RN/25
11.55
Bundesrätin Mag. Dr. Julia Deutsch (NEOS, Wien): Vielen Dank, Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher im Livestream! Finanzbildung ist Zukunftsbildung – schöner hätte ich es eigentlich auch nicht formulieren können. Entscheidend ist dabei natürlich, was wir daraus machen.
Wenn wir über Finanzbildung sprechen, dann sprechen wir über die Fähigkeit, selbstbestimmte Entscheidungen im Leben, im Beruf, im Alltag zu treffen, und damit sprechen wir über nichts Geringeres als über die Grundlage einer modernen, liberalen Demokratie. Finanzkompetenz ist Freiheitskompetenz. Sie befähigt junge Menschen dazu, Chancen zu erkennen, Risiken einzuschätzen und Verantwortung für ihr eigenes Leben zu tragen, aber letztendlich auch für das wirtschaftliche Miteinander, denn das ist nicht nur eine persönliche, sondern auch eine standortpolitische Frage, denn ein Land, das in Bildung investiert, investiert letztendlich auch in Wettbewerbsfähigkeit.
In den letzten Jahren ist in Österreich endlich Bewegung in die Sache gekommen, Finanz- und Wirtschaftsbildung ist jetzt zumindest als Querschnittsthema in allen Schulstufen verankert. Das ist wirklich sehr essenziell. Ich habe auch mitbekommen, das möchte ich schon auch betonen, dass die Kooperation zwischen Ihnen, Frau Staatssekretärin, und dem Bildungsministerium wirklich sehr gut verläuft. Das freut mich sehr, dass da alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Seit diesem Herbst gibt es nämlich auch an ersten Schulen ein neues Schulfach, und zwar Wirtschaft, Innovation und Nachhaltigkeit. Das bringt das zusammen, was schon längst in die Schulen gehört: Finanzbildung, Unternehmertum und Zukunftskompetenzen. Das ist ein wichtiger Schritt, aber da geht noch mehr, da muss, glaube ich, noch mehr gehen.
Ich möchte jetzt gerne ein Social-Media-Posting – es war ein Tweet, damals war es noch Twitter – aus 2015 zitieren. Es ist zehn Jahre alt, aber aktueller denn je, und viele werden es wahrscheinlich ohnehin kennen: „Ich bin fast 18 und habe keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann 'ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen.“
Dass Sie mich jetzt bitte nicht falsch verstehen: Ich habe großen Respekt vor den klassischen Bildungsinhalten, aber das alleine bereitet niemanden auf das echte Leben da draußen vor. Unsere Jugendlichen brauchen das Wissen, das alltagsrelevant ist: Was ist eine Steuererklärung? Was sind Zinsen? Wie funktioniert ein Mietvertrag? Wie hängen Angebot und Nachfrage zusammen? Wie gehe ich eigentlich mit meinem Geld um?
Deswegen: Finanzbildung ist Zukunftsbildung, wenn sie Kinder und Jugendliche wirklich befähigt, sich in einer komplexen Welt zu orientieren; und sie ist Standortpolitik, wenn sie die Fachkräfte, die Gründerinnen und Gründer, die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger von morgen stärkt. Denn wer früh versteht, wie Märkte funktionieren, auch der Kapitalmarkt – das haben wir heute auch schon gehört –, wie man ein Unternehmen führt oder wie man ein Projekt finanziert, der stärkt letztendlich nicht nur sich selbst, sondern den gesamten Wirtschaftsstandort Österreich.
Finanzbildung ist aber nur ein Baustein dieser großen Bildungsaufholjagd, die wir jetzt mit der Regierung in Österreich endlich gestartet haben. Wir verdoppeln die Mittel für die Deutschförderung, wir schaffen mehr Raum für Grundkompetenzen und wir holen die psychische Gesundheit dorthin, wo sie wirklich hingehört: mitten in die Schulen. Gleichzeitig bauen wir auch bürokratische Hürden ab, 80 Prozent der alten Erlässe sind bereits Geschichte, und wir schaffen auch mehr Autonomie für die Schulen, denn weniger Verantwortung heißt auch mehr Zeit für das Wesentliche – und das ist gute Pädagogik.
Wir investieren auch in die frühkindliche Bildung, denn Bildung fängt ja nicht erst in der Schule, sondern im Kindergarten an und ist ein so wesentlicher Baustein. Also diese Bildungsaufholjagd läuft, und Finanzbildung ist ein zentrales Element davon. Sie muss allen zugänglich sein, egal woher er oder sie kommt, egal in welche Schule er oder sie geht und egal welchen Hintergrund er oder sie hat. Das ist dann echte Chancengerechtigkeit und daran arbeiten wir.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, Finanzbildung ist kein Nice-to-have, sie ist das Fundament eines selbstbestimmten Lebens und damit auch das Fundament einer starken zukunftsfähigen Wirtschaft. Wenn wir alle hier wollen, dass Österreich auch in Zukunft ein Land der Möglichkeiten bleibt, dann müssen wir heute die Grundlagen dafür schaffen, wie das in Zukunft funktioniert – mit einem Bildungssystem, das befähigt, nicht bevormundet, das ermutigt und nicht überfordert und das jungen Menschen Mut macht, Verantwortung zu übernehmen. Finanzbildung ist Zukunftsbildung, weil sie Freiheit, Eigenverantwortung und Chancen ermöglicht – und das ist die beste Investition in den Wirtschaftsstandort Österreich. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP, bei Bundesrät:innen der SPÖ sowie der Bundesrätin Hauschildt-Buschberger [Grüne/OÖ].)
12.00
Vizepräsident Günther Ruprecht: Danke, Frau Kollegin. Vielen Dank, Frau Staatssekretärin.
Die Aktuelle Stunde ist beendet.
Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 65 Abs. 2 GO-BR autorisiert.