2591/J-BR/2008
Eingelangt am 07.02.2008
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Anfrage
der Bundesräte Prof. Konecny
und GenossInnen
an die Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten
betreffend „Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren"
In Prag bemüht sich eine von der Doyenne der deutschsprachigen Schriftsteller Prags, der heute 92-jährigen Lenka Reinerova, ins Leben gerufene Stiftung, ein „Literaturhaus der deutschsprachigen Literatur" zu errichten. Diese Einrichtung will in jener Stadt, in der es einst eine deutschsprachige Literatur von europäischer Bedeutung gab, deren Tradition und deren Werte bewahren und für künftige Generationen fruchtbar machen.
Das Projekt zielt einerseits auf Dokumentation und Forschung, wofür als Basis eine einzigartige 1000 Bände umfassende Bibliothek zur Verfügung steht. Weiters sollen die Autoren dieser Literatur einer neuen Generation von Lesern nahe gebracht werden.
Thematische Literaturveranstaltungen und Diskussionsabende - die in bescheidenen Umfang bereits stattfinden - sollen die Öffentlichkeit erreichen.
Im Rahmen einer spezifischen Literaturförderung soll durch Besuche internationaler deutschsprachiger Schriftsteller der geistige Austausch belebt werden, Stipendien für tschechische Schriftsteller und „literarische Residenzen" für nicht-tschechische Autoren sollen diesen Austausch unterstützen.
Kernstück soll jedoch ein Präsentationszentrum sein, das dieser deutschsprachigen Prager Literatur und ihren Autoren gewidmet sein wird.
In der Selbstdarstellung dieser Initiative werden als Autoren, um deren Werk es dabei geht, beispielhaft Rilke, Werfel, Kafka, Kisch, Stifter, Urzidil und Torberg genannt. Die Mehrheit dieser Autoren wird in unserem Land der österreichischen Literatur zugerechnet, wobei bedauerlicherweise ihre Zugehörigkeit zu diesem - heute - grenzüberschreitenden Kulturraum nicht immer gebührend unterstrichen wird.
Umso überraschender ist es, dass diese Initiative nunmehr von der deutschen Bundesregierung in einem namhaften Umfang finanziell unterstützt wird, während offensichtlich seitens der Republik Österreich bisher eine Unterstützung dieser wertvollen und eben auch wesentliche Teile der österreichischen Literatur umfassenden Initiative unterblieb.
Die unterzeichneten Bundesräte richten daher an die Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten nachstehende
Anfrage:
1. Ist Ihnen die erwähnte Initiative „Prager Literaturhaus" bekannt und erachten sie die Zielsetzungen dieser Initiative für aus österreichischer Sicht unterstützenswert ?
2. Ist es richtig, dass es bisher jedoch keine Unterstützung dieser Initiative im Rahmen der österreichischen Auslands-Kulturpolitik gegeben hat und was waren die Beweggründe dafür ?
3. Sind Sie bereit, Förderungsmaßnahmen zugunsten des - auch für österreichische Literaturgeschichte bedeutsamen - „Prager Literaturhauses" in diese Wege zu leiten.