1240/AB-BR BR
 
Beantwortung
der Anfrage der Bundesräte Mühlwerth, Dr. Tremml, Dr. Riess - Passer
betreffend Herzinfarkt - häufigste Todesursache,
(Nr. 1344/J - BR)
Zur beiliegenden Anfrage führe ich folgendes aus:
Zu den Fragen 1 bis 3:
Herz - Kreislauf - Erkrankungen stehen seit vielen Jahren an der Spitze der Todesursachen, wobei
für die Patienten mit Herzinfarkt die Sterblichkeit seit Beginn der 80er Jahre deutlich gesunken ist.
Letztgenannter Umstand dürfte darauf zurückzuführen sein, daß neue Behandlungsmethoden ein -
geführt wurden, durch die eine Verbesserung der Prognose möglich geworden ist. An erster Stelle
steht die Entwicklung und Anwendung von Medikamenten zur Thrombolyse, d.h. zur Auflösung
des für den Infarkt verantwortlichen Thrombus in einem Herzkranzgefäß. Daneben spielen aber
auch invasive Methoden, wie Ballondilatation und Bypassoperation, eine entscheidende Rolle.
Die angesprochene amerikanische Studie berichtet über eine unterschiedliche Behandlungsqualität
bei Männern und Frauen. Allerdings werden dabei nicht ausreichend Faktoren berücksichtigt, wie
unterschiedliches Lebensalter, Begleit - und Zweiterkrankungen, die Grund dafür sein können, daß
Patientinnen seltener als Patienten einer invasiven Diagnostik unterzogen werden.
Aus mehreren internationalen Studien zur Frage, ob bei Frauen und Männern die verschiedenen
Behandlungsmethoden mit gleicher Häufigkeit angewendet wurden, geht jedoch hervor, daß bei
 
Frauen sowohl die Thrombolyse als auch die Ballondilatation und Bypassoperation deutlich
seltener durchgeführt werden. Aus einer vor kurzem in der Zeitschrift LANCET veröffentlichten
multizentrischen internationalen Studie über die Thrombolyse, an welcher auch österreichische
Zentren mitgearbeitet haben, geht hervor, daß Frauen signifikant seltener einer Lysebehandlung
zugeführt werden.
Um die Frage zu klären, ob Behandungsunterschiede zwischen Männern und Frauen in Österreich
bestehen, hat das Ludwig Boltzmann Institut für Herzinfarktforschung eine Studie durchgeführt,
die 1008 Patienten einschließt, die zwischen Oktober 1992 und September 1996 an der
Kardiologischen Abteilung des KH Lainz stationär aufgenommen wurden und im Institut
statistisch erfaßt sind. Der Anteil der Männer betrug 68%, der der Frauen 32%, das durch -
schnittliche Alter der Männer betrug 64,4 Jahre, das der Frauen 70,9, d.h. im Durchschnitt
waren die Frauen um 6,5 Jahre älter.
Die Studie brachte folgende Ergebnisse:
34,6% der Männer und 30,4% der Frauen wurden einer Thrombolysetherapie zugeführt, der
Unterschied des Anteiles der Männer zum Anteil der Frauen ist statistisch allerdings nicht
signifikant. Signifikant ist jedoch, daß Frauen seltener einer Herzkathederuntersuchung, einer
Ballondilatation und einer Bypassoperation unterzogen wurden.
Für die Bypassoperation wird angeführt, daß Frauen zumeist kleinere Herzkranzgefäße aufweisen
als Männer und daher häufiger technisch nicht operiert werden können; außerdem sprechen Er -
fahrungsberichte davon, daß das Ergebnis einer Bypassoperation bei Frauen schlechter als bei
Männern ist. Aus denselben Gründen, scheinen auch Herzkathederuntersuchungen bei Frauen
seltener durchgeführt zu werden. Die Analyse der Ballondilatation ergab, daß die seltenere
Durchführung insgesamt ausschließlich auf das höhere Alter der Frauen bei Auftreten des
Infarktes zurückzuführen ist.
Zu den Fragen 4 bis 8:
Gemäß § 2 Abs. 3 des Bundesgesetzes über die Dokumentation im Gesundheitswesen, BGBl.
Nr.745/1996, verfügt das Bundesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales über die
Datenmeldungen der Diagnosen der im Berichtszeitraum (= jeweiliges Kalenderjahr) aus
 
stationärer Behandlung entlassenen, verstorbenen oder in andere Krankenanstalten überstellten
Pfleglinge sowie über die Datenmeldungen der während des stationären Aufenthaltes erbrachten
ausgewählten medizinischen Einzelleistungen.
Gemäß § 2 Abs. 4 leg. cit. sind diese Entlassungsdiagnosen und ausgewählten medizinischen
Einzelleistungen pro stationärem Krankenhausaufenthalt dem Bundesministerium für Arbeit,
Gesundheit und Soziales zu melden.
Mein Ressort verfügt daher über keine Daten, die sich auf die Einlieferung von Patienten in die
Krankenanstalten beziehen, sowie über keine auf die einzelnen Patienten bezogenen Daten. Die
im Zusammenhang mit der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung erhobenen Daten
ermöglichen keine Auswertung der Fragen 4 bis 7.
Zu Frage 9:
Es gibt keinen Hinweis, daß Frauen mit Herz - Kreislauf - Erkrankungen nicht mit gleicher Sorgfalt
behandelt werden.
Zu den Fragen 10 und 11:
Zahlreiche Institutionen haben in Österreich Programme zur primären Prävention; besonders
hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der Österreichische Herzfonds.