1164/AB-BR BR
Die Bundesräte Konecny und Genossen haben am
24.2.97 unter der Nr. 1259/J -
BR/ 1997 eine schriftliche Anfrage betreffend unverständliche
Prioritätensetzungen
bei der Ausweitung der österreichischen Auslandsvertretungen
an mich gerichtet,
welche den folgenden Wortlaut hat:
1. Aus welchen Gränden erachten Sie die Errichtung
einer österreichischen Bot -
schaft in Talijun für wichtiger als die Errichtung
einer Botschaft in Hanoi?
2. Sind Sie nicht auch der Auffassung, daß
der österreichische Botschafter in Hel -
sinki in ausreichendem Maße die österreichischen
Interessen im nur wenige Ki -
lometer entfernten Tallinn "mitbetreuen"
kann?
3. Aus welchen Grunden halten Sie die Ernehtung einer
Botschaft in Skopje für
wichtiger als die Eirichtung einer östelTeichischen
Botschaft in Hanoi?
4. Sehen Sie die Gefahr daß die weitere Nichterrichtung
einer österreichischen Bot -
schaft in Hanoi als Desavouierung des Herrn Bundespräsidenten
angesehen wer -
den könnte, welcher sich anläßlich
seines offiziellen Staatsbesuches im Jahr 1995
mit besten Argumenten für die Errichtung einer
österreichischen Botschaft in der
Hauptstadt Vietnams ausgesprochen hat?
5. Wie beurteilen Sie die in der Einleitung zitierten
Aussagen ibres Amtsvorgängers
Dr. Alois Mock in Bezug auf die Notwendigkeit einer
Botschaftserrichtung in
Vietnam?
6. Sind Sie der Auffassung, daß der asiatisch
- pazifische Raum ein Schwerpunkt der
österreichischen Diplomatie sein sollte und
daß es sich dort derzeit um eine der
dynamischsten Wachstumsregionen der Erde handle,
die immer mehr in den
Mittelpunkt einer global orientierten Außenpolitik
rücken müsse?
7. Nach welchen Kriterien setzen Sie bei der Errichtung
neuer Österreichischer Ver -
tretungsbehörden die Prioritäten?
Ich beehre mich, diese Anfrage wie folgt zu beantworten:
ad 1)
Die laufend intensiver werdenden Beziehungen der
baltischen Staaten zur EU und ihr
Status als assozuerte Beitrittskandidaten läßt
die Errichtung Österreichischer Bot -
schaften noch vor Übemalinie der EU - Präsidentschaft
angezeigt erscheinen. Darüber -
hinaus machten die Östeüeichischen Exporte
in jeden einzelnen der baltischen
Staaten für sich genorrimen 1995 mehr aus als
die Exporte nach Vietnam; das ist auch
für 1996 aufgrund der Ergebnisse im ersten Halbjahr
anzunehmen.
Da Estland zu den aussichtsreichen EU - Beitrittskandidaten
zählt ist die Eröffnung
einer diplomatischen Vertretung auch aus integraüonspolitischer
Sicht zu empfehlen.
ad 2)
Aus sachlichen und geographischen Gründen erscheint
eine baldige politisch -
diplomatische Präsenz Österreichs an Ort
und Stelle zweckmäßig. Eine Wahrnehmung
durch Mitakkreditierung kann notwendigerweise mit
der Wirksamkeit einer Vertre -
tung im Lande selbst nicht verglichen werden.
ad 3)
Die Errichtung einer Österreichischen Botschaft
in Skopje ist angesichts der politi -
schen Entwicklungen und der Bedeutung der Region
des ehemaligen Jugoslawien
unter sicherheitspolitischen uiid wirtschaftlichen
Gesichtspunkten für Österreich be
deutsain. Dabei ist auch die kommende EU - Präsidentschaft
Österreichs zu berück -
sichtigen, wobei die geo grafische Nähe der
Region und die strategische Bedeutung
der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien
mit zu berücksichtigen ist.
ad 4) und 5)
Nein. Die Ankündigung, in Hanoi eine österreichische
Botschaft zu eröfftien, erfolgte
noch vor den notwendigen Budget - Sparmaßnahmen
der Bundesregierung. Auch die in
Erwägung gezogene kostensparende Lösung,
eine österreichische Vertretungsbehörde
gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Österreich
zu eröffnen, konnte aufgrund der
auch in der Wirtschaftskammer Österreich erforderlichen
Sparmaßnahmen vorerst
nicht weiter verfolgt werden.
Dennoch bemüht sich das BMaA weiterhin, die
Voraussetzungen für die Eröffnung
einer Botschaft in Hanoi in den Budgetjahren 1998
und 1999 zu schaffen.
ad 6)
Die internationale Bedeutung der asiatisch - pazifischen
Region hat während der letzten
Jahre stark zugenommen. Österreich hat diesen
Veränderungen dadurch Rechnung
getragen, daß einerseits Asien seit dem Jahr
1994 besondere Aufinerksamkeit gewid -
met wird, andererseits Österreich die Asienstrategie
der Europäischen Union, die im
Dezember 1994 vom Europäischen Rat in Essen
verabschiedet wurde, nachhaltig un -
terstützt und mitträgt.
ad 7)
Die Errichtung österreichischer Vertretungsbehörden
folgt den politischen und wirt -
schaftlichen Interessen Östeiieichs - im Bereich
Europas unter Berücksichtigung und
im Rahmen unserer EU - Mitgliedschaft und Teilnahme
an der GASP sowie des Be -
strebens europaweit Demokratie, Rechtstaatlichkeit
und Marktwirtschaft zu fördern.