12.01

Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross (Grüne, Vorarlberg): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Minister! Leider ist ja kaum ein Beruf vom Fachkräftemangel verschont, und er wird uns, muss man leider sagen, gesellschaftlich noch längere Zeit begleiten. Ein Zugang, diese Situation zu verbessern, besteht darin, Ausbildungen zu attraktivieren und modernen Anforderungen von Berufen gerecht zu werden. Das gilt natürlich auch für die universitären Studien und das gilt insbesondere für den so schönen, aber auch herausfordernden Beruf der Pädagogin, des Pädagogen, die Lehrer:innenausbildung. (Vizepräsident Ebner übernimmt den Vorsitz.)

Ich finde schon, dass bei aller Schwierigkeit von Reformen gerade im Bildungsbereich, in so einem komplexen Feld mit derart vielen und unterschiedlichen Interessen und Zugängen, doch einiges an wertvollen Verbesserungen gelungen ist.

Aufgrund des großen Lehrkräftemangels fangen bereits zahlreiche Studierende zu unterrichten an – das wird auch gut angenommen –, bevor sie den Bachelor haben, oder jedenfalls nach dem Bachelor, bevor sie den Master haben. Sie schaffen es de facto kaum, neben dem Unterricht auch noch den Master zu bewältigen. Es wird nun verbessert und erleichtert, das Masterstudium berufsbegleitend oder, man könnte auch sagen, praxisbegleitend zu machen. Das kann, finde ich, gleichzeitig eine gute, qualitätssteigernde Wirkung haben, da eine bessere Verschränkung von theoretischer Ausbildung und praktischen Unterrichtserfahrungen stattfindet.

Sehr erfreulich ist, dass künftig in der Lehrer:innenausbildung betreffend Primar- und Sekundarstufe inklusive Pädagogik und Deutsch als Zweitsprache und sprachliche Bildung als Schwerpunkte verpflichtend anzubieten und zu absolvieren sind. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, weil es selbstverständlich so ist, dass Sprachkompetenz eine entscheidende Basis für eine erfolgreiche Schullaufbahn ist. Da ist es essenziell, dass die Lehrer:innen das pädagogische Wissen dazu haben. Es geht darum, die Kinder möglichst gut zu fördern. Jedes abgehängte Kind ist einfach eines zu viel.

Österreich ist ein Einwanderungsland – machen wir uns nichts vor! Wir profitieren davon ja auch massiv und haben viele, viele Jahrzehnte davon profitiert und sollten es auch in Zukunft tun. Wenn die Menschen hier sind, sollten wir auch das Beste daraus machen und die Potenziale der Kinder, die da kommen, nicht vergeuden. Es sind auch Kinder. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der SPÖ.)

Verbessert wird auch die Mobilität der Studierenden, indem eine sogenannte Kurzzeitmobilität eingeführt wird. Das meint den Besuch einzelner Lehrveranstaltungen in physischer oder auch virtueller Form bis zu insgesamt 15 ECTS-Anrechnungspunkten. Weiters gibt es sehr gute Möglichkeiten, die internationale Erfahrung und den internationalen Austausch der Studierenden weiter zu stärken; da gibt es ja schon viele gute Sachen, etwa mit Erasmus. Aber das ist, finde ich, noch einmal ein sehr schöner und wichtiger Schritt.

Eine besonders spannende Option hat der Herr Minister vorhin angesprochen: Es besteht ja bereits die Möglichkeit des Quereinstieges in den Lehrer:innenberuf, das ist jetzt schon attraktiv in allgemeinbildenden Fächern. Es ist tatsächlich attraktiv: Meine Tochter hat zum Beispiel ein Publizistikstudium absolviert und einen Sozialmaster gemacht und hat sich die Bedingungen, wie man quer einsteigen kann, angeschaut. Das hat ihr gut gefallen und sie wird jetzt den Lehrerinnenberuf ergreifen. Die Möglichkeit, quer einsteigend in berufsbildenden mittleren und höheren Schulen zu unterrichten, wird jetzt auf die Sekundarstufe Berufsbildung ausgedehnt. Berufspraxis ist übrigens erforderlich dafür, eine universitäre Ausbildung allein reicht nicht. Ich glaube, auch das ist eine Bereicherung, Leute von draußen mit Berufspraxis in die Schulen zu bringen, das kann und wird auch die Schulen bereichern.

Das sind aus meiner Sicht ein paar Dinge, die wirklich gelungen sind und die man wirklich herzeigen kann.

Mit diesem Paket wird auch das Waldfondsgesetz novelliert. Das ist teilweise auf ein kleines ministerielles Versehen zurückzuführen. Es geht darum, Forschungsvorhaben zu stärken, vor allem Forschungsvorhaben zum Thema klimafitte Wälder. Diese sind jetzt leider von den Konsortialförderungen ausgeschlossen. Das wird jetzt behoben. Das ist besonders wichtig, weil gerade Forschungsvorhaben in so einem Themenfeld ganz oft europäische Relevanz haben und natürlich zusammen mit mehreren europäischen Ländern und Universitäten stattfinden. Sonst bekommt man auch keine europäischen Forschungsförderungen. Das soll und muss natürlich aufgemacht werden.

Leider ist es so, dass derartige Forschungen extrem dringlich und essenziell für das Überleben unserer Wälder sind. Die Klimaerhitzung setzt den Wäldern wirklich massiv zu. Die Fichte ist de facto am Ende und wird in niedrigen und mittleren Lagen nicht überleben. Das betrifft Abertausende von Hektar Wald. Ein gesunder Wald ist aber unverzichtbar, Sie wissen das alle, für den Wasserhaushalt, für das Thema Biodiversität. Der Wald ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen, nicht zuletzt ist er unverzichtbar für den Klimaschutz, und er ist auch eine Rohstoffquelle.

Die Lösungen, den Wald zu retten, müssen teilweise noch gefunden und erprobt werden, und da brauchen wir wirklich jeden Forschungsansatz, der dafür nur denkbar ist. Das wird damit verbessert und erleichtert. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

12.07