RN/24

10.39

Bundesrätin Amelie Muthsam (SPÖ, Niederösterreich): Vielen Dank, Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen hier im Haus! Wenn wir über Studienaustauschprogramme sprechen, dann denken die allermeisten von uns wahrscheinlich in erster Linie an Programme wie Erasmus. Das Programm, über das wir heute sprechen, ist dagegen eines, das oft unter dem Radar fliegt, und dies sehr zu Unrecht, wie ich meine: das Central European Exchange Programme for University Studies. Mit diesem Programm ermöglichen wir Studierenden aus Ländern auch außerhalb der Europäischen Union, sich an unseren Forschungseinrichtungen weiterzubilden. Seit seiner Gründung im Jahr 1995, also vor 30 Jahren, ist Ceepus von sechs auf 15 Mitgliedstaaten gewachsen. Das zeigt nicht nur den Erfolg dieses Programms, sondern stärkt auch unsere Zusammenarbeit mit zentral- und osteuropäischen Staaten. 

Für junge Menschen, für Studierende ist Mobilität nicht nur ein netter Zusatz zum Studienalltag, sondern sie ist ein Türöffner, eine Gelegenheit, nicht nur Fachwissen zu vertiefen, sondern in Kontakt mit anderen Kulturen, Sprachweisen und Denkweisen zu kommen. Ceepus macht genau das möglich, und das auf eine besonders zugängliche und partnerschaftliche Weise. 

Was dieses Mobilitätsprogramm auszeichnet, ist seine regionale Ausrichtung. Es schafft Bildungsbrücken. Für Studierende von kleineren Hochschulen, aus spezialisierten Fachbereichen oder auch aus Ländern, die oft sonst nicht so viele Chancen bekommen, weil sie außerhalb des EU-Rahmens agieren, ist es die realistische Mobilitätschance. Und es ist mehr als ein Stipendium für ein paar Monate im Ausland. Wer internationale Erfahrungen sammelt und gleichzeitig erfährt, wie wertvoll seine oder ihre Arbeit auch im regionalen Kontext ist, bleibt nicht weg, er bringt Impulse zurück. Gerade in Zeiten wie jetzt, in denen wir einen eklatanten Fachkräftemangel erleben, sehen wir, wie viele hoch motivierte junge Menschen in diesen Studiengängen sitzen, die auch bereit wären, ihre Ausbildung regional zu stärken, wenn man sie lässt, wenn man sie vernetzt und wenn man ihnen Perspektiven gibt. (Beifall bei der SPÖ, bei Bundesrät:innen von ÖVP und Grünen sowie der Bundesrätin Sumah-Vospernik [NEOS/W].) 

Ceepus macht genau das: Es verbindet Studierende über Grenzen hinweg, in hoch spezialisierten Gebieten, in Nischenfächern, vor allem auch im Mint-Bereich und in Regionen, die sonst oft wenig wahrgenommen werden. 

Und noch etwas: In einer Zeit, in der – wir haben es heute schon gehört – Europa an vielen Stellen bröckelt, in der Grenzen wieder hochgezogen werden, ist es ein starkes Signal, wenn die Neuerungen dieser vierten Auflage auch Wege öffnen, punktuell zum Beispiel für ukrainische Studierende, für nicht akademisches Personal oder auch für hybride Mobilität. Es geht um Teilhabe und nicht um Elitenbildung. Das ist ein starkes Signal europäischer Solidarität und zeigt, dass Bildungspolitik auch Außenpolitik ist. 

Ceepus IV denkt Mobilität modern, unbürokratisch, inklusiv und auch digital ergänzt, nachhaltig ausgerichtet. Für junge Menschen heißt das: Ich muss nicht reich, nicht privilegiert sein, nicht aus einer Metropole kommen, um mich europäisch zu bilden; ich darf einfach ich sein und trotzdem raus in die Welt. Genau das ist es, was wir mehr denn je brauchen, wenn wir jungen Menschen in Europa das Gefühl geben, dass ihre Lebenswege nicht an den Landesgrenzen enden, sondern im Austausch wachsen können. Dann sichern wir nicht nur Bildung, sondern auch Zukunft. 

Deshalb mein Appell: Stärken wir Programme wie dieses ganz bewusst und auch strategisch nicht nur als Teil unserer Antwort auf den Fachkräftemangel, sondern auch als Beitrag zur regionalen Entwicklung, aber vor allem auch als Investition in junge Menschen, die bereit sind, Europa mitzugestalten. – Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen sowie der Bundesrätin Sumah-Vospernik [NEOS/W].)

10.43

Vizepräsident Michael Wanner: Danke schön. 

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Bundesrat Ruf.