RN/81

15.50

Bundesrätin Antonia Herunter (ÖVP, Steiermark): Sehr geehrter Herr Vizepräsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Falls es da draußen noch Zuschauer gibt (Heiterkeit der Rednerin), auch ein herzliches Hallo an diese! Unsere Schulen haben einen gesamtgesellschaftlichen und auch einen gesamtpolitischen Auftrag. Sie sind nämlich ein Ort des Lernens und des Zusammenlebens, an dem junge Menschen vorbereitet werden, Teil unserer Gesellschaft zu sein.

Wir haben wirklich ein großes Glück, weil wir über 100 000 – das haben wir heute schon gehört – Pädagoginnen und Pädagogen haben, die wirklich jeden Tag alles daran setzen, Chancen für diese jungen Menschen zu eröffnen. Aber sie alleine können in den heutigen Zeiten nicht verantwortlich sein, wir müssen auch die Eltern mehr in die Pflicht nehmen. Wir haben es durchaus auch gehört, dass es berechtigte Kritik an der Bildschirmzeit der jungen Menschen gibt. Wir können Verantwortung nicht einfach an die Schule abschieben lassen, auch Eltern haben eine Verantwortung. 

Im schulischen Kontext braucht es für alle klare Regeln, für die Schüler, für die Lehrer und für die Eltern, wie ein gutes Zusammenleben funktionieren kann. Die Bundesregierung setzt sehr klare Maßnahmen. Ich wiederhole es Ihnen noch einmal, weil – ich habe es vorher noch einmal extra gegoogelt – Wiederholung eine wichtige pädagogisch-didaktische Kategorie ist. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP, Beifall bei der SPÖ sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W].)

Um nur ein paar aktuelle Beispiele zu nennen – weil durch Tiktok ja durchaus die Aufmerksamkeitsspanne bei vielen schrumpft –, was die Bundesregierung macht: Schutz vor Radikalisierung in der Schule etwa mit dem Kopftuchverbot, Suspendierungsbegleitung, um die Lücken zu schließen, verpflichtende Sommerschule für außerordentliche Schüler, Chancenbonus für herausfordernde Schulstandorte, Ausbau der Schulpsychologie und der Schulsozialarbeit. 

Nichtsdestotrotz: Haben wir Probleme im Schulsystem? – Ja, weil sich die Anforderungen an junge Menschen laufend entwickeln. Das, was ich vor zehn Jahren im IT-Unterricht für die Matura gelernt habe, ist heute teilweise schon komplett überholt. Aber das heißt ja nicht, dass wir jetzt einfach aufgeben und sagen: Ja, wir haben so viele Probleme, um Gottes willen, das reden wir jetzt bis zum Gehtnichtmehr madig!

Ich war vor Kurzem bei einer 250-Jahr-Feier eines Borgs in Graz. Das wurde unter Maria Theresia gegründet, als die Schulpflicht eingeführt wurde, für die Lehrerfortbildung. Dort gibt es mittlerweile neun Zweige in der Oberstufe, angefangen von Leistungssport über einen Musicalzweig bis hin zu Medientechnik oder sogar Pferdewirtschaft – also mit den Schulversuchen sehr innovativ. Sie haben erst vor Kurzem auch einen der Vizeweltmeister der U17-Nationalmannschaft hervorgebracht. 

Ich bin mir relativ sicher, dass von so einem Schulsystem, das diese Vielfalt an Zweigen hergibt, Maria Theresia vor 250 Jahren nicht einmal hat träumen können. Deshalb: Warum fokussieren wir uns denn darauf, dass wir ein Schulsystem für die Vergangenheit schaffen, was vielleicht in den Fünfzigerjahren funktioniert hat? Machen wir doch Schule für die Zukunft! (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W].)

Apropos Schule der Zukunft: Ich habe es heute schon ein bisschen ironisch gefunden, sich zu erkundigen, was der Stand der digitalen Verwaltung und der Reformen ist, wenn sogar schon so Sachen wie ID Austria zum Einloggen in der Schule eine Riesenempörung bei der FPÖ hervorrufen. – Aber das ist wieder ein anderes Thema. (Beifall bei der ÖVP, bei Mitgliedern des Bundesrates von der SPÖ sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W]. – Zwischenruf bei der FPÖ.)

Weil die Ideologisierung der Schule so sehr beschworen wurde: Was ist denn dann schon Ideologisierung in diesem Zusammenhang? (Zwischenruf des Bundesrates Kofler [FPÖ/NÖ].) Ist es schon so schlimm, wenn auf einmal ein Mädchen Astronaut im Kinderbuch ist und nicht ein Bub, weil: Um Gottes willen, das gibt es doch nicht, wir haben ja Frauenbilder!, (Bundesrat Kofler [FPÖ/NÖ]: Um das geht es nicht! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ), oder wenn einmal ein gleichgeschlechtliches Ehepaar in einem Buch erwähnt wird? Dann muss ich Sie schon ein bisschen enttäuschen: Kinder und Jugendliche leben schon auch in der Realität. Wenn sie die Schule verlassen (Zwischenruf des Bundesrates Pröller [FPÖ/OÖ]), haben sie Internet, und dort begegnet man so Leuten wie Gerald Grosz und seinem Ehemann, und auch das ist Realität. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W].) 

So sehr wir es auch versuchen, wir werden es nie schaffen, dass wir Kinder und Jugendliche für immer aus der realen Welt fernhalten. Wir müssen sie auf eine moderne Welt vorbereiten, und es gehört zum Erwachsenwerden, dass man sich auch mit Dingen auseinandersetzt, die dem eigenen Weltbild nicht zu 100 Prozent entsprechen. Das fordern wir von jenen, die zu uns kommen, aber das fordern wir auch ein bisschen von Ihnen, liebe Kollegen von der FPÖ. (Bundesrat Matznetter [SPÖ/W]: Das wird aber nichts! – Heiterkeit der Rednerin. – Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W].)

Kommen Sie in der realen Welt an, in der die Kinder und Jugendlichen heute leben, statt sich online vor Gespenstern zu fürchten! – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie der Bundesrätin Deutsch [NEOS/W].)

15.55

Vizepräsident Günther Ruprecht: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Irene Partl. – Ich erteile es dir.

Die angezeigte Rede ist noch nicht nach § 65 Abs. 2 GO-BR autorisiert.