1194/AB-BR BR

Gegenstand: schriftl. parl. Anfr. d. Abg. z. BR Waldhäusl und
Kollegen vom 5. Juni 1997, Nr. 1293/J - BR/97,
betreffend Saatkartoffel - Aktion Saatgut
An den
Herrn Präsidenten
des Bundesrates
Parlament
1017 Wien
Auf die - aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit in Kopie bei -
geschlossene - schriftliche Anfrage der Abgeordneten Waldhäusl und
Kollegen vom 5. Juni 1997, Nr. 1293/J - BR/97, betreffend Saatkar -
toffel - Aktion Saatgut, beehre ich mich folgendes mitzuteilen:
Zu Frage 1:
Im Jahre 1996 wurden in Österreich 50 Kartoffelsorten vermehrt.
Im Februar 1997 waren viele Sorten noch in relativ großen Mengen
vorrätig, die teilweise von Abnehmern vorbestellt waren. Die von
der Bezirksbauernkammer Litschau angegebene Gesamtmenge von rund
4.500 Tonnen dürfte nach Ansicht von Experten zutreffen. Eine
exakte Aufschlüsselung über die Lagermenge nach Sorten liegt dem
Bundesministerium für Land - und Forstwirtschaft nicht vor.
Zu Frage 2:
Laut Auskunft des Bundesamtes und Forschungszentrums für Land-
wirtschaft (BFL) sind die Sorten "Ditta, Sonja, Hermes, Gina und
Sigma" für den Anbau in Bosnien, Serbien und anderen Gebieten des
ehemaligen Jugoslawien ebenfalls geeignet. Es wird angemerkt, daß
im ehemaligen Jugoslawien traditionell rotschalige Kartoffelsorten
("Desiree") angepflanzt werden.
Zu den Fragen 3. 4 und 5:
Das Bundesministerium für Land - und Forstwirtschaft war vor Einkauf
des Saatgutes nicht befaßt. Nachdem der gegenständliche Sachverhalt
bekannt wurde, hat das BFL umgehend eine Expertise über die Eignung
von österreichischen Kartoffelsorten für den Export nach Bosnien
erstellt. Der Inhalt dieser Expertise wurde auch den Landes - Land -
wirtschaftskammern zur Kenntnis gebracht.
Wesentlicher Inhalt der Expertise ist, daß die Sorten Ditta, Sonja,
Hermes, Gina und Sigma für den Anbau in Bosnien, Serbien und
anderen Gebieten des ehemaligen Jugoslawien geeignet sind. Unter
österreichischen Verhältnissen liegen Gina, Hermes und Sigma im
Ertrag etwas unter Desiree, Ditta erreicht etwa dieselben Erträge
wie Desiree. Sonja liegt als sehr ertragreiche, festfleischige
Sorte deutlich über den anderen angeführten Sorten. Große Anbau -
flächen von Hermes in Spanien und Portugal lassen den Schluß zu,
daß diese eher mehlige, großfallende Sorte sich auch für
Jugoslawien gut eignen wurde. Sortenversuche in Mittelitalien (als
vergleichbare Klimazone) haben für die Sorten Gina und Ditta sehr
gute Erträge bei gleichzeitig guter Speisequalität gebracht. Für
den Anbau in Bosnien empfohlen wurden daher die Sorten Ditta, Gina,
Hermes und Sonja, die allerdings in den Nachfolgestaaten des
ehemaligen Jugoslawien in der Sortenliste noch nicht registriert
sind. Das Österreichische Rote Kreuz wurde ersucht, diese Öster-
reichischen Sorten in seine künftigen Saatgutaktionen aufzunehmen.
Zu Frage 6:
Seit dem Jahre 1994 werden im Rahmen der Saatgutaktionen des Roten
Kreuzes die Sorten "Desiree, Planta, Sigma, Bintje und Jaerla" in
die Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien geliefert. Die
Entscheidung über die Sorten fällt durch Agronomen des Interna -
tionalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf. Aufgrund der
bisherigen Erfahrungen - phytosanitäre und ertragsmäßige Eignung
der Sorten - ersuchte das IKRK, 1997 ausschließlich die Sorte
Desiree einzukaufen. Das Österreichische Rote Kreuz erkundigte
sich daher gezielt nach dieser Sorte. In der Folge wurde die
Raiffeisen-Ware Austria (RWA) beauftragt, Saatgut der Sorte
Dosiere bereitzustellen. Die RWA versuchte zuerst Angebote in
Österreich einzuholen, wobei keine entsprechenden Mengen dieser
Sorte vorrätig waren. Letztlich konnten doch 120 t österreichisches
Saatgut der Sorte Desiree eingekauft werden. Da in Österreich nur
eine Teilmenge erhältlich war, mußte die übrige Menge auf dem
europäischen Markt gekauft werden.
Zu Frage 7:
Bei einer phytosanitären Kontrolle an einem kroatischen
Grenzübergang wurde die Teilladung eines LKW wegen zu starkem
Schorfbefall beanstandet. Der LKW wurde zurückbeordert und die
beanstandete Saatgutpartie ersetzt. Die aus Österreich stammenden
120 t Saatgut wurden zur Gänze in HR-Slatina, HR - Nova Gradiska,
HR - Petrinja, HR - Glina, HR - Knin und ICRC Vukovar verteilt.
Ein erstrebenswertes Ziel der Österreichischen Saatgutwirtschaft
wird sein, internationale Hilfsorganisationen von der Qualität des
österreichischen Saatgutes zu überzeugen. Wie dem Bundesministerium
für Land - und Forstwirtschaft mitgeteilt wurde, hat das ÖRK
den Ägronomen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz für Ende
Juli nach Österreich eingeladen, damit er sich an Ort und Stelle
von der Qualität des österreichischen Saatgutes überzeugen kann.