Satirezeitschriften haben in Österreich eine lange Tradition. Die „Eipeldauer Briefe“ erscheinen trotz der strengen Pressegesetze des Staatskanzlers Klemens Wenzel Fürst Metternich von 1785 bis 1821. Zehn Jahre später kommentieren „Die komischen Briefe des Hans Jörgel von Gumpoldskirchen“ das politische Tagesgeschehen in der Wiener Mundart. Mit der in der Märzrevolution 1848 (kurzfristig) errungenen Pressefreiheit bricht eine neue Ära an. Die gezeichnete und literarische Karikatur, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts in unzähligen Satireblättern erblüht, begleitet die Entwicklungsschritte von Demokratie und Parlamentarismus (sowie deren Rückschläge) auf hohem künstlerischen Niveau.
Eine Fülle an „Witzblättern“ belegt den hohen Stellenwert humoristisch-satirischer Kommentare zu politischen Ereignissen und gesellschaftlichen Missständen jener Zeit. Die hier vorgestellte Auswahl verdeutlicht, mit welch intellektueller Ernsthaftigkeit demokratiepolitische Entwicklungen, ihre Akteure und Handlungen, beobachtet werden, um sie als Gegenstand von Spott und Häme zu qualifizieren. Damit ist nach der Zensur 1934 und endgültig mit der Gleichschaltung der Presse durch das NS-Regime Schluss. Als nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs politische Karikatur und Satire mit neuem Elan zurückkehren, hat sich die Medienlandschaft grundlegend gewandelt.