1432/AB-BR BR
Die schriftliche Anfrage Nr. 1548/J - BR/1998, betreffend Ausbau der Preßburgerbahn, die die
Bundesräte Windholz und Kollegen am 20. November 1998 an mich gerichtet haben, beehre ich
mich wie folgt zu beantworten:
Vorweg erlaube ich mir mitzuteilen, daß das Projekt der HL - Strecke Parndorf - Kittsee - Staats -
grenze (- Petrzalka) auf einem zwischenstaatlichen Übereinkommen der Verkehrsminister
Österreichs und der Slowakei beruht.
Grundsätzlich ist festzuhalten, daß aufgrund einer Attraklivitäts - und Kapazitätssteigerung im
internationalen Verkehr zwischen Wien und Bratislava ein - mit dem derzeitigen Verkehrs -
angebot - nicht akquirierbares Nachfragepotential erschlossen werden kann.
Zu Ihren Fragen
1. und 8.
Wie sehen die Aktuellen Planungen zum Ausbau der Preßburger Bahn aus und wann
sollen die einzelnen Abschnitte in Betrieb genommen werden?
Wie hoch sind die Kosten für die derzeit geplanten Maßnahmen und wie sollen diese
finanziert werden?
Antwort:
Wie mir die ÖBB mitteilen, wurde zur effizenten Realisierung das Gesamtprojekt S 7 in 4
Abschnitte geteilt:
Landstraße: sämtliche Baumaßnahmen im 3. Bezirk
Simmering 1: sämtliche Baumaßnahmen m der Katastralgemeinde Simmering
Simmering 2: sämtliche Baumaßnahmen Im Zusammenhang mit der erforderlichen
Trassenänderung südlich des Zentralfriedhofes
Schwechat: sämtliche Baumaßnahmen auf niederösterreichischem Gebiet.
Abschnitt Landstraße:
Derzeit laufen die Planungen für folgende Maßnahmen:
- Adaptierung der Station Rennweg zu einer kundengerechten Haltestelle mit neuem Insel -
bahnsteig und behindertengerechtem Zugang
- Ausbindungsbauwerk für beide Gleise der S 7 aus der Schnellbahn - Stammstrecke, Unter -
querung der Schnellbahn - Stammstrecke und der A. Blamauergasse, Auflassung der schie -
nengleichen Eisenbahnkreuzung
- Neue Linienführung in Tieflage im Bereich Aspangbahnhof in Abstimmung mit der geplan -
ten Bebauung dieses Areals, neue Haltestelle St. Marx in Tieflage.
Geschätzte Kosten: ca. 1,3 Mrd. S - voraussichtliche Realisierung: 2000 - 2002.
Abschnitt Simmering 1:
Derzeit laufen die Planungen für folgende Maßnahmen:
- Durchgehend zweigleisiger Ausbau
- Unterquerung der Grillgasse und der Hasenleitengasse, Auflassung der Schrankenanlagen
- Verlegung der Haltestelle Simmering Aspangbahn zur Geiselbergstaaße
- Auflassung der Haltestelle Zentralfriedhof (Ersatz durch eine Buslinie von U3 - Simmering)
- Unterführung der projektierten B 225, dadurch wird die Auflassung der Schrankenanlage
Weichseltalweg ermöglicht.
Geschätzte Kosten: ca. 1,2 Mrd. S - voraussichtliche Realisierung: 2000 - 2002.
Abschnitt Simmering 2:
Die Einreichplanung für folgende Maßnahmen ist abgeschlossen:
- Durchgehend zweigleisiger Ausbau
- Bündelung der neuen Strecke mit der Donauländebahn und Auflassung der Haltestelle
Zentralfriedhof - Kledering (Ersatz durch eine Buslinie von U3 - Simmering)
- Unterfahrung der Ailecgasse und der Donauländebahn im Bahnhof Klein Schwechat
- Errichtung der Haltestelle Simmering Süd zur Erschließung von Kaiserebersdorf (Leber -
berg) und Randbereichen Schwechats.
Geschätzte Kosten: ca. 0,8 Mrd. S - voraussichtliche Realisierung: 1999 - 2001.
Abschnitt Schwechat:
Derzeit befinden sich folgende Maßnahmen in Realisierung:
- Durchgehend zweigleisiger Ausbau
- Ersatz sämtlicher Schrankenanlagen durch Straßenunterführungen
- Neugestaltung des Bahnhofes (Groß) Schwechat zu einem attraktiven Nahverkehrsknoten
mit Inselbahnsteig, behindertengerechtem Zugang, Bushof und Park & Ride - Anlage
- Neugestaltung der Haltestelle Mannswörth
- Neugestaltung des Bahnhofes Flughafen Wien - Schwechat im Airport Standard.
Geschätzte Kosten: ca. 1,4 Mrd. S - voraussichtliche Fertigstellung: 2000.
Die Kosten für den Bau der gesamten neuen Flughafenschnellbahn, die für die Entwicklung des
Flughafen Wien als sehr wichtig angesehen wird, werden derzeit mit ca. 4,7 Mrd. S abge -
schätzt. Bei optimalem Bauablauf steht die neue Strecke Wien Mitte - Flughafen Wien - Schwe -
ehat vsl. im Jahr 2002 zur Verfügung.
Die Realisierung der Wiener Abschnitte der Flughafenschnellbahn wurde den ÖBB mit der 5.
ÖBB - ÜVO zugeteilt. Die Finanzierung ist im Wege der Schieneninfrastruktur - Finanzierungs -
gesellschaft (SCHIG) sichergestellt. Im Übereinkommen zwischen dem Bund und dem Land
Wien über Schienenverbundprojekte vom 10.06.1996 ("30 Milliarden - Paket") war für die
Wiener S 7 ein Kostenteilungsschlüssel von 80 (Bund) : 20 (Land Wien) vereinbart worden.
2. Ist es richtig, daß im Zuge der Ausbaumaßnahmen bis Schwechat die Strecke im
nächsten Jahr zeitweise stillgelegt werden soll, wenn ja, in welchem Umfang und
welche Ersatzmaßnahmen (Umleitungen) werden dann ergriffen?
Antwort:
Eine wirtschaftliche und termingerechte Realisierung der bautechnisch komplizierten Wiener
Abschnitte Landstraße und Simmering 1 kann nur im Rahmen einer ca. 16 - monatigen Dauer -
sperre (2001 - 2002) stattfinden.
Der Großteil der Züge wird von Niederösterreich kommend zum Wiener Südbahnhof umgelei -
tet. Zusätzlich wird zwischen den Bahnhöfen Zentralfriedhof und Wien Mitte ein Schienen -
ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.
3. Wie ist nach aktuellem Planungsstand die Einbindung in das Wiener S - Bahn Netz im
Detail geplant?
Antwort:
Die Einbindung der S 7 in die Schnellbahn - Stammstrecke FIoridsdorf - Meidling ist im Bereich
der Haltestelle Rennweg vorgesehen.
4. Wird das Ziel der Wiederverlängerung der Preßburgerbahn über die Grenze und der
Verknüpfung mit der Strecke Pandorf - Engerau weiterverfolgt, wenn ja, mit wel-
chem Realisierungshorizont, wenn nein, warum nicht?
Antwort:
Die Anbindung der Preßburgerbahn an die Strecke Parndorf - Staatsgrenze (- Petrzalka) ist
derzeit mit einem Realisierungshorizont 2015 vorgesehen Die Entscheidung über den Bau
dieser Strecke ist abhängig von den Ergebnissen der Planung für eine Anbindung des flugha -
fens Wien Schwechat an die Ostbahn (Fernbahn). Mit dieser Verbindungsspange zwischen
Preßburgerbahn und Ostbahn wäre die rasche Erreichbarkeit von Bratislava über den Flughafen
möglich.
5. und 6.
Wird das Projekt des selektiven zweigleisigen Ausbaues zur Kapazitätssteigerung im
Pendlerverkehr weiterverfolgt, zumal die Strecke im Masterplan nur eingleisig einge -
zeichnet ist; wenn nein, warum nicht?
Welche Auswirkungen haben zuletzt die im Zuge der Semmering-Debatte aufgetauch-
ten Pläne für eine Einbindung des Flughafens in das hochrangige Schienennetz auf die
Realisierung der Pläne für die S7?
Antwort:
Im S - Bahnkonzept für die Region Wien vom Februar 1998, an dessen Konzeption die
Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland beteiligt waren, sind Maßnahmen zur
Kapazitätserhöhung im Jahr 2010 vorgesehen.
In einer Machbarkeitsstudie wird dargestellt, wie die Anbindung des Flughafens an die Fern -
bahn (Ostbahn) zu lösen ist.
Die definitive Festlegung der auszubauenden Streckenabschnitte zwischen Fischamend und
Wolfsthal steht wiederum in Abhängigkeit zu den Ergebnissen der Planung für die Anbindung
des Flughafens an die Ostbahn (siehe Fragepunkt 4).
7. Welche Ergebnisse hat die Suche nach Privatinvestoren für den Ausbau der Preßbur -
gerbahn im Detail erbracht und wird dieses Konzept weiterverfolgt?
Antwort:
Die Fa. Salomon Brothers hat ein Modell zur Bewertung der finanziellen Durchführbarkeit des
Projektes erarbeitet. Dieses Modell beinhaltet Schätzungen des Investitionsumfanges, betriebli -
che Daten, Verkehrsvoraussagen und Finanzierungsannahmen, welche die "Bankfähigkeit" des
Projektes sichern sollen.
Die Kosten des Gesamtprojektes (einschließlich der während der Bauzeit zu erwartenden
Inflation, des Zinsaufwandes und Aufwendungen vor der Inbetriebnahme) wurden mit einer
Größenordnung von 7,7 Mrd. ATS prognostiziert. Der Bericht stellt verschiedene Varianten der
Finanzierung im Rahmen eines PPP - Modells dar.
Auf Basis des angenommenen Verkehrsaufkommens und der Kosten sollen die wirtschaftlichen
Attribute privatwirtschaftlichem Interesse folgen, wobei von einem staatlichen Finanzierungs -
anteil in Höhe von ca. 20 % der Gesamtkosten ausgegangen wird.
Voraussetzung für eine Interessentensuche zur Privatfinanzierung wäre allerdings, daß seitens
der Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland eine einvernehmliche Auffassung
über die Realisierung des Projektes hergestellt werden kann; dabei wird auch die Frage, auf
welchem Standort eine dritte Rollbahn für den Flughafen Wien errichtet wird, von Relevanz
sein.
9. Erscheint Ihnen die Betriebsabwicklung mit veralteten Sicherungsanlagen (Form -
Signale,...) und über 30 Jahre alten Triebwagen im Hinblick auf die angestrebte
Verlagerung der Pendlerströme auf die Schiene für angebracht?
Antwort:
Im Zuge der Attraktivierung der Preßburgerbahn ist selbstverständlich auch der sicherungstech -
nische Ausbau der Strecke vorgesehen. Mit einem Realisierungshorizont bis Jahresende 2000
werden dabei die derzeit in Verwendung stehenden mechanischen Bahnhofsicherungsanlagen
durch moderne Einrichtungen ersetzt.
Im Rahmen der Investitionsoffensive wird auch der Einsatz von modernem Rollmaterial bis
zum Jahr 2002 angestrebt.
10. Bestehen zwischen Ihrem Ressort oder den ÖBB Vereinbarungen mit dem Land
Niederösterreich über die Verbesserung der Infrastruktur und/oder die Betriebs -
qualität auf dieser Strecke; wenn ja, weichen Inhalts?
Antwort:
Derzeit bestehen keine diesbezüglichen Vereinbarungen.
Das gegenwärtige Fahrplanangebot ist mit dem Land Niederösterreich in Form eines Verkehrs -
dienstevertrages vereinbart.