1171/J-BR
der Bundesräte Dr. Kapral, Mag. Langer
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Polizei und Sicherheit in Wien
1996 wurden die Planstellen der Wiener Sicherheitswache
von 6.182 Stellen um 104 Stellen
auf 6.078 Stellen herabgesetzt. Zudem wurden die
Überstunden drastisch reduziert.
Aufgrund dieser Zahlen und Tatsachen werden pro Bezirk
und Tag 35 Außendienststunden
weniger geleistet, d.h. pro Bezirk und Tag gibt es
im Durchschnitt 4 Beamte im Außendienst
weniger. Konnte bislang der Fußstreifendienst
mit durchschnittlich 7 Beamten aufrechterhalten
werden, so reduziert sich diese Zahl nunmehr auf
durchschnittlich 3 Beamte pro Bezirk.
Betroffen sind auch die Funkstreifen, wobei es bereits
Bezirke - etwa die Bezirke 7, 8 und 17-
gibt, wo nur mehr ein einziger Funkstreifenwagen
im Einsatz ist.
Eigenartigerweise haben im selben Zeitraum, in dem
die Überstunden der Sicherheitswache-
beamten im Außendienst aus Spargründen
um 13,5 % abgenommen haben, die Überstunden in
der BPD Wien im Innendienst, also in der Verwaltung,
um 8 % zugenommen.
1995 wurden weiters rund 350 Exekutivbeamte nach
Beendigung ihrer Ausbildung zunächst
nicht im Streifendienst, sondern vielmehr ein Monat
lang zur Botschaftsüberwachung einge-
teilt.
Innerhalb der Kriminalabteilungen kam und kommt es
aufgrund einer Ministerweisung zu
einer dramatischen Reduzierung von Planstellen. Der
jahrelang erweckte Anschein, die Son-
derabteilungen im Innenministerium würden zusätzlich
zu den Kriminalbeamten in den Bezir-
ken und im Sicherheitsbüro zu Sondereinsätzen
bereitgestellt, hat sich als falsch herausgestellt.
Tatsächlich gibt es für die Sondereinheiten
keine zusätzlichen und eigenen Planstellen, wes-
halb in den Bezirksabteilungen und im Sicherheitsbüro
über 50 Kriminalbeamte wegrationali-
siert wurden und werden.
In der jüngsten und derzeit aktuellen Werbekampagne
der Wiener SPÖ wirbt Bürgermeister
Häupl mit dem Slogan "Sicherheit ist mehr"
unter "mehr Aufklärung - weniger Verbrechen"
und stellt fest, daß Wien die sicherste Millionenstadt
und Wiens Polizei Spitze sei, oder daß
die Aufklärungsrate rapide steigt.
Mit Umsetzung des bundesweiten Belastungspakets 1996
soll es zu weiteren drastischen Ein-
sparungen kommen, die sich sowohl auf das Einkommen
als auch auf die Zahl der Beamten
auswirken und damit auch die Sicherheitsbeamten umfassen.
Da es nicht einleuchtend erscheint, daß es
immer weniger Polizeibeamte in Wien gibt, die zu-
dem nach erfolgreicher Ausbildung (vorerst) nicht
unbedingt ihrer eigentlichen Ausbildung
entsprechend eingesetzt werden, die Sicherheit in
Wien sowie die Aufklärung von Verbrechen
gleichzeitig aber angeblich steigen, stellen die
unterzeichneten Bundesräte an den Bundes-
minister für Inneres folgende
ANFRAGE
1. Wie hoch war die Zahl der Wiener Polizeibeamten
jeweils in den letzten 5 Jahren und zwar
einerseits bezogen auf Wien gesamt, anderseits bezogen
auf die einzelnen Wiener Bezirke?
2. Wie sollen sich diese Zahlen in den kommenden
5 Jahren entwickeln?
3. Wo sehen Sie für Wien die Untergrenze bei
der Zahl der Polizeibeamten?
4. Wo sehen Sie für Wien die Untergrenze bei
der Zahl der täglichen Fußstreifendienste pro
Bezirk?
5. Wo sehen Sie für Wien die Untergrenze bei
der Zahl der eingesetzten Funkstreifenwagen
pro Bezirk?
6. Ist die angeführte Ministerweisung betreffend
die Reduzierung der Planstellen bei den Kri-
minalbeamten noch immer aufrecht und
a. wenn ja, welchen genauen Wortlaut hat diese Weisung
und welche Auswirkungen auf-
grund dieser Weisung erwarten Sie sich in den nächsten
Jahren?
b. Wenn nein, seit wann und mit welcher Begründung
wurde die Weisung außer Kraft
gesetzt?
7. Aus welchem Grund haben im selben Zeitraum, in
dem die Überstunden der Sicherheits-
wachebeamten im Außendienst aus Spargründen
um 13,5 % gekürzt wurden, die Über-
stunden in der BPD Wien im Innendienst, also in der
Verwaltung, um 8 % zugenommen?
8. Aus welchen Grund werden Bedienstete, die ihre
Polizeiausbildung gerade erst abge-
schlossen haben, zur Überwachung von Botschaften
eingesetzt und ist dies eine übliche
Vorgangsweise?
9. Gibt es Studien bzw. Befragungen darüber,
inwieweit sich die Wiener Bevölkerung aber
auch Besucher der Stadt und Touristen in Wien "sicher
fühlen" und wenn ja,
a. wer hat die Studie in Auftrag gegeben?
b. Wer hat die Studie durchgeführt?
c. Wann wurde die Studie durchgeführt?
d. Welches Ergebnis hat die Studie gebracht?
10. Aus welchen Gründen nehmen die Aufklärung
von Straftaten und (angeblich) die Sicher-
heit in Wien zu, obwohl gleichzeitig die Zahl der
ermittelnden Beamten reduziert wird,
d.h. wie haben sich die absolute und relative Aufklärungshöhen
jeweils in den letzten 5
Jahren geändert bzw. gab es in den letzten Jahren
eine Änderung bzgl. der Art und des In-
halts der Ausbildung der Polizei oder hat man etwa
die Berechnung der Aufklärungszahlen
umgestellt?
11. Die Werbekampagne von Bürgermeister Häupl
wird mit "mehr Aufklärung - weniger
Verbrechen" übertitelt. In welcher Form,
d.h. wo, von wem und mit welchem Inhalt, wird
diese Aufklärung betrieben?
12. Wie wollen Sie trotz Sparpaket, d.h. sinkender
Beamtenzahl, sinkenden Überstunden und
sinkendem Einkommen der Beamten, die Motivation und
Einsatzfreudigkeit der Polizei-
beamten und damit die Sicherheit der Bevölkerung
in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit,
zunehmender Fremdenfeindlichkeit etc. künftig
sicherstellen?