-ionische Ordnung); von den Römern übernommen, modifiziert und ergänzt um die römisch-dorische Ordnung, die tuskische Säule und das Kompositkapitell (komposite Ordnung). Aufbau, Form und Details der Säulen sind bestimmt durch die ursprüngliche Konstruktion aus Holz.
- Sapientia
(lateinisch = Weisheit, auf Griechisch Sophia), allegorische Figur, die oft als Frau mit einer Schriftrolle oder einem Buch dargestellt wird; auch Schlangen und Spiegel gelten als Symbole der Sapientia; die Weisheit galt schon bei Platon und Aristoteles als eine der Haupttugenden für ethisches Verhalten.
- Stuccolustro
Stuccolustro (italienisch: blanker Stuck) ist eine Version der Fresko-Technik, die bereits in Pompeji eingesetzt wurde und in Italien im 18. Jahrhundert unter anderem als Marmorimitation wiederauflebte. Dabei wird eine Paste aus Marmorstaub, Farbe und Weißkalk auf feuchten Unterputz aufgetragen, mit Kalkseife (Seifenlauge und Kalk) bestrichen und bemalt. Die Malerei wird dann mit heißen Streichblechen geglättet und mit Bienenwachs oder Venezianerseife (Kernseife, der Olivenöl beigemengt wird) eingelassen, was den Farben starke Leuchtkraft und Glanz verleiht.
T
- Tondo
Als Tondo wird ein Rundbild bezeichnet, das als Gemälde oder Relief gestaltet sein kann. Das Wort ist vom italienischen "rotondo" (= rund) abgeleitet. Tondi waren ein häufig verwendetes Gestaltungselement in der Architektur von der Antike bis zum Historismus.
- Thorvaldsen, Bertel
Dänischer Bildhauer, geboren am 19. November 1770 bzw. am 13. November 1768 (Datum nicht gesichert), Kopenhagen; gestorben am 24. März 1844, Kopenhagen; er gilt als einer der Hauptmeister des Hochklassizismus und war stark von der griechischen Antike beeinflusst; studierte bereits ab seinem zwölften Lebensjahr an der königlichen Akademie in Kopenhagen und unternahm später Studienreisen nach Rom; verantwortlich für unzählige Werke in Kopenhagen und Rom.
- Türgerichte
Türgestell bestehend aus Schwelle, zwei Pfosten und Sturz oder Bogen. Die Türgerichte im Parlament bestehen aus Stuckmarmor. Dabei wird Gips angerührt und in verschiedenen Farben eingefärbt. Die unterschiedlichen Gipsmassen werden – ähnlich wie bei einem Marmorgugelhupf – aufgetragen und anschließend fein geschliffen. Durch das Schleifen entsteht ein steinähnlicher Effekt.