2317/J-BR/2005
Eingelangt am 25.05.2005
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möglich.
Anfrage
der Bundesräte Ing. Einwallner
und GenossInnen
an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend Verkauf der ÖBB-Bodenseeschifffahrt
Laut
österreichweiten Medienberichten in den letzten beiden Wochen planen Sie als
zuständiger Bundesminister den Verkauf der
Bodenseeschifffahrt an private Unternehmen.
Interessenten sind die Konstanzer Stadtwerke und der Chef der
Silvretta-Nova-Gruppe,
Walter Klaus. Bei Ersterem wäre zu fragen, welchen Sinn ein
„Pseudo-Privatisierung" an eine
ausländische Gebietskörperschaft macht. Beim
zweiten Interessenten wird Ihnen ein
Naheverhältnis nachgesagt, dass in einer Jobgarantie nach Ihrer
politischen Karriere mündet -
also eine klassische Unvereinbarkeit in modernen Demokratien.
Die
Bodenseeschifffahrt der ÖBB ist ein wichtiges Rückgrat des Vorarlberger und
auch des
Bregenzer Tourismus. Mit ihrem Verkauf würden daher wichtige Interessen
Vorarlbergs und
der österreichischen Bodenseeanrainergemeinden verletzt werden.
Im Jahr 2004 habe die Bodenseeschiffe der ÖBB (Kurs-,
Sonder- und Rundfahrten) eine
Fahrleistung von über
66.000 km erbracht und dabei fast 600.000 Personen befördert. Da die
Bodenseeschifffahrt der ÖBB positiv
bilanziert ist es umso verwunderlicher, dieses
Unternehmen an eine Gebietskörperschaft bzw. an Private zu verkaufen.
Nach einer Umfrage der Neuen Vorarlberger Tageszeitung
haben sich rund 94% der
Vorarlberger gegen
einen Verkauf der Bodenseeschifffahrt ans Ausland ausgesprochen, nur
4% befürworten dieses Vorgehen. Ein Verkauf widerspricht also massiv den
Interessen der
Bevölkerung.
Zur
Aufklärung der offenen Fragen richten daher die unterzeichneten Bundesräte an
den
Bundesminister für Verkehr, Innovation und
Technologie nachstehende
Anfrage
1.) Sind Sie mit uns der Ansicht, dass der
Erhalt der ÖBB-Bodenseeschifffahrt im Interesse
Vorarlbergs ist?
2.) Gibt es bereits Details zu den von den
ÖBB an die Öffentlichkeit gelangten Überlegungen
und wie sehen diese Details aus (Zeitplan,
Käufer, Übernahme der Bediensteten etc.)?
3.) Wie stehen Sie zu den Vorwürfen der
Unvereinbarkeit als zuständiger Bundesminister,
der voreilig bekannt gibt, nach seiner politischen Karriere in ein Unternehmen
eines
privaten Interessenten der Bodenseeschifffahrt einzutreten.
4.) Welche internationalen Verträge regeln
die Bodenseeschifffahrt zwischen den drei
Anrainerstaaten Deutschland, Schweiz und Österreich im Sinne der öffentlichen
Linienschifffahrt?
5.) Können Sie ausschließen, dass diese
Verträge durch eine Privatisierung der ÖBB-
Bodenseeschifffahrt gebrochen werden?
6.) Inwieweit stellen internationale
Verträge über die Bodenseeschifffahrt ein
Verkaufshindernis dar?
7.) Wie erklären Sie sich als ehemaliger
Manager in der Privatwirtschaft den Widerspruch,
ein positiv bilanzierendes Unternehmen in
staatlichem Besitz an ein ausländisches
Unternehmen, das sich ebenfalls im Besitz des Staates (in diesem Falle einer
Gebietskörperschaft) befindet, zu verkaufen?
8.) Wie hoch schätzen Sie den Wert der Schiffe, der Immobilien und der Hafenanlagen ein?
9.) Wie hoch waren die Betriebsgewinne der
Bodenseeschifffahrt in den Jahren 1995 bis
2005 (bitte um detaillierte Aufstellung pro Jahr)?
10.) Beabsichtigen
Sie in naher Zukunft weitere Schifffahrtsunternehmen der ÖBB
(beispielsweise
jene am Wolfgangsee in Oberösterreich) zu privatisieren?