RN/89
16.00
Bundesrat Sebastian Forstner (SPÖ, Oberösterreich): Danke für das Wort, sehr geehrter Herr Vizepräsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Bundesrat! Und natürlich: Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Firma Fischer Sports! Danke, dass ihr heute gekommen seid! Es passt genau, wie ausgemacht, ihr dürft natürlich bei meinem Redebeitrag dabei sein. Da muss ich mir noch mehr Mühe geben, und ich hoffe, ich werde euch nicht enttäuschen. (Beifall bei der SPÖ, bei Bundesrät:innen der ÖVP sowie der Bundesrätin Jagl [Grüne/NÖ].)
An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal kurz Danke sagen. Es ist nicht selbstverständlich – jetzt arbeiten wir mittlerweile 20 Jahre zusammen –, dass ihr euch alle heute freinehmt, dass ihr extra nach Wien fahrt, ins Parlament kommt und auch noch dem Redebeitrag eures Kollegen zuhört. Das freut mich irrsinnig. Ich bin wahnsinnig stolz, Teil dieser Firma, Teil dieser Gemeinschaft zu sein, und es freut mich irrsinnig, euch als Arbeitskolleginnen und -kollegen bezeichnen zu dürfen. Danke. (Beifall bei der SPÖ, bei Bundesrät:innen der ÖVP sowie der Bundesrätinnen Deutsch [NEOS/W] und Jagl [Grüne/NÖ].)
Bevor ich zum atemberaubenden Thema Tabak- und Nichtraucherinnen- beziehungsweise Nichtraucherschutzgesetz komme – jawohl, es ist in manchen Fällen wirklich atemberaubend –, möchte ich mit einem kleinen Zitat beginnen, das wahrscheinlich die Wenigsten von Ihnen kennen: Quäle deinen Körper (Ruf: Sonst quält er dich!), sonst quält er dich – ja, genau.
Also ich glaube, die meisten aus der Steiermark kennen mittlerweile den mittlerweile 58-jährigen Christian Schiester. Wenn man seine Story ein bisschen nachliest, muss man sagen, er hat eine irrsinnig tolle Geschichte zu erzählen, die auch gut zum Thema passt. Deshalb habe ich sie ausgewählt.
Christian Schiester war bis zu seinem 22. Lebensjahr starker Raucher. Das heißt: Knapp 60 Zigaretten am Tag und mindestens sechs Bier: das war so der Tagesplan von Christian Schiester. Da, muss man sagen, hat er ein Motto gehabt, das jetzt ja wieder ganz treffend ist: Quäle deinen Körper, sonst quält er dich.
Und Christian Schiester hat dann aus einer Idee heraus einen 10-Kilometer-Lauf gestartet – Ähnliches ist ja auch mir in der Firma passiert –, und bei Christian Schiester war dieser Lauf nach 8 Kilometern vorbei. Er ist nämlich im Straßengraben gelegen und hat nicht mehr können. Ihm ist sozusagen die Luft ausgegangen.
Was Christian Schiester gemacht hat, ist für mich ein bisschen ein Leuchtturm in der Gesellschaft. Er hat nämlich weitergemacht, er hat nicht aufgegeben. Er hat mit dem Rauchen dann dankenswerterweise aufgehört, auch mit dem Alkohol sozusagen gebrochen und ist mittlerweile einer der bekanntesten Ultramarathonläufer der Welt. Er hat die härtesten Läufe durch die heißesten Wüsten, durch die kalte Arktis, durch einen gefährlichen Dschungel, teilweise bis zu 200 Kilometer pro Strecke, gemacht. Und das ist etwas, das in meinen Augen wirklich atemberaubend ist.
Das sage ich jetzt nicht nur so, weil es gut ist, dass ich Christian Schiester passend zum Steiermarkvorsitz des Bundesrates jetzt erwähne. Ich war nämlich selber ein starker Raucher, ich war selber übergewichtig – die Kolleginnen und Kollegen von der Firma Fischer wissen es noch. Das war nämlich gerade um die Zeit, als ich angefangen habe, dort zu arbeiten. Und es waren Menschen, unter anderem auch mein damaliger Chef, Hannes Kogler, oder eben auch Christian Schiester, die mit so einer Leichtigkeit, mit so einer Unbeschwertheit diesen Ausdauersport ausgeübt haben, dass man ganz schnell gemerkt hat: Rauchen und Sport und für die Gesundheit etwas tun, geht sich am Ende des Tages nicht mehr aus.
Wie gesagt: Auch ich habe mindestens ein Packerl Zigaretten am Tag geraucht, war übergewichtig – um die 85 Kilo, das war immer so mein Kampfgewicht –, auch dem Alkohol nicht ganz abgeneigt. Aber schlussendlich habe ich fast auf den Tag genau vor zehn Jahren die große Ehre gehabt, auch durch das Coaching meiner Kolleginnen und Kollegen, beim Ironman in Klagenfurt an der Startlinie stehen zu dürfen – 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen –, mit einem Lächeln im Gesicht, weil ich nämlich heilfroh war, a) gesund an der Startlinie stehen zu dürfen und b) unter anderem auch meinen Chef und meine Familie an der Ziellinie wieder begrüßen zu dürfen. Das ist ein Geschenk. Ich glaube, an dieser Stelle muss man wirklich froh sein, wenn man gesund und munter bei der Sache ist, ja. (Beifall bei der SPÖ, bei Bundesrät:innen der ÖVP sowie der Bundesrätinnen Deutsch [NEOS/W] und Kittl [Grüne/W].)
Jetzt komme ich natürlich auch zum Inhaltlichen dieses Gesetzes. Das Verbot aromatisierter Tabaksticks ist ein Schritt in die richtige Richtung, ein Schritt, den wir parteiübergreifend gesetzt haben. Und das, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, ist in Zeiten wie diesen keine Selbstverständlichkeit. Dafür möchte ich mich ausdrücklich bei allen Fraktionen – bei der ÖVP, den NEOS, den Grünen und der FPÖ – dafür bedanken, dass wir da gemeinsam die Verantwortung übernehmen.
Denn Gesundheit ist kein parteipolitisches Thema, Gesundheit ist ein Gemeinwohl. Und wenn wir als politische Vertreter gemeinsam handeln, dann geben wir ein wichtiges Signal: dass wir über ideologische Gräben springen können, zusammenstehen können, wenn es direkt um das Gemeinwohl unserer Gesellschaft geht.
Warum ist dieser Schritt so wichtig? – Weil Tabakprodukte, ganz gleich, ob klassisch geraucht, erhitzt oder in neuartigen Formen konsumiert, nach wie vor zu den gefährlichsten legalen Produkten zählen, die es gibt, und weil wir wissen, dass gerade die Aromen, wie Mango, Vanille oder Menthol, für viele Jugendliche die Einstiegshürde senken.
Ich habe es mir gestern auch angeschaut. Ich bin auf der Mariahilfer Straße gegangen, und da ist ja gefühlt jeder Shop ein Tabakshop. Da schaut es bunt aus, da glitzert alles, da werden die gschmackigsten Aromastoffe beworben und so weiter. Also ich glaube, da sind wir uns einig: Da muss gehandelt werden. Sie suggerieren Harmlosigkeit, sie täuschen Genuss vor, aber hinter dem süßen Geschmack verbirgt sich ein bitterer Preis: Abhängigkeit, Krankheit, oft ein lebenslanges Ringen um die eigene Gesundheit.
Wir als Sozialdemokratische Partei haben immer gesagt, Gesundheit darf keine Frage des Alters, der Bildung oder des Einkommens sein. Gerade deshalb ist es unsere Aufgabe, junge Menschen so früh wie möglich vor den Risiken zu schützen. Und ich weiß es: Ich habe selber mit 14 Jahren zu rauchen angefangen, und das Aufhören war wirklich nicht gerade leicht.
Dieses Gesetz ist ein Schutzschild, kein Verbot um des Verbots willen, sondern eine Maßnahme für Klarheit, mehr Wahrheit und letztlich mehr Freiheit im Leben junger Menschen.
Ich möchte aber auch betonen, dass dieser Schritt nicht das Ende ist, sondern ein Anfang. Unsere Fraktion begrüßt die Ankündigung von Staatssekretärin Königsberger-Ludwig, dass im Herbst die – unter Anführungszeichen – „Kür“ folgt, denn wir brauchen ein umfassendes Konzept im Kampf gegen die gesundheitlichen Risiken des Rauchens, das auch neue Produkte wie E-Zigaretten, Vapes und Nikotinbeutel umfasst, Produkte, die oft außerhalb regulativer Rahmenbedingungen konsumiert werden und gerade deshalb von Jugendlichen besonders stark angenommen werden.
Gesundheitsschutz bedeutet auch Transparenz. Deshalb sind die verschärften Kennzeichnungsbestimmungen ein weiterer wichtiger Baustein. Wer sich entscheidet, ein solches Produkt zu konsumieren, muss wissen, worauf er sich da einlässt. Es geht nicht darum, mündige Erwachsene zu bevormunden, aber sehr wohl darum, irreführende Werbestrategien zu unterbinden und die Wahrheit über die Risiken sichtbar zu machen.
Und es ist nicht selbstverständlich, dass wir bei einem so sensiblen Thema wie dem Rauchverhalten eine derartig breite Einigkeit finden, aber es zeigt: Wenn wir uns auf das Gemeinsame konzentrieren, auf den Schutz der Menschen, auf die Zukunft unserer Kinder, auf eine gerechtere und gesündere Gesellschaft, dann, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist sehr viel möglich, mehr, als wir denken. (Beifall bei der SPÖ, bei Bundesrät:innen der ÖVP sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W].)
Liebe Österreicherinnen und Österreicher, wir streiten nicht, sondern wir arbeiten, und in diesem Fall alle zusammen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ, bei Bundesrät:innen der ÖVP sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W].)
16.09
Vizepräsident Günther Ruprecht: Danke, Herr Kollege.
Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Markus Stotter. Ich erteile dieses.
Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 65 Abs. 2 GO-BR autorisiert.