News 09.05.2025, 16:55

Literatur am Ring thematisiert Pinochet-Diktatur und SS-Offizier

Im Rahmen der Reihe "Literatur am Ring" der Parlamentsbibliothek sprach der renommierte britische Menschenrechtsanwalt und Autor Philippe Sands über sein neuestes Buch. Sands war 1998 mit Augusto Pinochet konfrontiert, als er ihn nach dessen Verhaftung in London juristisch beraten sollte. Sands beteiligte sich jedoch an der Anklage gegen den Diktator und stieß in seinen Nachforschungen auf Pinochets Handlanger Walther Rauff.

Als hochrangiger Nationalsozialist verantwortete Rauff jene Gaswägen, mit denen während des Zweiten Weltkriegs tausende Jüdinnen und Juden, Roma, Sinti und KZ-Insassen ermordet wurden. Im Jahr 1949 flüchtete Rauff nach Chile und beriet den chilenischen Diktator Pinochet beim Aufbau kleinerer Konzentrationslager. Außerdem war er für den bundesdeutschen Geheimdienst (BND) als Agent tätig.

In seinem Gespräch mit der Historikerin Marie-Theres Arnbom gab Philippe Sands Einblicke in sein Buch und in seine Arbeit. Er berichtete anschaulich über seine Recherchen. Er habe mit vielen Menschen von allen Seiten gesprochen, so Sands.

Was Rauff betrifft, sei dieser nach seiner Flucht in Chile vom BND angeheuert worden, so Sands. Als 1973 Pinochet zum Diktator wurde, habe Rauff an Freunde in Deutschland geschrieben: "Ich stehe jetzt unter Denkmalschutz." Man habe nun zum ersten Mal klare Belege dafür, dass ein hochrangiger Nazi sowohl in Naziverbrechen, als auch in Verbrechen in Südamerika involviert gewesen sei, so Sands.