1209/J-BR/96
A n f r a g e
der Bundesräte Dr. Tremml, Mag. Langer, Dr. Kapral an den Bundeskanzler
betreffend Verpflegung des deutschen Bundeskanzlers anläßlich seines Staatsbesuches
Medienberichten war zu entnehmen, daß der österreichische Bundeskanzler als Gastgeber des deutschen Bundeskanzlers m 18. Juli 1996 einen Empfang mit anschließendem Mittagessen im Schloß Eggenberg bei Graz gab, an dem 44 geladene Gäste teilnahmen.
Laut Zeitungsberichten wurden dabei gereicht:
Saibling und Rheinanke auf Erdäpfel-Vogerlsalat mit steirischem Kernöl,Grießnockerlsuppe; ausgelöstes Backhendl mit Kartoffeln.
Über das Dessert und die servierten Getränke war leider nichts in Erfahrung zu bringen.
Gegen die schmackhafte Bewirtung von hohem Staatsbesuch ist auch aus freiheitlicher Sicht nichts einzuwenden. Als irritierend empfanden es aber nicht nur die unterzeichneten Bundesräte, sondern auch die steirische Bevölkerung sowie die Gastronomie der Landeshauptstadt Graz, daß der österreichische Bundeskanzler als Gastgeber das Essen auf Schloß Eggenberg von einem Wiener Cateringbetrieb anliefern ließ, obwohl dieser Betrieb schon als Generalunternehmer für die Veranstaltungen auf dem Rathausplatz und als Zulieferer für den Wiener Flughafen und einige Fluglinien mehr als ausgelastet sein dürfte.
Daß es für die Gattin des Bundeskanzlers im Haas-Haus-Lokal dieses Gastronomiebetriebes einen eigens reservierten Stuhl gibt, sollte die Auftragsvergabe durch das Bundeskanzleramt eigentlich nicht beeinflussen dürfen.
Daher richten die unterzeichneten Bundesräte an den Herrn Bundeskanzler die nachstehende
A n f r a g e
1. Wieviele Angebote für das 44-Personen-Mittagessen im Schloß Eggenberg bei Graz hat das Bundeskanzleramt eingeholt ?
2. Auf Grund welcher Umstände erfolgte die Vergabe des Auftrages für das Mittagessen im Schloß Eggenberg an die Wiener Gastronomiefirma Do & Co ?
3. Welche Desserts und Getränke wurden serviert ?
4. Welchen Betrag hat die Firma Do & Co für dieses Mittagessen insgesamt in Rechnung gestellt ?
5. Wieviel wurde für die Anlieferung nach Graz berechnet ?
6. Da vom deutschen Bundeskanzler bekannt ist, daß er den kulinarischen Genüssen der österreichischen Bundesländer alles andere als abhold ist: Worauf fußt das Mißtrauen des österreichischen Bundeskanzlers gegenüber der steirischen Gastronomie, sodaß er sich selbst in der Steiermark vom Lieblingslokal seiner Gattin in Wien beliefern läßt ?
7. Da die für Gesundheit zuständige Bundesministerin zu Recht immer wieder vor aufgewärmten und warmgehaltenen Speisen, insbesondere
zur S Sommerzeit, wegen der damit verbundenen Salmonellengefahr, warnt und die Lebensmittelbehörden österreichweit zum Schutze der Bevölkerung auf Trab hält :
Fürchten Sie nicht für das leibliche Wohl ihrer Gäste, insbesondere des deutschen Bundeskanzlers, wenn Sie fertig zubereitete Speisen von Wien nach Graz transportieren lassen ?
8. Warm haben Sie sich nicht beim Umweltminister oder bei einem der Toscana-Fraktion zugehörenden Regierungsmitglied Ihrer Fraktion rechtzeitig über die Bekömmlichkeit bodenständiger, nicht transportgeschädigter Nahrungsmittel sowie über die Umweltbelastung durch Nahrungsmitteltransport über weite Distanzen erkundigt ?