1293/J-BR BR

der Bundesräte Waldhäusl, Mag. Gudenus
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft
betreffend Saatkartoffel - Aktion Saatgut
In einer Resolution verurteilte die Bauernkammer Litschau (Waldviertel)
die Beschaffung holländischer Saatkartoffel für Bosnien aus österreichischen
Spendengeldern. Die konkrete Kritik lautete, daß Caritas und Rotes Kreuz
1.500 Tonnen Saatkartoffeln in Holland angekauft und mit österreichischen
Spendengeldern finanziert haben, obwohl noch 4.500 Tonnen unverkaufte
Saatkartoffeln im Inland vorhanden gewesen seien.
Der Bosnienorganisator der Caritas behauptete: "Wir kaufen für 1997
Saatkartoffel vorwiegend vor Ort in Bosnien, um dort die Wirtschaft
zu beleben und um uns die teuren Transportwege zu ersparen." Daraus
ergibt sich natürlich die Frage, wieso angesichts des in Bosnien an -
scheinend ohnehin vorhandenen Saatgutes eine Saatgutaktion für Bosnien
veranstaltet wird.
Dr. Christian Marte vom Roten Kreuz wiederum behauptet, man habe sich
bemüht, in Österreich Saatkartoffel, die in serbischen Gebieten auch
wachsen und das ist die Sorte "Desiree", anzukaufen. Mehr als 100 Tonnen,
die am 19.2.97 bei der NÖ. Saatbaugenossenschaft in Windigsteig geordert
wurden, seien in Österreich nicht vorhanden gewesen. "Versuche in Serbien,
mit anderen Sorten, schlugen aufgrund des nicht vorhandenen Düngers fehl,"
so Marte. In diesem Zusammenhang ist interessant, warum die Spenden in
Österreich unter dem Titel "Nachbar in Not" für Bosnien gesammelt werden,
der Kartoffelanbau aber in Serbien erfolgt.
Vom Geschäftsführer der NÖ. Raiffeisen - Lagerhäuser war dazu zu erfahren:
"Das Internationale Rote Kreuz in Genf hat bei nationalen und internationalen
Händlern um 1000 Tonnen der Kartoffelsorte "Desiree" angefragt, auch beim
Raiffeisen - Warenhandel Austria. Die RWA bot, da heimische Angebote auf
Desiree nicht einlangten, holländische Ware an und bekam den Zuschlag."
Den Spendern wurde aber seitens der karitativen Organisationen gesagt,
daß ihr Geld ausschließlich für Österreichisches Saatgut verwendet werde.
Da sogar die bestellten 100 Tonnen wegen angeblichem Schorfbefall bean -
standet wurden, blieben somit die Waldviertler Kartoffelbauern auf
4.500 Tonnen unverkauften Saatkartoffeln sitzen, während der Grüne Riese
mit den Wohlfahrtsorganisationen Hollandgeschäfte machte.
Daher richten die unterzeichneten Bundesräte an den Herrn Bundesminister
für Land - und Forstwirtschaft die nachstehende
A n f r a g e:
1. wieviele Tonnen Saatkartoffel welcher Sorten waren im Februar 1997
in Österreich vorrätig ?
2. Welche dieser Sorten sind nach Auffassung Ihrer einschlägigen Dienststellen
für den Anbau in
a) Bosnien,
b) Serbien,
c) anderen Gebieten des ehemaligen Jugoslawien
ebenfalls geeignet ?
3. Welche der an der Aktion Saatgut beteiligten Wohlfahrtsorganisationen
hat bei Ihren einschlägigen Dienststellen hinsichtlich der Eignung
Österreichischer Saatkartoffelsorten für den Anbau in
a) Bosnien,
b) Serbien,
c) anderen Gebieten des ehemaligen Jugoslawien
nachgefragt ?
4. Haben Ihre Dienststellen die Auskunft erteilt, daß nur die Sorte
Desiree für serbische Gebiete geeignet sei ?
5. Haben sich die an der Aktion Saatgut beteiligten Wohlfahrtsorganisationen
im Zusammenhang mit der Aktion Saatgut in sonstiger Hinsicht an Ihr
Ressort gewendet ?
6. Wie beurteilt Ihr Ressort die Vorgangsweise von Raiffeisen - Warenhandel
Austria, die Internationalen Roten Kreuz trotz des Vorhandenseins von
4.500 Tonnen Saatkartoffeln in Österreich holländische Ware anzubieten ?
7. Ist Ihrem Ressort bekannt, welcher Verwendung die 100 Tonnen, die bei
der NÖ. Saatbaugenossenschaft in Windigsteig vom Roten Kreuz gekauft,
aber wegen Schorfbefalls beanstandet wurden, schließlich zugeführt
wurden ?