1434/AB-BR BR
 
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 1550/J - BR/98 betreffend Platznot an höheren
Schulen, die die Bundesräte Dr. Reinhard Eugen Bösch und Kollegen am 20. November 1998
an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:
 
1. Wie hoch ist der Prozentsatz überfüllter Klassen an den österreichischen Schulen,
gegliedert nach Schultyp, Bundesland, Schulstufe und Prozentsatz der Überschrei -
tung?

 
Antwort:

 
Es ist festzuhalten, dass die Grenzen der Schüleraufnahmen in Klassen einerseits durch die
Bestimmungen des SchOG und andererseits durch die räumlichen Aufnahmekapazitäten ge -
geben sind. Das SchOG sieht die Möglichkeit einer Aufnahme bis zu 36 Schülern je Klasse
vor, insbesondere um Abweisungen zu vermeiden. Die durchschnittliche Schülerzahl je
Klasse liegt in den Gymnasien bei 25 und in den berufsbildenden mittleren und höheren
Schulen bei 24,5 Schülerinnen und Schülern, so dass die gesetzlich zulässige Höchstgrenze
nicht erreicht wird.
 
Im Bereich der berufsbildenden mittleren und höheren Schulen gab es in den letzten Jahren
einen starken Zuwachs an neu eintretenden Schülerinnen und Schülern, so dass für das
Schuljahr 1998/99 rund 12.000 Schüler mehr in die BMHS aufgenommen wurden als noch im
Jahr 1995. Dies ist eine Steigerung der Neuaufnahmen um rund 36 %! Im Bereich des Schul -
baus ist festzuhalten, dass die vom BMUK genehmigten Raum - und Funktionsprogramme der
Schulen jeweils eine Raumreserve von 20% enthalten, so dass eine Raumnot grundsätzlich
nicht entstehen kann. Aufgrund des erwähnten Zuwachses war es in einzelnen Fällen erfor -
derlich, dass zusätzliche, teilweise nicht für den Unterricht vorgesehene Räume als Klassen -
räume herangezogen werden mussten. Daher ist die gesetzliche Klassenschülerhöchstzahl für
 
die Frage der "Überfüllung" nicht relevant, da in solchen Fällen aus räumlichen Gründen
Klassen mit deutlich weniger Schülerinnen und Schülern gebildet werden mussten, da anson -
sten eine "Überfüllung" eingetreten wäre. Die Aufgliederung in die Detailbereiche kann nicht
erfolgen, da auch dem BMUK nur die Materialien des ÖSTAT zur Verfügung stehen, die
Detaugliederungen in der gewünschten Form nicht enthalten.
 
2. Aus welchen konkreten Gründen ist die Platznot an höheren Schulen gerade in
Vorarlberg so hoch?

 
Antwort:

 
Das Bundesland Vorarlberg nimmt keine Sonderstellung ein, sondern die durchschnittliche
Schülerzahl liegt mit 20,8 Schüler je Klasse um 0,9 Schüler unter dem Bundesschnitt. Im
Bereich des Schulbaus wurden und werden im laufenden Schuljahr Mittel von 214,5 Mio. S
aufgewendet und Bauprojekte für weitere 682 Mio. S für die Jahre 1999 und 2000 befinden
sich in Planung. Es werden somit in die Verbesserung der Ausbildungsbedingungen bis zum
Jahr 2000 rund 900 Mio. S investiert werden.
 
3. Sind Ihnen konkrete Fälle bekannt, wonach die Klassenschülerzahl um mehr als die
erlaubten 20% überschritten wird und wenn ja, was sind die Gründe dafür?

 
Antwort:

 
Es gibt Einzelfälle, in welchen die Klassenschülerhöchstzahl auch um mehr als 20% über -
schritten wird. Die Gründe liegen dabei stets in Einzelfallumständen vor Ort zur Vermeidung
von Härtefällen durch zu Lasten der Schüler bzw. Berufstätigen einseitige Auslegung der
Rechtsnormen. In Notfällen muss die Schule auch dann einen Schüler aufnehmen, wenn die
Klassenschülerhöchstzahl von 36 überschritten wird. Zum Beispiel im bekannten Fall der
BHAK Wien 22 hat sich ein Repetent (Rechtsanspruch auf Wiederholung) verspätet ange -
meldet (Spitalsaufenthalt).
 
4. Inwieweit halten Sie es für pädagogisch vertretbar, dass der Unterricht unter großer
physischer und psychischer Belastung von Schülern und Lehrern in überfüllten
Klassen durchgeführt wird?

 
Antwort:

 
Die Qualität des Unterrichts kann nicht allein von der Schülerzahl je Klasse abhängig
gemacht werden. Sie ist vielmehr das Ergebnis engagierter Unterrichtsplanung, motivierter
Lehrer - Schülerarbeit, der Bereitschaft, neues didaktisches Wissen umzusetzen, und einer
ebenso wertschätzenden wie herausfordernden Unterrichtssituation. Außerdem ist darauf
hinzuweisen, dass bei hohen Schülerzahlen nach Maßgabe der Möglichkeiten in einzelnen
Unterrichtsgegenständen Klassenteilungen erfolgen. Insbesondere im berufsbildenden Schul -
wesen ist in einer großen Zahl von Gegenständen eine Gruppenteilung vorgesehen und durch
die neuen Lehr - und Lernformen, die in den vergangenen Jahren starken Einzug in das
Schulleben gehalten haben, ist der statistische Wert der Schüler je Klasse nur von sehr
begrenzter Aussagekraft.
 
5. Bis wann werden Sie entsprechende Schritte setzen, um der Platznot an den Schulen
wirksam zu begegnen, insbesondere welche konkreten Maßnahmen sind sofort und
welche langfristig geplant?

 
Das Schulentwicklungsprogramm 1999 befindet sich derzeit in der Verhandlungsphase.