1514/J-BR BR
 
der Abg. Mühlwerth, Mag. Gudenus, Haunschmid
an die Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und
Verbraucherschutz
betreffend Eisbein mit Tunke
 
Unter dem Titel "Eisbein mit Tunke" berichtet "profil"
vom 19.10.1998 über massive gesundheitliche Beschwerden
von Wiener Senioren, hervorgerufen durch einen Lieferan -
tenwechsel des "Essens à la Carte", das vom Wiener Roten
Kreuz an betagte Menschen verteilt wird.
 
Während das Rote Kreuz diese sogenannten Frischzubereitungen
bisher täglich aus St. Pölten bekam, bezieht die nunmehrige
Vertriebsgesellschaft die Senioren - Kost aus Deutschland.
Lange Transportwege erhöhen das Risiko der Geschmacksbeein -
trächtigung und des Verderbs solcher Fertig - Essen, die daher
wahrscheinlich auch mit Konservierungsmitteln haltbar gemacht
werden müssen.
 
Das Motiv des Wiener Roten Kreuzes, durch mangelhafte Speisen -
qualität eine gesundheitliche Beeinträchtigung von 1.600
betagten Menschen in Kauf zu nehmen, die auf eine Essens -
zustellung angewiesen sind, ist einem Ausspruch seines
Geschäftsführers über die bisherige St. Pöltner Lieferfirma
zu entnehmen; "Die von Gourmet haben uns ja nur als Aus -
lieferungsknechte betrachtet." Es ging also offenbar darum,
an einem Umsatz in zweistelliger Millionenhöhe auch als
gemeinnütziger Verein in irgendeiner Form mitzuschneiden.
 
Um diese Geschäftemacherei zu Lasten der menschlichen
Gesundheit zu durchleuchten, richten die unterzeichneten
Bundesräte an die Bundesministerin für Frauenangelegenheiten
und Verbraucherschutz die nachstehende
Anfrage:
 
1. Wann und in wievielen Fällen wurde Ihr Ressort mit
Beschwerden von Beziehern des "Essens à la Carte",
das vom Wiener Roten Kreuz ausgeliefert wird, konfrontiert ?
 
2. Wie hat Ihr Ressort auf diese Beschwerden reagiert:
a) unverbindlicher Kontakt mit den Beschwerdeführern,
b) unverbindliches Gespräch mit Vertretern des Wiener
Roten Kreuzes,
c) Einschaltung der Lebensmitteluntersuchungsanstalt und
- Sicherung von Untersuchungsproben, (wie viele ?)
- Durchführung von Untersuchungen, (Ergebnisse)
- Beanstandung und Außerverkehrsetzung von nicht
einwandfreien Speisezubereitungen,
- Verwarnungen oder Anzeigen nach dem Lebensmittelgesetz ?
 
3. Ab welcher Transportlänge und Transportdauer ist bei
solchen Senioren - Menüs wie "Essen & la Carte" mit
Qualitatsbeeinträchtigungen zu rechnen ?
 
4. Ist Ihnen bekannt, ob das Wiener Rote Kreuz vor der
Zustellung des aus Deutschland gelieferten Essens eine
Qualitätsprüfung täglich vornimmt oder vornehmen läßt ?
 
5. Ist Ihnen inzwischen bekannt, wieviel Zeit zwischen dem
Beginn der Zubereitung in Deutschland und dem tatsächlichen
Konsum dieser Menüs durch die Senioren vergeht,
z.B. für ein montags zu konsumierendes Essen ?
 
6. Welche Maßnahmen werden Sie als für die Lebensmittelhygiene
zuständige Bundesministerin ergreifen, um die Versorgung
betagter Menschen mit einwandfreien, frisch zubereiteten
Mahlzeiten sicherzustellen ?
 
7. Wie lautet Ihre Stellungnahme als für den Konsumentenschutz
zuständige Bundesministerin zu dem Versuch eines gemein -
nützigen Vereines, nämlich des Wiener Roten Kreuzes, beim
"Essen & la Carte" am Umsatz in zweistelliger Millionenhöhe
mitzuschneiden und dabei die Gesundheit alter Menschen aufs
Spiel zu setzen ?
 
8. Welche Maßnahmen setzen Sie gegen diese Geschäftemacherei
auf Kosten von Senioren, die auf die Zustellung von
Mahlzeiten angewiesen sind ?
 
9. Welche Initiativen setzen Sie, um die Zustellung von
Mahlzeiten an Senioren durch seriöse Gastronomiebetriebe aus
der Umgebung anstelle anonymer Massenzubereitung und
"geschäftstüchtiger" Zustellvereine anzuregen ?