16.08

Bundesrätin Dipl.-Ing. Dr. Maria Huber (Grüne, Steiermark): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Besucherinnen und Besucher! Liebe Zusehende via Livestream! Jungen Menschen Chancen und Perspektiven zu geben sehe ich als eine sehr wesentli­che Aufgabe der Politik an. Insofern freue ich mich besonders, dass wir heute bei diesem Tagesordnungspunkt betreffend höhere berufliche Bildung die Weichen dafür stellen, dass jungen Menschen, die in unseren Betrieben eine Lehre machen, künftig mehr Möglichkeiten zur praxisnahen berufsbeglei­tenden Weiterbildung in ihrem Berufsfeld offenstehen werden.

Mit dem Arbeitskräftemangel steigt auch der Bedarf an beruflicher Höherquali­fikation laufend an. Ich habe mir überlegt, was denkbare Beispiele wären, und habe mich auf die Suche nach Weiterbildungen im Sinne dieser neuen höhe­ren beruflichen Bildung gemacht, damit man sich das besser vorstellen kann.

Zum Beispiel – das wurde auch im Ausschuss erwähnt –: Eine Person mit einem Lehrabschluss als Dachdecker, Dachdeckerin oder Fassadenbauer, Fassa­denbauerin macht eine Spezialisierung im Bereich Fotovoltaik oder Solarthermie.

Oder: Ein Rauchfangkehrer, eine Rauchfangkehrerin macht aufbauend auf den Lehrabschluss eine Höherqualifikation als Energie- und Effizienzberater oder ‑beraterin.

Da geht es wirklich um einen Paradigmenwechsel. Wir schaffen damit einen komplett neuen Bildungspfad im nicht akademischen Bereich, und beide – sowohl die hochschulisch-akademische Bildung als auch die neue höhere berufliche Bildung – stehen wirklich gleichberechtigt nebeneinander. Daher sind auch diese formalisierten Abschlüsse, die meine Vorrednerin angesprochen hat, und die Einreihung dieser Abschlüsse in den sogenannten Nationalen Quali­fikationsrahmen so essenziell.

Das Wichtigste ist nämlich: Wir schaffen damit eine Wahlfreiheit in unse­rem Bildungssystem. Jugendliche sollten auf ihre eigenen Fähigkeiten, Talente und Stärken vertrauen können und die gleichen Chancen haben, denn am Ende zählt im Idealfall die Qualifikation und nicht, wo man diese erworben hat, ob akademisch oder in der beruflichen Praxis.

Junge Menschen sollen in Zukunft im Betrieb dieselben Entwicklungs­chancen haben wie auf der Schulbank oder an der Universität. Das halte ich für wirklich sehr wichtig. Es geht ja schließlich um nichts Geringeres als um unseren zukünftigen hoch qualifizierten Fachkräftenachwuchs, der die besten Bedingungen in unserem Land vorfinden soll.

Es ist in jedem Fall ein Schritt, die Lehre weiter aufzuwerten und so als Option für unsere Jugendlichen künftig attraktiver zu machen. Ich bitte daher wirklich um breite Zustimmung. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

16.11