17.49

Bundesrat Florian Krumböck, BA (ÖVP, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Bundesrat! Geschätzte Mitglieder auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Herren Minister! Geschätzte Damen und Herren! Dank hellen Köpfen wie Benjamin Franklin wissen wir heute, dass Blitze nicht die Laune ir­gendwelcher Gottheiten sind, sondern aufgrund von elektrischer Ladung entstehen. Blit­ze entstehen durch eine Entladung, die zwischen oberen und unteren Wolkenschichten beziehungsweise zwischen Wolkenschicht und Erdboden passiert. Das Faszinierende daran ist, dass wir Menschen bis zum 15. Juni 1752 auf den Beweis dafür warten muss­ten (Zwischenruf des Bundesrates Egger), davor konnten wir nur glauben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Glauben allein reicht uns in einer aufgeklärten Welt nicht mehr. Ich weiß, dass hin und wieder manche Redebeiträge von Kollegen eine an­dere Anmutung haben, vor allem wenn diese sich dann selbst glauben und sich dabei ein bisschen radikalisieren und in eine Art Scheinwelt hineinmanövrieren. Glauben allein reicht aber vor allem dafür nicht aus, den komplexen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Wir brauchen deshalb belastbare Daten und Informationen, um unsere Welt verstehen und sie zum Besseren verändern zu können.

Das Gute ist, dass wir in Österreich auf eine erfolgreiche Geschichte der Erforschung von meteorologischen, geophysikalischen und geologischen Grundlagen zurückblicken können.

1848 ist die Geologische Bundesanstalt gegründet worden, 1852 die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Heute, 270 Jahre nach dem Experiment von Benjamin Franklin, sorgen wir für einen weiteren zukunftsgewandten Schritt mit der Gründung der Geosphere Austria, der GSA, als neuer Kerneinrichtung der Erforschung, Sammlung und Analyse sämtlicher geologischer, geophysikalischer, meteorologischer und klimato­logischer Daten in Österreich.

Geschätzte Damen und Herren! Der heutige Beschluss stellt nicht nur eine Organisa­tionsreform dar. Ich stimme mit der SPÖ überein, dass es schade ist, dass man solche Einheiten nicht aus Wien in die Bundesländer hinausbringt, nur bin ich mir nicht sicher, ob die SPÖ-Fraktion dann auch dazu bereit ist, gesetzliche Grundlagen zu ändern, dass man Wien eben nicht mehr als Standort genau solcher Einheiten festlegt. (Bundesrätin Schumann: Die Debatte haben wir durch, Kollege!) – Na es ist von euch gekommen! Es war euer Einwurf, aber dann müsst ihr den Worten auch Taten folgen lassen (Bun­desrätin Grimling: Aber die Debatte haben wir schon gehabt!) –, so, dass das einfacher funktioniert. (Beifall bei der ÖVP. – Weitere Zwischenrufe der Bundesrätinnen Grimling und Schumann.)

Ich kann mich da an ein Umweltbundesamt erinnern, bei dem eure Stadtregierung Sturm gelaufen ist und ganz wild argumentiert hat, warum das alles nicht funktioniert. (Bundes­rätin Schumann: Der Kollege war noch nicht da, der ist noch neu, der war noch nicht da! – Bundesrätin Grimling: Aber es ist bis heute nix passiert!) – Also, liebe Kollegen: Wenn ihr das ernst meint, dann müsst ihr da auch Taten setzen. (Beifall bei der ÖVP.)

Auf alle Fälle, geschätzte Damen und Herren, ist das ja nicht nur eine Organisationsre­form, sondern die Geosphere Austria schafft auch mehr Sicherheit durch interdisziplinäre Zusammenarbeit. Das gilt gerade dann, wenn es um Naturkatastrophen, Rohstoffver­knappung oder den Klimawandel geht. Als Staat ist genau das unsere Grundaufgabe: nämlich für die Sicherheit der hier lebenden Menschen zu sorgen, und um das zu tun, brauchen wir evidenzbasierte Entscheidungen, und dafür braucht es Modelle, die die Umwelt bestmöglich abbilden, und Prognosen, die die Zukunft bestmöglich beschreiben. Und genau das schafft die Geosphere Austria. Wir haben nämlich schon gute Daten und Informationen durch die bestehenden Institutionen, aber durch die interdisziplinäre Zu­sammenarbeit der neuen Einheit wird das noch besser werden.

Damit wird ja auch klar – und so viel vielleicht auch zur Wissenschaftsskepsis in dem Land –: Von besserer wissenschaftlicher Infrastruktur profitieren wir alle, nämlich vom Privathaushalt über die Landwirtschaft bis zur Wirtschaft. Wir können Menschen und Infrastruktur besser schützen, wenn man etwa an Hangrutschungen und Muren denkt, die aufgrund von Extremwetterereignissen immer häufiger werden. Wir können unser Trinkwasser besser schützen. (Bundesrätin Schumann: Das beste Trinkwasser haben die Wiener!) Wir haben bessere Grundlagen dafür, in der Landwirtschaft wirklich eintre­tende Prognosen zu erstellen, und wir können vor allem auch dem Klimawandel durch ein besseres Verständnis unserer Welt, erfolgsversprechende Kooperationsmöglichkei­ten internationaler Natur und die Nutzung von Synergien besser begegnen.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich bin froh, dass wir uns heute auf Daten, auf Wissenschaft und auf Forschung verlassen können. Früher, vor ein paar Tausend Jah­ren, haben die Menschen noch, wenn es ums Grundwasser gegangen ist, einem kroko­dilsköpfigen Gott vertraut. Wenn die Erde gebebt hat, war, wenn es um die nordischen Länder geht, Loki daran schuld. Mit dem heutigen Beschluss können wir aber wieder der Wissenschaft dienen und unser Katastrophenschutzmanagement, unsere Rohstoffvor­sorge, das Management von Klimaschutzmaßnahmen optimieren, indem wir die Wissen­schaft institutionell stärken und diese Kerneinrichtung der Forschung gründen.

Ich bitte auch die SPÖ, diese Reform zu unterstützen. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Schreuder.)

17.54

Vizepräsident Günther Novak: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Günter Pröller. Ich erteile ihm das Wort.