Die Präsidenten Zyperns und Montenegros gingen auf die gefrorenen Konflikte in ihren Heimatregionen sowie auf die dahin gehende Rolle des Europarats ein. Präsident Milatović betonte besonders die notwendige Integration des Westbalkans in die EU, welche nach der Eröffnung von Beitrittsgesprächen mit der Ukraine nunmehr ein "offensichtlicher Schritt" geworden sei. Milatović zeigte sich zum EU‑Beitritt Montenegros bis 2028 optimistisch.
Österreichs starke Unterstützerrolle zu Montenegros EU‑Beitritt brachte Bundesrätin Eder‑Gitschthaler zum Ausdruck, die nach konkreten Maßnahmen fragte, die Montenegro unternehme, um jungen Menschen eine gute Perspektive und älteren Bürger:innen einen sorgenfreien Lebensabend zu bieten. Präsident Milatović verwies daraufhin auf den seit Dezember 2023 laufenden Zensus, der für eine umfassende Erhebung des Befindens der montenegrinischen Bevölkerung genutzt und künftig als wissenschaftliche Grundlage in den fraglichen Politikbereichen dienen soll.
Der Premierminister von Liechtenstein, Daniel Risch, dessen Heimatland dieses Halbjahr den Vorsitz des Ministerrates des Europarats führt, sprach sich in seiner Rede vehement gegen den "vermeintlichen Tod des Multilateralismus" aus. Er stellte aus der Sicht eines Kleinstaates fest, dass der inklusive Multilateralismus des Europarats – bei dem auch kleinere Mitgliedstaaten mitgestalten können – das wichtigste Instrument zur Herstellung von Stabilität und Frieden im Angesicht machtpolitischer Bedrohung von völkerrechtlichen Normen sei.
Für ihre Fraktion in der PV stellte Bundesrätin Eder‑Gitschthaler eine Frage an den Premierminister, in der sie wissen wollte, wie Liechtenstein die Menschenrechte fördere, wie der aktuelle Status eingefrorener russischer Vermögen sei und was im Kampf gegen Geldwäsche unternommen werde. Risch gab zu wissen, dass Liechtenstein alle Entscheidungen des EGMR umgesetzt habe, derzeit habe man 90 von rund 200 Konventionen ratifiziert. Betreffend eingefrorener Vermögen habe Liechtenstein alle Sanktionen der EU umgesetzt. Die Konfiszierung russischer Finanzmittel werde diskutiert, allerdings gebe es "größere rechtliche Hürden".
Für den Ministerrat des Europarats stellte sich die Außenministerin des Vorsitzlandes Liechtenstein, Dominique Haesler den Fragen der Abgeordneten. In ihrer vorhergehenden Ansprache legte sie den Status quo zu laufenden Dossiers im ständigen Ministerdelegiertenkomitee des Europarats dar, dessen Prioritäten rund um die im Mai 2024 beim vierten Gipfel der Staats- und Regierungschefs des Europarats beschlossenen Reykjavik‑Erklärung gesetzt sind. Als daraus resultierende "historische Erfolge" bezeichnete Haesler etwa das Schadensregister für die Ukraine oder das Europaratsbudget für 2024‑2027, das erstmals seit 17 Jahren real erhöht werden konnte. Zudem stellte sie die Fertigstellung der Rahmenkonvention zu künstlicher Intelligenz noch unter liechtensteinischer Präsidentschaft in Aussicht.
Bundesrat Schennach fragte die Außenministerin für seine Fraktion, welche Schritte der Ministerrat zur türkischen Nichtumsetzung des EGMR‑Urteils zur Freilassung des inhaftierten Menschenrechtsaktivisten Osman Kavala treffen würde. Haesler teilte mit, dass der Ministerrat für Februar plane, direkt mit den zuständigen türkischen Fachbehörden in einen "ergebnisorientierten Dialog" zu treten. Auch die Umsetzung von EGMR‑Urteilen sei nämlich eine Kernforderung der Reykjavik‑Erklärung und insgesamt unumgänglich für die Glaubwürdigkeit der Institution.