RN/22
10.49
Bundesminister für Bildung Christoph Wiederkehr, MA: Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesrates! Sehr geehrte Damen und Herren! Das sind heute wichtige Beschlüsse zur Stärkung der Bildung in Österreich. Ich möchte mit einer Stärkung der Elementarpädagogik starten, weil wir da mit dem heutigen Beschluss einen Paradigmenwechsel vollziehen.
Das ist in der Öffentlichkeit gar nicht so bekannt, aber es wird zum ersten Mal ein grundständiges Studium zur Elementarpädagogik an österreichischen Hochschulen starten können. Damit sind wir im internationalen Vergleich eher spät dran; die Regel ist eine tertiäre Ausbildung für Elementarpädagogik.
Wir haben in Österreich ein gut etabliertes System, nämlich das einer fünfjährigen Ausbildung mit Matura, um dann sowohl Matura zu haben als auch in der Elementarpädagogik arbeiten zu können. Wir sehen allerdings, dass wir dieses gut bewährte System ergänzen müssen. Wir müssen es deshalb ergänzen, weil wir zusätzliche Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen in Österreich benötigen. (Bundesrat Spanring [FPÖ/NÖ]: Warum haut ihr sie dann raus? Das ist die Frage!) Wir benötigen sie deshalb, weil wir zum Glück elementarpädagogische Einrichtungen ausbauen, nämlich quantitativ ausbauen, damit Beruf und Familie in ganz Österreich vereinbar sind.
Und es geht nicht nur um den quantitativen Ausbau, damit Eltern sicher sein können, dass sie einen Betreuungs- und Bildungsplatz für die Kinder haben, sondern es geht auch um die Qualität für die Kinder. Elementarpädagogik ist nämlich für Kinder der erste Eintritt in die Bildungslaufbahn (Bundesrätin Steiner-Wieser [FPÖ/Sbg.]: Warum lässt man Kinder nicht Kinder sein?), und dementsprechend möchten wir als Bundesregierung, möchte ich als Bundesminister die Elementarpädagogik in den nächsten Jahren qualitativ verbessern. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W].)
Dafür benötigt es aber ausreichend qualifiziertes Personal. Wir sehen, der quantitative und qualitative Ausbau ist mit den Ausbildungsmöglichkeiten, die wir aktuell haben, nicht zu bewerkstelligen. Darum haben wir eine große Ausbildungsoffensive mit dem Ziel, 4 000 zusätzliche Ausbildungsplätze in den nächsten vier Jahren zu schaffen, initiiert. Es gibt unterschiedliche Formen, zum Beispiel für den ländlichen Bereich, damit man auch Hybridlehre machen kann, damit man auch im ländlichen Bereich diese Ausbildung machen kann, ohne jeden Tag 2 Stunden fahren zu müssen.
Eine wichtige Säule ist die tertiäre Ausbildung, die zusätzlich kommt: zum ersten Mal grundständig, nämlich dass auch Maturant:innen – zum Beispiel nach einer AHS – dann ein Studium der Elementarpädagogik machen können. Das bringt neue Zielgruppen in den Beruf und es ist auch eine gesellschaftliche Aufwertung, weil wir sagen, ja, Elementarpädagogik kann auch akademisch studiert sein, muss es aber nicht. Es gibt da unterschiedliche Wege hin zu diesem wunderbaren, wichtigen, aber natürlich auch herausfordernden Beruf.
Abseits der Stärkung der Elementarpädagogik durch diese neue Ausbildungsform werden wir mit den Orientierungsklassen das Schulsystem stärken, nämlich indem die Schulen entlastet werden, die Lehrkräfte entlastet werden und den Kindern, die keine schulische Vorerfahrung haben, der Eintritt ins österreichische Schulsystem erleichtert wird.
Dann gibt es den Vorwurf: Warum brauchen wir das überhaupt und wie viel? – Mein Ansatz ist: Hoffentlich so wenig wie möglich, aber die Aufgabe der Politik ist, vorbereitet zu sein (Zwischenruf des Bundesrates Spanring [FPÖ/NÖ]), gute Systeme zu schaffen, die in unterschiedlichen Zeiten und Rahmenbedingungen funktionieren. Das ist die Verantwortung von vorausschauender Politik. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W].)
Wir haben aufgrund von Modellen – beispielsweise in Vorarlberg, wo meines Wissens auch die Freiheitlichen dieses Projekt mit unterstützen, und auch in Wien – gesehen, dass solche eigenen Klassen für Kinder, die noch keine schulische Vorerfahrung haben, extrem wichtig sind, um Sprache zu vermitteln, um Grundfertigkeiten zu vermitteln, wie zum Beispiel eine Schere zu halten, um Werte zu vermitteln, aber auch Wissen zum Schulsystem zu geben und die Eltern damit einzubinden. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W]. – Bundesrat Spanring [FPÖ/NÖ] – Beifall spendend –: Eine Schere halten! Ist das Ihr Ernst? Da habts wirklich was Tolles geschafft in Österreich!)
Das ist tatsächlich das Thema und kann man sagen, ja, das ist bedauerlich. Weil: Ich möchte, dass jedes Kind auf der ganzen Welt die besten Bildungschancen hat, aber ich bin dafür verantwortlich, dass alle Kinder, die in Österreich aufwachsen, gute Bildung erfahren, und dafür werde ich mich auch in Zukunft einsetzen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W].)
10.53
Vizepräsident Günther Ruprecht: Vielen Dank, Herr Bundesminister.
Begrüßen Sie bitte mit mir gemeinsam den ehemaligen steirischen Vizepräsidenten des Bundesrates und jetzigen Nationalrat Ernst Gödl. – Herzlich willkommen bei uns! (Allgemeiner Beifall.)
Zu Wort gemeldet ist Bundesrätin Irene Partl. Ich erteile es ihr.
Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 65 Abs. 2 GO-BR autorisiert.