1298/AB-BR BR
 
Auf die - aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit in Kopie beigeschlossene - schriftliche
parlamentarische Anfrage der Bundesräte Dr. Susanne Riess-Passer und Kollegen vom
3.7.1998, Nr.1411/J - BR, betreffend durch den Euro verursachte Kosten, beehre ich mich
folgendes mitzuteilen:
Zu 1. bis 12.:
Es steht außer Frage, daß die Umstellung auf die gemeinsame Währung mit Kosten, sowohl
für den privaten als auch für den öffentlichen Sektor, verbunden ist. Diese Kosten ergeben
sich unter anderem durch Anpassungen in der EDV sowie im Formularwesen, durch die
Umrüstung von Automaten, durch die Produktion neuer Banknoten und Münzen sowie
natürlich auch durch diverse Schulungs - und Ausbildungsprogramme. Im Bereich der
öffentlichen Verwaltung erfordert die Währungsumstellung überdies zahlreiche
Anpassungen in der Legistik, wie insbesondere den Ersatz von Schilling -. Beträgen bzw. -
Verweisen durch Euro - Beträge bzw. -Verweise.
Wegen der Vielzahl an branchen- und sektorspezifischen Unterschieden ist eine Schätzung
der Umstellungskosten allerdings äußerst schwierig und praktisch auch kaum durchführbar.
Faktoren, die in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle spielen, betreffen insbesondere
die Wahl der jeweiligen Umstellungsstrategie sowie die Nutzung allfälliger Synergieeffekte.
So führen viele Unternehmen gleichzeitig mit der Währungsumstellung auch allgemeine
betriebliche Reorganisationsmaßnahmen durch, oder sie verknüpfen - so wie die öffentliche
Verwaltung - die Währungsumstellung mit der Lösung des "2000er" - Datumsproblemes.
 
Zu berücksichtigen ist ferner auch, daß die Anpassungen im Zuge der Währungsumstellung
in der Regel mit dem bereits vorhandenen Fachpersonal durchgeführt werden können.
Dadurch bleiben die Mehrkosten im Personalbereich im wesentlichen auf Überstunden
beschränkt und der Arbeitsmehraufwand kann durch eine vorübergehende Aufschiebung
anderer Projekte aufgefangen werden.
Schließlich fließen bei solchen Schätzungen sehr häufig subjektive Zielsetzungen bzw.
Interessen ein, durch die die Ergebnisse erheblich verzerrt werden können. Es ist daher
nicht verwunderlich, daß die vorliegenden Schätzungen sehr große Bandbreiten aufweisen
und daher sehr vorsichtig interpretiert werden müssen.
Allerdings handelt es sich dabei um einmalige Kosten, denen die dauerhaften Einsparungen
durch den Wegfall von Transaktionskosten sowie von Wechselkursrisken gegenüber zu
stellen sind.
Nach vorliegenden Informationen, die sich auf Schätzungen der Kommission stützen,
können die einmaligen Umstellungskosten mit insgesamt 0,5 % bis 0,75 % des BIP und die
Einsparungen mit jährlich rund 0,56% des BIP angesetzt werden.
Bezogen auf Österreich bedeutet dies einen Betrag zwischen rund 13 Mrd. S und knapp
20 Mrd. S an einmaligen Kosten, aber jährlichen Einsparungen von rund 13 Mrd. S.
Selbst bei einer "großzügigen" Schätzung der Umstellungkosten kann daher erwartet
werden, daß sich diese Kosten insgesamt bereits nach eineinhalb Jahren amortisiert haben.
Aufgrund der oben dargestellten Gründe sind naturgemäß auch Kostenschätzungen für den
öffentlichen Sektor schwierig. Im Bereich des Bundesministeriums für Finanzen, das von der
Währungsumstellung besonders betroffen ist, wurde aber dennoch versucht, eine möglichst
genaue Schätzung vorzunehmen. Demnach ist der Umstellungsaufwand mit insgesamt rund
60 Personenjahren anzusetzen, wobei der größte Anteil - nämlich rund zwei Drittel - auf die
Umstellung der EDV entfällt.
Was beispielsweise die Bereiche Kredit - und Versicherungswirtschaft anbelangt, ist
folgendes festzuhalten:
 
Die Kreditwirtschaft ist ein von der Umstellung hauptbetroffener Wirtschaftszweig. Bei den
durch die Währungsunion anfallenden Kosten, ist zwischen einmaligen Umstellungskosten
und dem Entfall von Geschäftsfeldern zu. unterscheiden.
Die einmaligen Umstellungskosten werden, verteilt auf die gesamte Umstellungsperiode von
vier bis fünf Jahren derzeit von der österreichischen Kreditwirtschaft mit etwa 7 - 8.Mrd. S
beziffert. Mehr als die Hälfte der Kosten dürfte die Adaption von EDV - Programmen und die
EDV - Umstellung betreffen. Die weiteren Kostenfaktoren liegen vor allem in Ausbildungs -
maßnahmen bzw. in der Umstellung aller Bereiche des Bankbetriebes. Der laufende
Geschäftsausfall für Banken, der gleichzeitig Kostenersparnisse für Wirtschaft und Konsu -
menten bedeutet, wird laut Schätzungen der Kreditwirtschaft mit etwa 3,5 - 4 Mrd. S ange -
nommen.
Es darf jedoch nicht außer Betracht bleiben, daß sich aufgrund der gesamtwirtschaftlichen
Vorteile der Wirtschafts - und Währungsunion für die Kreditwirtschaft auch zusätzliche
Geschäftsmöglichkeiten ergeben werden, was langfristig zur Kompensation der Kosten
führen dürfte.
Die Euro - Umstellung verursacht auch in der Versicherungswirtschaft Umstellungsnot -
wendigkeiten in allen Unternehmensbereichen. Diese Umstellungen finden zu einer Zeit
statt, in der Strukturbereinigungen, Unternehmenszusammenführungen, Marktausweitung,
die Einführung und Anwendung neuer Technologien diese Unternehmen verändern und vor
neue Aufgaben stellen.
Schätzungen der gesamten Umstellungskosten der Assekuranz liegen allerdings nicht vor.
Da häufig nicht zwischen Rationalisierungskosten und Euro - Umstellungskosten unter -
schieden werden kann, ist eine gesonderte Berechnung der Euro - Umstellungskosten auch
kaum möglich. So werden etwa zur Ermöglichung der Nutzung neuer Techniken (wie Grafik -
fähigkeit, Netzwerkfähigkeit u.a.) branchenweit EDV - Investitionen getätigt; darüber hinaus
kann von den Versicherern im EDV - Bereich nicht exakt zwischen Euro - Umstellung oder
Jahr - 2000 - Datumsumstellung unterschieden werden und auch in der Produktgestaltung ist
eine kostenmäßige Isolierung der Eurokomponente nicht möglich.
Nach Angaben der Versicherungswirtschaft wird die Information der Kunden bei der Euro -
Einführung, insbesondere die Vermittlung der Währung generell als auch die Preis - und
Wertverhältnisse, als eine der wichtigsten Aufgaben gesehen. Dies wird nach Angabe der
zuständigen Interessensvertreter von der Versicherungswirtschaft verantwortungsbewußt
 
und daher auch kostenschonend betrieben werden. Das heißt, es wird im Rahmen der
normalen Informationstätigkeit der Versicherer auch die Euro - Information weitergegeben.
Auch hier ist eine Isolierung, etwa bei der Direct - Mail - Aussendung, der Kosten für den Euro
nicht möglich.
Eine Überwälzung der Euro - Einführungskosten auf die Verbraucher bzw. Staatsbürger läßt
sich in genereller Form und für alle Finanzdienstleistungssegmente naturgemäß nicht aus -
schließen. Es ist aber davon auszugehen, daß der nationale und internationale Wettbewerb
zwischen den Kredit - und Finanzinstituten einer Überwälzung der dem Finanzsektor durch
die Umstellung auf den Euro entstehenden kosten auf die Bankkunden enge Grenzen
ziehen wird. Die Banken und Versicherungen werden diese Umstellungskosten vor allem
durch Rationalisierung bzw. durch neue Geschäftsmöglichkeiten auszugleichen haben.
Darüber hinaus werden Bankkunden durch die Euro - Einführung in mehrfacher Hinsicht auch
Kostenreduktionen und Einsparungen bei Finanzdienstleistungen lukrieren können.
In einigen Bereichen, beispielsweise für die Umstellung der Kontenführung auf Euro oder
den Bargeldumtausch nach dem 1. Jänner 2002, gibt es Erklärungen der zuständigen
Interessensvertretungen, die diesbezüglichen durch die Euro - Einführung bedingten Finanz -
dienstleistungen ohne Kostenbelastung für den Konsumenten anbieten zu wollen. Diesen
Erklärungen sind Kontakte und Besprechungen mit den betroffenen Bundesministerien und
der Oesterreichischen Nationalbank vorausgegangen. Die Weiterführung dieser Kontakte,
die vor allem in eigens im Zusammenhang mit der Euro - Einführung eingerichteten Arbeits -
gruppe stattfinden, ist geplant.