Politische Satire und Karikatur

In diesem Teil der Ausstellung erfahren Sie mehr über die große bandbreite historischer Satirezeitschriften

Beschreibung und Verortung der Regalinhalte

Die hier vorgestellten Ausstellungsinhalte sind auf zwei Regale verteilt. Im Regal vor Ihnen sind Ausstellungsobjekte mit Bild- und Textinhalten auf vier Regalebenen verteilt. Rechts von Ihnen sind Ausstellungsobjekte mit Bild- und Textinhalten ebenfalls auf vier Regalebenen verteilt.

Regal 1

In der obersten Ebene (Regalebene 1) des ersten Regals sind Titelblätter und Schriftzüge aus verschiedensten historischen Satirezeitschriften in Form einer Collage an der Regalrückwand angebracht. Einzelne Elemente heben sich unterschiedlich stark von der Wand ab. Auf dem Regalboden stehend befinden sich zwei Bücher mit seitlich daran fixierten Objekttexten. In der Regalebene 2 darunter befinden sich ebenfalls zwei stehende Werke mit seitlich daran fixierten Objekttexten. In der Regalebene 3 befindet sich der auf der Rückwand gedruckte Einführungstext, rechts daneben sind historische Karikaturen von Theodor Zasche angebracht, die sich von der Wand abheben. 

Rechts von diesen befindet sich der erläuternde Objekttext. Auf dem Regalboden liegend befinden sich zwei Bücher mit seitlich daran fixierten Objekttexten. In der untersten Regalebene 4 befindet sich ein Easy Reader zum Thema „Anton Zampis. Erinnerungs-Bilder aus Wiens Octobertagen 1848“ sowie ein Easy Reader zum Thema „Historische Satire-Zeitschriften in Österreich. Eine Revue mit 16 Beispielen“.

Regal 2

In der obersten Ebene (Regalebene 1a) des zweiten Regals sind Titelblätter und Schriftzüge aus verschiedensten historischen Satirezeitschriften in Form einer Collage an der Regalrückwand angebracht. Einzelne Elemente heben sich unterschiedlich stark von der Wand ab. Auf dem Regalboden stehend befindet sich ein aufgeschlagenes Buch mit seitlich daran fixiertem Objekttext. In der Regalebene 2a darunter befinden sich an der Rückwand angebrachte historische Karikaturen von Theodor Zasche, die sich von der Wand abheben. Auf dem Regalboden stehend befinden sich mehrere Ausgaben der Zeitschrift „Die Fackel“ mit seitlich daran fixiertem Objekttext. 

Rechts davon befindet sich ein Handapparat mit Büchern zum Thema „Politische Karikatur heute“ mit seitlich daran angebrachtem Objekttext. In der Regalebene 3a befindet sich auf der Länge des Regalbodens eine leicht überstehende Vitrine. Darin aufgeschlagen befindet sich das Buch „Schmerzlicher Abschied“ von Ironimus aus dem Jahr 1955. In der untersten Regalebene 4a befindet sich auf der Länge des Regalbodens ebenfalls eine leicht überstehende Vitrine. Darin liegen handgezeichnete Skizzenkärtchen mit den Porträts von Abgeordneten aus den Jahren 1886 bis 1897.

Einleitungstext in Brailleschrift

Ein offener Schuber mit dem Einleitungstext zum jeweiligen Regal in Brailleschrift befindet sich in jedem Ausstellungsregal unterhalb der Braille-Zeile mit dem Titel des Ausstellungsabschnittes. Auf der Oberseite des Faches befindet sich ein QR-Code, über den jeder der Einführungstexte für die insgesamt 30 Ausstellungsabschnitte abrufbar ist.

Einleitung

Vom „Politischen Tagblatt für Spott und Ernst“ bis zur „Streitschrift gegen alle“: Politische Satire in Wort und Bild hat in Österreich eine lange Tradition. Eine Fülle von satirischen Zeitschriften kommentiert, bagatellisiert und ironisiert im 19. Jahrhundert das Geschehen im Reichsrat. Satire ist ein hochwirksames Medium der Kritik und Polemik: Je nach Blattlinie werden die Akteure des politischen Geschehens in Karikaturen überzeichnet oder Minderheiten und vermeintliche Gegner in klischeehaften Darstellungen stigmatisiert. Worin auch die Gefahr von Satire und Karikatur lauert: Einst wie heute verläuft zwischen Ironie, Satire und Diffamierung lediglich ein feiner Grat.

Regalebene 1

Buch „Die gezeichnete Republik. Österreich 1918-1938“ von Peter Malina, Ausgabe aus dem Jahr 1988

In der Zwischenkriegszeit bringen Zeichner wie Fritz Schönpflug die Umbrüche ihrer Epoche pointiert zu Papier. Die aus unterschiedlichen Medien zusammengetragenen Karikaturen bilden eine Gegen-Geschichte Österreichs vom Zusammenbruch der Habsburgermonarchie bis zum „Anschluss“ 1938.

Buch „Das Hohe Haus in der Karikatur. Max und Moritz im Parlament“ von Heinrich Leoster und Kazimierz Sichulski, Ausgabe aus dem Jahr 1913

Die geistreiche Parlamentssatire enthält 70 Karikaturen des polnischen Zeichners Kazimierz Sichulski (1879–1942), die Abgeordnete des Reichsrats darstellen. Die Spottgedichte des Politjournalisten Heinrich Leoster (1866–1924) stehen in der Tradition von Wilhelm Busch.

Regalebene 2

Buch „Das hohe Haus. Parlamentsbilder aus Österreich“ von Edmund Wengraf, Ausgabe aus dem Jahr 1896.

Der Essayist und Lyriker Edmund Wengraf (1860–1933) veröffentlicht literarische Portraits von Abgeordneten des österreichischen Reichsrats. Ihm ist es ein Anliegen, diese als nahbare Persönlichkeiten mit menschlichen Stärken und Schwächen darzustellen. Das Publikum ist begeistert, die erste Auflage sofort vergriffen.

Zeitungsexemplar „Die Böse Buben-Stunde“ von Alfred Polgar und Egon Friedell aus dem Jahr 1924, Nachdruck aus dem Jahr 1978.

Der Schriftsteller Alfred Polgar (1873–1955) und der Kulturphilosoph Egon Friedell (1878–1938) geben zwischen 1921 und 1926 „Böse-Buben-Zeitungen“ heraus. Sie konstatieren einen „sensationellen Mangel an Neuigkeiten“ und bringen „belanglose Meldungen aus mehreren Hauptstädten“. Die scharfe Medienkritik hinter den lustvollen Kalauern bleibt heutigen Leserinnen und Lesern nicht verborgen.

Regalebene 3

Karikaturen „Aus dem Abgeordnetenhaus“ von Theodor Zasche

Theodor Zasche (1861–1922) ist für zahlreiche satirische Blätter tätig. Nach der Reichsratswahl im März 1891 skizziert Zasche die Abgeordneten der VIII. Legislaturperiode (1891–1897) mit sicherem Strich. Jeder der nicht durchwegs schmeichelhaft gezeichneten Köpfe ist mit einem entlarvenden Requisit ausgestattet, manchmal sogar mit diesem „verwachsen“.

Buch „Die politische Arche Noah“ von Käthe Olshausen-Schönberger, Ausgabe aus dem Jahr 1916

Sie ist eine der ersten Karikaturistinnen des Landes: Anhand von Tierzeichnungen kommentiert die in Mödling geborene Illustratorin (1881–1968) die politischen Entwicklungen in Europa von 1914 bis 1916. Der Tierwelt bleibt die Zeichnerin treu. 1928 erscheint in New York “Boga The Elephant”, 1929 “The Fat Camel of Bagdad” und 1930 “Just Horses”.

Buch „Escape Artist“ von Lily Renée, Ausgabe aus dem Jahr 2011

Lily Renée Willheim, 1921 in Wien geboren, schafft sich als zeichenbegabtes Kind eine opulente Fantasiewelt. Als 17-Jährige vom NS-Regime zur Flucht gezwungen, fasst sie in New York rasch als Comic-Zeichnerin Fuß. Mit „Señorita Rio“ kreiert sie eine weibliche Superheldin, zu ihren späteren Arbeiten zählt das Kinderbuch „Red is the Heart“.

Regalebene 4

Easy Reader „Anton Zampis. Erinnerungs-Bilder aus Wiens Octobertagen 1848“

Anton Zampis (1820–1883) ist Zeichner und Karikaturist. 1841 tritt er in den Dienst der Allgemeinen Hofkammer ein und widmet sich zugleich seiner Berufung als Zeichner. Seine „Erinnerungs-Bilder aus Wiens Octobertagen 1848“ zählen zu den bekanntesten lithographischen Serien des Künstlers. Die 18 satirischen Blätter aus dem Bestand der Parlamentsbibliothek befinden sich in einer großformatigen Mappe – zu groß für jedes Regal.

Easy Reader „Historische Satire-Zeitschriften in Österreich. Eine Revue mit 16 Beispielen“

Satirezeitschriften haben in Österreich eine lange Tradition. Die „Eipeldauer Briefe“ erscheinen trotz der strengen Pressegesetze des Staatskanzlers Klemens Wenzel Fürst Metternich von 1785 bis 1821. Zehn Jahre später kommentieren „Die komischen Briefe des Hans Jörgel von Gumpoldskirchen“ das politische Tagesgeschehen in der Wiener Mundart. Mit der in der Märzrevolution 1848 (kurzfristig) errungenen Pressefreiheit bricht eine neue Ära an. Die gezeichnete und literarische Karikatur, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts in unzähligen Satireblättern erblüht, begleitet die Entwicklungsschritte von Demokratie und Parlamentarismus (sowie deren Rückschläge) auf hohem künstlerischen Niveau. 

Eine Fülle an „Witzblättern“ belegt den hohen Stellenwert humoristisch-satirischer Kommentare zu politischen Ereignissen und gesellschaftlichen Missständen jener Zeit. Die hier vorgestellte Auswahl verdeutlicht, mit welch intellektueller Ernsthaftigkeit demokratiepolitische Entwicklungen, ihre Akteure und Handlungen, beobachtet werden, um sie als Gegenstand von Spott und Häme zu qualifizieren. Damit ist nach der Zensur 1934 und endgültig mit der Gleichschaltung der Presse durch das NS-Regime Schluss. Als nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs politische Karikatur und Satire mit neuem Elan zurückkehren, hat sich die Medienlandschaft grundlegend gewandelt.

Regalebene 1a

Buch „Danke Gut“ von Gerhard Haderer, Ausgabe aus dem Jahr 2005

Prominente Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Gesellschaft zeigen vollen Körpereinsatz, um in schwierigen Zeiten den Schriftzug „Alles wird Gut“ zu formen. In artistischen Verrenkungen überbrücken die „buchstäblichen“ Akteurinnen und Akteure politische Differenzen und verharren einen Moment lang in verblüffender Harmonie.

Regalebene 2a

Zeitschrift „Die Fackel“ von Karl Kraus, Ausgaben aus den Jahren 1899 bis 1936

Die Zeitschrift, die der Schriftsteller Karl Kraus (1874–1936) in zwangloser Folge im Alleingang herausgibt, tritt einen unbarmherzigen Kampf gegen soziale Missstände und die Verkommenheit der Sprache an. Die Fackel umfasst 922 Nummern und über 20.000 Seiten. Die Machtergreifung Adolf Hitlers in Deutschland verschlägt Kraus 1933 – vorübergehend – die Sprache.

Handapparat mit Büchern zum Thema „Politische Karikatur heute“

Die Karikatur ist in fast allen Tages- und Wochenzeitungen Österreichs ein unverzichtbarer Bestandteil politischer Berichterstattung. Sie ist – einst wie heute – ein prägnantes Medium der Kritik und der öffentlichen Meinungsbildung. In pointierter ironischer Form gelingt es im Genre der „spitzen Feder“, Leserinnen und Leser direkt anzusprechen und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen zu fördern.

Regalebene 3a

Buch „Schmerzlicher Abschied“ von Ironimus, Ausgabe aus dem Jahr 1955

Auf dem weiten Feld der politischen Karikatur habe Österreich „in seiner sonst so großen Vergangenheit“ wenig zu bestellen, so Hans Weigel (1908–1991) in diesem frühen Sammelband von „Ironimus“ (aka Gustav Peichl, 1928–2019). „Die Musen der Geschichte und der Zeichenkunst segneten des Ironimus Eintritt in die Blätter, die die Welt bedeuten.“

Regalebene 4a

Gezeichnete Abgeordnete, Skizzenkärtchen aus den Jahren 1886 bis 1897

Ein unbekannter Zeichner skizziert Abgeordnete des Reichsrats in unterschiedlichen Techniken und Graden naturalistischer Ähnlichkeit mit den dargestellten Personen. Das kleine Album mit 37 Kärtchen, die auf der Vorder-und Rückseite „bezeichnet“ sind, repräsentiert das im ausklingenden 19. Jahrhundert beliebte Genre der augenzwinkernden Charakterstudie politischer Akteure.