1304/J-BR BR
der Bundesräte Dr. Böhm, Mühlwerth
und Kollegen
an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten
betreffend Transport und Dislozierung von Schönbrnnner
Zootieren in
andere Bundesländer - tödliche Pannen
"Unglaubliche Szenen spielten sich am Sonntag
(13.7.1997) in der Gemeinde
Fritzens im Tiroler Unterland ab. Ein Zebra, das
in einem Pferdehof unter -
gebracht war, war am Vormittag aus seinem Quartier
ausgerissen. Querfeldein
wurde es daraufhin von einem Troß aus Tierärzten,
Pflegern, ungläubigen
Passanten und Journalisten verfolgt. Nachdem das
Tier bereits einen Schuß
mit dem Narkosegewehr erhalten hatte, sprang das
Zebra mit letzter Kraft
in den reißenden Inn und konnte nur mehr tot
geborgen werden."
Dies meldete die APA am 13.7.1997 unter dem Titel
"Tiroler Dorf auf Zebra -
Jagd - Tier vermutlich ertrunken - Pflegetier aus
Schönbrunn sprang
narkotisiert in den Inn".
Weitere Recherchen brachten zutage, daß das
einjährige Zebra erst vor drei
Tagen auf den Pferdehof in Fritzens übersiedelt
worden war, wo es zur Attrak -
tion zahlreicher Zaungäste wurde und verschreckt
das Weite suchte, was Rück -
schlüsse auf Mängel bei der sicheren Unterbringung
des Tieres zuläßt.
Nach stundenlanger Verfolgung durch "Betreuer"
und Schaulustige brach das
Tier auf einer Wiese erschöpft zusammen. Anstatt
ihm Fesseln anzulegen und
es zurück in seine Unterkunft zu transportieren,
wartete man das Eintreffen
eines Narkosegewehres und mehrerer Journalisten ab,
die das Tier neuerlich
aufscheuchten. Das endlich doch per Gewehr narkotisierte
Zebra sprang mit
letzter Kraft in den reißenden, eiskalten Inn,
wo es um ca. 17 Uhr von Wasser -
rettung und Feuerwehr bei Schwaz tot aus dem Fluß
gezogen wurde.
Dieser Fall von tierquälerischem Dilettantismus
brachte zutage, daß im
Tiergarten Schönbrunn geborene oder vom Tiergarten
erworbene exotische
Tiere in weit entfernte Bundesländer transportiert
und dort mangelhaft
verwahrt werden, im Falle des verendeten Zebras auf
dem Pferdehof
"Schindelhof" in Fritzens, der einer bekannten,
mit dem Direktor des
Schönbrunner Tiergartens befreundeten Industriellenfamilie
gehört.
Das Schönbrunner Tiergartenamt ressortiert zum
Bundesminister für wirt -
schaftliche Angelegenheiten. Die Dislozierungsvorgänge
fallen daher in
die Verantwortung dieses Bundesministers.
Daher richten die unterzeichneten Bundesräte
an den Herrn Bundesminister
für wirtschaftliche Angelegenheiten die nachstehende
Anfrage:
1. Wieviele Tiere welcher Arten hat der Tiergarten
Schönbrunn in der
Amtszeit Direktor Pechlaners disloziert untergebracht
?
2. In welchen Gerichtsbezirken Österreichs wurden
welche Tiere aus dem
Schönbrunn er Tiergarten disloziert untergebracht
?
3. Welche Personen und Institutionen haben Tiere
aus dem Schönbrunner
Tiergarten
a) auf Zeit,
b) auf Lebensdauer
zur Unterbringung erhalten ?
4. Für welche Tiere bezahlt der Tiergarten Schönbrunn
jeweils wieviel
für die dislozierte Unterbringung ?
5. Welche Tiere konnten bei wen gratis untergebracht
werden ?
6. Wieviele Tiere welcher Arten starben aus welcher
Ursache an Ort der
dislozierten Unterbringung ? Wieviele auf dem Transport
?
7. Nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl der
für die dislozierte
Unterbringung von Schönbrunner Zootieren in
Frage kommenden Örtlichkeiten ?
8. Nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl der
für eine dislozierte
Unterbringung überhaupt in frage kommenden Tiere
?
9. Trifft der Direktor des Schönbrunner Tiergartenamtes
diese Entscheidungen
allein ?
10. In welchen Abständen wird die artgerechte
Unterbringung der dislozierten
Tiere seitens des Schönbrunner Tiergartenamtes
überprüft ?
11. Warum werden Schönbrunner Zootiere bis ins
Tiroler Unterland transportiert,
tim dort auf dem Pferdehof einer bekannten Industriellenfamilie
untergebracht
zu werden ?
12. Wieviele Tiere welcher Arten wurden 1996 von
Schönbrunner Zootieren
a) im Schönbrunner Tiergarten,
b in dislozierter Unterbringung
geboren ?
13. Wo befinden sich derzeit die 1996 geborenen Jungtiere
von Schönbrunner
Zootieren, nach Arten aufgegliedert ?
14. Zu welchen Preisen bzw. zu welchen Gegenleistungen
wurden die unter
Punkt 12. subsumierten Tiere an
a) andere Tiergärten,
b) private Tierhalter,
c) sonstige Interessenten
abgegeben ?
15. Mit welchen Maßnahmen werden sie sicherstellen,
daß Schönbrunner Zootiere
nicht mehr österreichweit herumtransportiert
und disloziert werden ?
16. Mit welchen Maßnamen werden Sie sicherstellen,
daß die wegen der aus -
ufernden Bautätigkeit im Tiergarten Schönbrunn
unbedingt erforderlichen
Dislozierungen nur an Örtlichkeiten mit artgerechter
und sicherer
Ausstattung sowie fachlich entsprechend ausgebildeten
Personal erfolgen ?
17. Mit welchen Maßnahmen werden Sie sicherstellen,
daß Schönbrunner Zootiere
nicht mehr zu Prestigeobjekten privater Tierhalter
und Werbeobjekten für
die Schönbrunner Tiergartendirektion degradiert
werden ?