1414/AB-BR BR
 
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1510 / J - BR / 98 betreffend Vermittlung von Kultur-
techniken an den Volksschulen, die die Bundesräte Dr. Reinhard Eugen Bösch und Kollegen am
22. Oktober 1998 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:
 
 
1. Sehen Sie die immer wieder geäußerten Klagen von Lehrern weiterführender Schulen
bzw. von Dienstgebern hinsichtlich schlechter Kenntnisse von Pflichtschulabsolventen in
den Kulturtechniken Schreiben, Lesen und Rechnen bestätigt und wenn ja, in welcher
Weise?

 
Antwort:

Die immer wieder geäußerten Klagen einzelner aufnehmender über die abgebende Institution
weisen eine langjährige Tradition auf, sind aber nicht zutreffend. Es besteht jedenfalls kein Zweifel
daran, dass die Pflichtschulen ihren Bildungsauftrag erfüllen, denn in allen in Frage kommenden
Schularten werden Qualitätssicherung und - entwicklung gefördert. Die internationalen
Vergleichsstudien der letzten Jahre weisen für die Schüler am Ende der Sekundarstufe I
hervorragende Ergebnisse auf, die die gute Qualität der Unterrichtsarbeit unterstreichen.
 
 
2. Inwieweit bzw. in welcher Form sind Sie den Ursachen für die schlechten Kenntnisse der
Pflichtschulabsolventen in den Kulturtechniken Schreiben, Lesen und Rechnen auf den
Grund gegangen (z.B. durch wissenschaftliche Studien)?

 
Antwort:

Wie bereits unter 1) erwähnt, werden schlechte Kenntnisse der Pflichtschulabgänger zwar
behauptet, diese mangelnden Kenntnisse können jedoch nicht durch wissenschaftlich unumstrittene
Untersuchungen belegt werden.
 
 
3. Welche konkreten Maßnahmen haben Sie bisher für eine Qualitätssicherung der
österreichischen Grundschulausbildung gesetzt?

 
Antwort:

Die geplante Aktion "verlässliche Volksschule" ist als ein Projekt zur Qualitätssicherung bzw.
Qualitätsförderung in der Grundschule zu sehen. Dieses Projekt bezieht sich auf verschiedene
Bereiche und unterschiedliche Bausteine bzw. Aktionen im gesamten Bereich der Grundschule
(z B. "Kulturtechniken", Sprachen, Kreativität, Gesundheits - und Sicherheitserziehung), wobei ein
wesentliches Modul dem Lesen und der Leseförderung gewidmet ist. Damit soll die an sich schon
gute Qualität des Leseunterrichts noch gesteigert werden und verdeutlicht werden.
 
 
4. Welches konkrete Ziel verfolgen Sie mit der Einführung von Leistungstests in den
Fächern Schreiben, Lesen und Rechnen in der Volksschule?
 
5. In welchen Schulstufen der Volksschulen werden die von Ihnen angekündigten
Leistungstests in den Fächern Schreiben, Lesen und Rechnen durchgeführt und wie sieht
dieser Test konkret aus?
 
6. Welche Konsequenzen für den Unterricht werden künftig aus dem Ergebnis dieser
Leistungstests gezogen?

 
Antwort:

1997 zeigten die Ergebnisse der TIMSS Studie, der größten internationalen Vergleichsstudie von
Schülerleistungen, für die österreichischen Volksschüler überdurchschnittlich hohe Leistungen im
mathematischen und naturwissenschaftlichen Bereich.
 
Österreich wird auch am großen OECD Projekt PISA teilnehmen. Im Rahmen dieses Projektes
werden im Jahr 2000 alle 15 - jährigen Schüler / innen getestet und befragt. Die Vorarbeiten zu einem
diagnostischen Lesetest bezüglich des sinnerfassenden Lesens sind derzeit im Gange. Sie beziehen
die von der Universität Salzburg geleisteten wissenschaftlichen Forschungen ein und haben eine
kindgemäße und motivierende Testfassung zum Ziel. Ein solcher Test soll zunächst an einzelnen
Schulen erprobt und später den Schulen zur Verfügung gestellt werden. Die Teilnahme an diesen
Tests sollte auf freiwilliger Basis erfolgen.
 
7. Inwieweit wird in der Lehreraus - und Fortbildung auf konkrete Fördermaßnahmen für
Schüler mit Schwächen in den Kulturtechniken Schreiben, Lesen und Rechnen
eingegangen?

 
Antwort:

Die kontinuierliche Professionalisierung der Lehrer / innen in allen Fachbereichen ist ein zentrales
Anliegen der Lehreraus - und Lehrerfortbildung und deren Einrichtungen. Die Aktion "verlässliche
Volksschule" soll dazu wichtige Impulse und wertvolle Anregungen liefern. Selbstverständlich
werden Veranstaltungen und Schwerpunktmaßnahmen im Bereich der Pädagogischen Institute
gesetzt werden, um die Lehrer über konkrete Fördermöglichkeiten zu informieren. Die
Pädagogischen Akademien werden auf diesen Themenkomplex im Rahmen ihres
Gesamtcurriculums verstärkt eingehen und Schwerpunkte in ihrer pädagogischen Forschung setzen.