2772/J-BR/2010
Eingelangt am
22.07.2010
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Bundesräte Mag. Bettina Rausch
Kolleginnen und Kollegen
an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur
betreffend Digitalisierung des kulturellen Erbes
Im
Regierungsprogramm unter Punkt 13 heißt es: "Verstärkte
Anstrengungen sollen
im Bereich der Digitalisierung (Sammlungen Bundesmuseen, Österreichische
Nationalbibliothek,
Artothek des Bundes) gesetzt werden, um die „Sammlung
Österreich" sichtbar zu machen, die bestehenden
Datenbanken an das europäische
Portal „Europeana" anzuschließen, sowie
die Verknüpfung mit dem Bildungsbereich
zu verstärken. Als Voraussetzung, nicht zuletzt für die Integration in die
gesamteuropäischen Bemühungen, wird die Bundesregierung die
Festlegung einer
nationalen Digitalisierungsstrategie
veranlassen". Des weiteren ist in der
"Strategischen Jahresplanung des BMUKK 2010" die Erhöhung des
österreichischen Anteils am
kostenlosen Online Portal "Europeana" und der damit
verbundene Einsatz des Online Portals
"Kulturpool" als eines der wichtigsten
Vorhaben genannt. Das Europäische Gemeinschaftsprojekt
"Europeana" verlinkt
derzeit
etwa 6 Mio. Objekte - darunter Bilder, Texte, Videos uvm. - und soll eine
"Alternative
zu Google Books" darstellen, wie es heißt.
Bisher leisten nur 11
Mitgliedstaaten einen Beitrag, darunter Österreich mit 20.000.- Euro. Es bedarf auf
europäischer Ebene eines verstärkten Engagements, um „Europeana" zu
intensivieren.
Angesichts der Debatten der
letzten Wochen rund um das Thema Digitalisierung
zeigt sich, dass es in diesem Bereich Aufklärungsbedarf
gibt. Die Kooperation der
ÖNB mit Google und damit die
Digitalisierung von 400 000 urheberrechtsfreien
Werken hat nicht zuletzt auch deshalb für Aufregung gesorgt, weil die
Fehlerhaftigkeit der Inhalte der
Google-Datenbank (Angaben zu Titeln, Urhebern,
Verlagen, ISBN, sonstige Kennungen)
in der Vergangenheit wiederholt weltweit
kritisiert wurde.
Die
unterfertigten Bundesräte stellen daher an die Bundesministerin für
Unterricht,
Kunst und Kultur
folgende
Anfrage
1. Gibt es bereits gemäß Regierungsprogramm eine Digitalisierungsstrategie?
2. Wenn ja, wie lautet die Zielsetzung?
3.
Wenn nein, welche Maßnahmen wurden bisher
gesetzt, um die im
Regierungsprogramm
verankerte Festlegung einer nationalen
Digitalisierungsstrategie zu entwickeln?
4.
Welche Maßnahmen setzen Sie, um auch auf europäischer Ebene das Projekt
"Europeana" voranzutreiben?
5.
Welche Synergien sehen Sie in der Fortführung des
Projekts "Europeana"
einerseits
und der Kooperation der ÖNB mit Google andererseits?
6. Ging der Vergabe des Auftrages an Google eine Ausschreibung voran?
7.
Wenn ja, wie wurde die Ausschreibung bekannt gemacht und wie lautete
der
Ausschreibungstext?
8.
Wenn nein, warum nicht bzw. welche sonstigen Maßnahmen
wurden ergriffen,
um zu einer
objektiven Beurteilung des Anbieters Google und des Angebots
zu gelangen?
9. Auf welche Dauer ist der Vertrag abgeschlossen worden?
10. Sieht der
Vertrag eine Kündigungsmöglichkeit
vor bzw. an welche Gründe ist
die Auflösung geknüpft?
11.Welche Vorkehrungen wurden von Seiten der ÖNB konkret
in Hinsicht auf
eine korrekte
Katalogisierung und öffentliche Zurverfügungstellung der
digitalisierten Bücher durch Google getroffen?
12. Richtet die ÖNB für die Digitale Bibliothek eine Downloadbegrenzung ein?
13. Wenn ja gilt diese Downloadbegrenzung auch für Google Books?
14. In welcher
Form und in welchem Umfang erhält Google Metadaten aus dem
Katalog der ÖNB?
15. Erhält die ÖNB Zugang zu
den Userdaten von Google in Bezug auf die
Nutzung der
eingescannten Werke?
16. Wenn ja, können diese
Userdaten von Seiten der ÖNB zur Auswertung
bezüglich ihrer Nutzer und weiters zur
wissenschaftlichen Auswertung
verwendet werden?
17. Darf Google
die Suchergebnisse, wie auch sonst üblich, mit den großen
Onlineanbietern und
Bezahlkunden verlinken?
18. Wie schätzen Sie die Konsequenzen der Kooperation
für andere Archive, z.B.
Landesbibliotheken ein?
19. Haben Sie
mit den Nationalbibliotheken in Deutschland und der Schweiz
Erfahrungswerte ausgetauscht bzw. wie verhalten sich diese in Bezug zu
Google?
20. Wurde der
Aufsichtsrat der ÖNB mit der Frage des Vertrages mit Google
befasst?
21. Wenn ja, welche Position hat Ihr Ressort diesbezüglich vertreten?