2280/J-BR/2004
Eingelangt am 20.12.2004
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Anfrage
der Bundesrätinnen und Bundesräte Anna Elisabeth Haselbach, Bieringer, Prof. Konecny,
Weilharter, Schennach
und KollegInnen
an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten
betreffend die Beziehungen zwischen Österreich und der Republik Yemen
Zu den bedeutendsten Entwicklungen in der arabischen Welt
gehört – gerade angesichts des
Weiterbestehens geschlossener und häufig diktatorischer Regime in anderen
arabischen
Staaten – der Versuch der Republik Yemen einen demokratischen Weg zu gehen.
Unter den
ungünstigsten
Rahmenbedingungen — wie dem Fortdauern einer archaischen
Stammesgesellschaft
in Teilen des Landes und die ständige Notwendigkeit, einen aggressiven
Fundamentalismus zu bekämpfen – wird in
diesem armen und unter einem gewaltigen
Entwicklungsrückstand leidenden Land dennoch eine Politik der positiven
Entwicklung
betrieben, die Respekt abnötigt.
Wahlen,
die unter den gegebenen Rahmenbedingungen bemerkenswert frei abliefen, merkbar
freie und kritische Medien, eine klare
Orientierung auf die Achtung des Menschenrechte und
die Entwicklung einer lebendigen Szene von
Nicht-Regierungsorganisationen charakterisieren
das Land ebenso wie die Tatsache, dass die
weitestgehende Benachteiligung der Frauen
zumindest als Problemstellung zur Kenntnis genommen wird.
Eine
Reihe von Staaten, darunter auch zahlreiche EU-Mitgliedsstaaten, leisten wohl
auch
deshalb Entwicklungshilfe und engagieren
sich in vielfältiger Form zugunsten der
Entwicklung des Yemen. Bedauerlicherweise befindet sich Österreich nicht
darunter.
Ohne die Politik, die österreichische
Entwicklungszusammenarbeit auf ausgewählte
Schwerpunktländer zu
konzentrieren, grundsätzlich in Frage stellen zu wollen, ist dennoch die
Frage zu stellen, ob es angesichts der
Notwendigkeit, flexibel reagieren zu können, nicht
sinnvoll wäre, zusätzliche Mittel zumindest für kleinere Projekte in solchen
Staaten zur
Verfügung zu stellen, die nicht zu den Schwerpunktländern gehören. Das auch mit
geringem
Mitteleinsatz beträchtliche Wirkung erzielt werden kann, beweist ein von der
Stadt Wien
durchgeführtes Projekt, das die Neuausstattung einer Lepra-Station im Yemen zum
Gegenstand hatte und das auch insofern als beispielgebend angesehen werden
kann, als die
gesamte benötigte Ausstattung im Yemen selbst hergestellt wurde.
Gerade die
Existenz zahlreicher initiativer NGOs im Yemen - insbesondere auch von höchst
aktiven Frauen-Organisationen - würde es
nahe legen, diese mit der Abwicklung von
Projekten zu betrauen und damit zusätzlich auch noch Verwaltungskosten
zu sparen.
Die unterzeichneten Bundesrätinnen und Bundesräte, die
sich im Rahmen eines Besuches
beim Shura-Council
des Yemen über die Verhältnisse im Lande informieren konnten, richten
daher an die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten nachstehende
Anfrage:
1.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Konzeption der
österreichischen Entwicklungs-
zusammenarbeit so zu
erweitern, dass auch in Staaten, die keine Schwerpunktländer sind,
Projekte in Angriff genommen werden können ?
2.
Sind
Sie insbesondere bereit, derartige Projekte in der Republik Yemen zu prüfen und
diese in Zusammenarbeit mit NGOs in diesem
Land abzuwickeln ?
3.
Welche
anderen Möglichkeiten sehen Sie, die Zusammenarbeit zwischen Österreich und
der Republik Yemen zu intensivieren ?