1344/J-BR BR
 
Anfrage
der Bundesräte Mülwerth, Dr. Tremmel, Dr. Riess - Passer
an die Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales
betreffend Herzinfarkt häufigste Todesursache
Im endlich doch noch vorgelegten Gesundheitsbericht 1997 Berichts -
zeitraum 1993 - 1995) findet sich im Kapitel "ausgewählte Todesursachen"
Bemerkenswertes:
"Es ist vor allem die Todesursache "Herzkrankheiten" die im Berichts -
zeitraum bei beiden Geschlechtern keinen weiteren Rückgang erfahren hat.
...39,6 % der Frauen und 34,8 % der Männer sind 1995 an Herzkrankheiten
verstorben, wobei der Herzinfarkt die häufigste Ursache innerhalb dieser
Krankheitengruppe darstellt.
Vergleiche mit den durchschnittlichen Mortalitätsraten in der Europäischen
Union lassen bezüglich der gesamten Gruppe der Herz - Kreislauf - Erkrankungen
eine deutliche Übersterblichkeit für beide Geschlechter in Österreich
erkennen. Ursachen für den höheren Frauenanteil werden nicht angeführt.
Eine Untersuchung von 84.663 Krankengeschichten in 1.470 Krankenhäusern,
präsentiert beim 70. Kongreß der American Heart Association, zeigt folgendes:
"Frauen werden bei ihrer Einlieferung ins Krankenhaus infolge von Herz -
problemen weniger gründlich untersucht und erhalten nicht jene Therapien,
die bei Männern Standard sind. Während einer Notfallaufnahme warten sie
etwa 14 Minuten länger auf medizinische Hilfe als männliche Patienten.
Darüber hinaus beweist die Studie, daß in den USA herzkranke Frauen
wesentlich seltener einer Röntgenkontrastmitteluntersuchung der Koronar -
gefäße unterzogen werden. Auch von der Möglichkeit, verengte Gefäße mit -
Hilfe der Ballondillatation aufzudehnen oder mit einem Bypass zu über -
brücken, wurde nicht so oft Gebrauch gemacht, wie bei den Männern."
(Wiener Zeitung, 19.11.1997)
Von den US - Medizinern wird die deutliche Zunahme an Herzkrankheiten bei
Frauen, insbesondere nach der Menopause, auf die geänderten Anforderungen
des täglichen Lebens zurückgeführt, das Herz Infarktrisiko steige dadurch
um des Zwei - bis Dreifache an. Die auch in Österreich feststellbare
Tatsache, daß Frauen häufiger nach einem Herzinfarkt sterben als Männer,
wird von Jacqueline Tatnis vom St. Lukes Roosevelt Hospital in New York
bestätigt.
Daher richten die unterzeichneten Bundesräte an die Frau Bundesministerin
für Arbeit, Gesundheit und Soziales die nachstehende
Anfrage:
1. Worauf ist es zurückzuführen, daß laut Gesundheitsbericht 1997 die
Todesursache "Herzkrankheiten", insbesondere Herzinfarkt, bei Frauen
mit 39,6 % höher liegt als bei den Männern mit 34,8 % ?
2. Ist Ihnen die US - Studie über die Vernachlässigung von Frauen bei der
Behandlung von Herzkrankheiten, insbesondere Herzinfarkten vom Team
Hal V. Barron, University of California, im Detail bekannt ?
 
3. Gibt es eine vergleichbare Studie für Österreich ?
a) wenn ja: was sind deren Ergebnisse ?
b) wenn nein: wann werden Sie eine solche Studie in Auftrag geben ?
4. Wieviele Personen wurden 1995 und 1996 (getrennt nach Männern und
Frauen) wegen einer Herzerkrankung in österreichische Krankenanstalten
eingeliefert ?
5. Da sowohl bei der Aufnahme als auch bei der Erstbehandlung die
Uhrzeit protokolliert wird:
Welche Wartezeit müssen Patientinnen im Vergleich zu Patienten
auf sich nahmen ?
6. Wie lange dauert durchschnittlich die Untersuchung einer Herzpatientin
im Vergleich zu einem Herzpatienten in einem österreichischen Kranken -
haus ?
7. Wieviel % der 1995 und 1996 in österreichische Krankenanstalten
wegen einer Herzerkrankung eingelieferten Frauen und wieviel % der
Männer erhielten
a) eine Röntgenkontrastmitteluntersuchung der Koronargefäße
b) eine Gefäßaufdehnung mittels Ballondillatation,
c) einen Bypass ?
8. Werden Sie das ab 1997 eingeführte LKF - System auch zur Auswertung
der Fragen 4. bis 7. für 1997 und die Folgejahre heranziehen ?
9. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um sicherzustellen, daß
Frauen mit gleicher Sorgfalt und auf gleichem medizinischem Standard
als Herzpatientinnen behandelt werden ?
10. Welche Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge haben Sie bzw. Ihre
Amtsvorgängerin ergriffen, um dem steil ansteigenden Infarktrisiko
bei Frauen entgegenzuwirken ?
11. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um der deutlichen Übersterblichkeit
von Frauen und Männern bezüglich der gesamten Gruppe der Herz - Kreis -
lauf - Erkrankungen in Österreich, gemessen an den anderen EU - Mitgliedern,
entgegenzuwirken ?