1221/AB-BR BR
Beantwortung
der Anfrage der Bundesräte Mühlwerth, Dr. Tremmel,
Moser, betreffend Einstellung der Schüler - Gesundheits -
statistik, Nr. 1303/J - BR.
Zur beiliegenden Anfrage führe ich folgendes aus:
Zu Frage 1:
Meine Amtsvorgängerin wurde mit Schreiben des Bundeskanzleramtes vom 1. Oktober 1996
offiziell über die vorläufige Einstellung der Aufarbeitung der Statistik des ,,Gesundheitszustan -
des der Schuljugend" informiert.
Vor dieser offiziellen Information fand jedoch schon am 28. August 1996 ein erstes Gespräch
auf Beamtenebene zwischen Vertretern des Österreichischen Statistischen Zentralamtes
(ÖSTAT), des Bundeskanzleramtes, des Bundesministeriums für Unterricht und kulturelle
Angelegenheiten und des Gesundheitsressorts über die weitere Vorgangsweise statt.
Zu den Fragen 2 und 3:
Da die Schülerstatistik die einzige Quelle für Informationen über den Gesundheitszustand der
Bevölkerung eines kompletten Jahrganges darstellt, ist sie für die Arbeit meines Ressorts von
großer Bedeutung.
Darüber hinaus stellt diese Statistik im Zusammenhang mit Maßnahmen zur Gesundheitsförde -
rung ein notwendiges Monitoring - Instrament für Trend - und Verlaufskontrollen dar.
In der Bundesregierung besteht prinzipiell Konsens über die Notwendigkeit der Statistik des
"Gesundheitszustandes der Schuljugend". Es wurde daher vom ÖSTAT eine Arbeitsgruppe
"Revision der Schulgesundheitsstatistik" mit Vertretern des Gesundheits - und Unterrichtsres -
sorts, unter Einbeziehung der Landesschulärzte und der Ärztekammer, ins Leben gerufen.
Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es, die Weiterführung einer bundeseinheitlichen Schulgesund -
heitsstatistik in einer effizienten und qualitiativ hochwertigen Form sicherzustellen. Ich hoffe,
daß dieses Vorhaben von Erfolg begleitet ist.
Zu den Fragen 4a und b:
Zunächst möchte ich feststellen, daß es unrichtig ist, die Statistik über den Gesundheitszustand
der Schuljugend dahingehend zu interpretieren, daß 900.000 (75 %) von 1,2 Mio. österreichi -
schen Schülerinnen und Schülern gesundheitlich beeinträchtigt sind.
In den genannten Zahlen wurde offensichtlich nicht berücksichtigt, daß ein Schüler mehrere
Beschwerden gleichzeitig haben kann. Die Annahme, daß die Summe der Einzeldiagnosen
gleichbedeutend ist mit der Gesamtzahl der Schüler mit gesundheitlichen Beschwerden, ist
daher nicht zulässig. Die angeführten Zahlen sind mit Sicherheit zu hoch angesetzt.
Weiters muß darauf hingewiesen werden, daß in die Statistik auch Untersuchungsbefunde wie
Brillenträger, Zahnfehlstellungen in Behandlung oder entfernte Tonsillen eingehen, die, wenn
überhaupt, nur eine sehr geringfügige gesundheitliche Beeinträchtigung darstellen.
Im ÖSTAT wurden bisher die Ergebnisse der schulärztlichen Untersuchungen der 1., 4., 8. und
12. Schulstufe jedes Schuljahres ausgewertet. Die Statistik erlaubt nur diagnosespezifische
Aussagen für die erwähnten Schulstufen (z.B. bei 14,9 % der Schüler der 12. Schulstufe ist das
Sehvermögen beidseitig herabgesetzt).
Das schulärztliche Untersuchungsprogramm, wie es derzeit durchgeführt wird, ist aus fachli -
cher Sicht eine geeignete und weitgehend ausreichende Methode, um Gesundheitsrisiken oder
bestehende Erkrankungen feststellen zu können. Um darüberhinaus Wissen, Einstellungs und
Verhaltensänderungen bei Kindern und Jugendlichen zu erreichen, sind neben den schulärztli -
chen Untersuchungen zusätzliche Maßnahmen notwendig.
Hier kommt der Umsetzung des relativ neuen Konzeptes der Gesundheitsförderung auch im
Schulbereich immer größere Bedeutung zu.
Besonders bewährt haben sich dabei Aktivitäten, die von den Schulen selbst konzipiert und
durchgeführt werden (WHO - Konzept "Gesundheitsfördernde Schule"). Wie eine Erhebung des
Österreichischen Bundesinstitutes für Gesundheitswesen gezeigt hat, ist die Zahl dieser Aktivi-
täten in österreichischen Schulen erfreulicherweise bereits sehr hoch.
Eine Vereinheitlichung oder zwangsweise Koordination der Maßnahmen von zentraler Stelle
wäre kontraproduktiv, da sie jeder Eigeninitiative entgegenstehen würde.
Es ist daher ein wesentliches Ziel der gemeinsamen Arbeit des Bundesministeriums für Arbeit,
Gesundheit und Soziales und des Bundesministeriums für Unterricht und kulturelle Angelegen -
heiten zur schulischen Gesundheitsförderung, die vielen vorhandenen Aktivitäten in einen
nachhaltigen organisatorischen Rahmen zu stellen und zu ihrer Qualitätsentwicklung beizutra -
gen. Dies geschieht unter anderem im Österreichischen Netzwerk "Gesundheitsfördernde
Schulen", das 1993 in Kooperation von Gesundheits - und Unterrichtsressort ins Leben gerufen
wurde.
Nach erfolgreichem Abschluß der dreijährigen Pilotphase soll dieses Konzept nun in Bundes -
ländernetzwerken umgesetzt werden.
Zusätzlich werden von meinem Ressort in Kooperation mit dem Bundesministerium für Unter -
richt und kulturelle Angelegenheiten auch Unterrichtsmaterialien zu gesundheitsrelevanten
Themen wie Drogen, Sucht und AIDS zur Verfügung gestellt.
Zu Frage 4c:
Das Schulärztewesen fällt nicht in meinen Kompetenzbereich.
Zu Frage 5:
Wie bereits zu den Fragen 2 und 3 ausgeführt, ist die Weiterführung dieses Statistikprogram -
mes derzeit Gegenstand einer Arbeitsgruppe. Unabhängig von der statistischen Auswertung
werden die Gesundheitsblätter als Befunddukumentation von den Schulärzten weiterhin ausge -
füllt.
Zu Frage 6:
An die EU wurden bisher, gemäß Auskunft des Österreichischen Statistischen Zentralamtes,
jährlich Gesundheitsdaten aus folgenden Bereichen übermittelt:
Todesursachenstatistik, Statistik der Arbeitsunfälle, Statistik der Berufskrankheiten, Statistik
der berufsausübenden Ärzte, Apotheker und Zahnärzte sowie Angaben über die Zahl der Bet -
ten in Krankenhäusern und psychiatrischen Abteilungen. Aus der Krebskrankenstatistik werden
alle drei Jahre die Datenbank EUROCIM (European Cancer Incidence and Mortality) und das
Forschungsprogramm ECLIS (European Childhood Leukaemia Incidence Study) beliefert.
Es ist festzuhalten, daß Ergebnisse aus den meisten dieser Statistiken seit jeher an die WHO
und die OECD übermittelt werden. Die Übermittlungspflichten ergeben sich aus der jahrzehn -
tealten Mitgliedschaft Österreichs zu diesen internationalen Organisationen und laufen neben
jenen an die EU natürlich weiter.
Am 30. Juni 1997 beschloß die EU ein Aktionsprogramm für Gesundheitsberichterstattung.
Das Ziel ist die Einrichtung eines gemeinschaftlichen Systems der Gesundheitsberichterstat -
tung. Eine Liste mit den Indikatoren und Daten, die in diesem Rahmen gesammelt werden sol -
len, wird erst ausgearbeitet. Die Daten sollen auch mittels des Telematik - Systems EUPHIN
(European Public Health Information Network) den Mitgliedsländern zur Verfügung gestellt
werden.
Zu Frage 7:
Diesbezüglich ist das ÖSTAT federführend verantwortlich, wobei es jedoch auf die aktive
Mithilfe verschiedener Institutionen angewiesen ist.
Zu den Fragen 8 und 9:
Zunächst muß ich richtigstellen, daß ausschließlich die statistische Auswertung der schulärztli -
chen Untersuchungen eingestellt wurde. Die übrigen Bereiche der Gesundheitsstatistik sind
von der Einstellung nicht betroffen.
Die Daten aus den anderen Bereichen der Gesundheitsstatistik werden auch in Hinkunft vom
ÖSTAT erstellt und - von diesem verantwortet - an die EU geliefert werden.
Ergebnisse der schulärztlichen Untersuchungen wurden bisher nicht von der EU angefordert,
da es keine vergleichbaren Untersuchungen in allen Mitgliedstaaten gibt und diese Statistik
keinen EU - weiten Regelungen unterworfen ist.
Mangels konkreter Vorgaben der EU über die zu übermittelnden Daten ist eine Kostenschät -
zung in diesem Bereich derzeit nicht möglich.
Zu den Fragen 10 bis 12:
Was den Gesundheitszustand der österreichischen Schülerinnen und Schüler betrifft möchte ich
auf meine Ausführungen zu Frage 4 verweisen.
Das ÖSTAT ist die zuständige Stelle für Datenübermittlungen an das Statistische Amt der Eu -
ropäischen Gemeinschaft (EUROSTAT). Es besteht jedoch aus Sicht des ÖSTAT derzeit keine
Veranlassung zur Übermittlung von Schüler - Gesundheitsdaten, da diese, aus den bereits erläu -
terten Gründen, von der EU nicht angefordert werden.