2841/J-BR/2011
Eingelangt am 23.09.2011
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Bundesräte Martina
Diesner-Wais
Kolleginnen und
Kollegen
an den
Bundesminister für Landesverteidigung und Sport
betreffend
Bundesheer-Zentralküchen
Nach der Zentralküche in Klagenfurt soll nunmehr auch für Niederösterreich und
Burgenland eine Bundesheer-Zentralküche in
Wiener Neustadt eröffnet werden. Der
Niederösterreichische Landtag hat sich im Februar mit breiter
Mehrheit gegen dieses
Projekt
ausgesprochen.
Presseberichten zufolge sollen
durch Zentralküchen täglich rund 22.000
Essensportionen nicht mehr standortnah in der Region sondern zentral zubereitet
werden. Anschließend müssen die Speisen unter Sauerstoffentzug
auf 2-4°C
abgekühlt, über
insgesamt 730.000 km pro Jahr gekühlt transportiert, dann gelagert
und vor der Ausgabe fertig gegart werden. Parallel zur Errichtung der Zentralküchen
wird der Betrieb der
Truppenküchen an den einzelnen Standorten
zurückgefahren.
Dieses
Vorhaben bewirkt demnach unnötige hohe Energie- und
Transportkosten und
wesentliche Änderungen beim Personaleinsatz. Anstelle
einer flexiblen, krisenfesten
und gesunden
regionalen Versorgung unter Nutzung der lokalen Anbieter wird eine
zentralisierte Organisation mit einem allem Anschein nach sehr ungünstigen
ökologischen
Fußabdruck
etabliert. Man gewinnt den Eindruck, dass die Umsetzung
dieses Projektes
nicht auf gesicherten Planungsgrundlagen beruht.
Um herauszufinden, ob bzw. in
welcher Weise die Planung und Umsetzung des
Zentralküchenprojektes
ordnungsgemäß nachvollziehbar auf Zahlen, Daten
und
Fakten
beruht sowie auf der Grundlage der Nachhaltigkeit sowie der Grundsätze der
Sparsamkeit,
Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit erfolgt,
stellen die
unterzeichneten
Bundesräte daher folgende
ANFRAGE:
1.
In welcher Weise habe Sie bei Ihren Planungen die o.a. Resolution des NÖ
Landtags
bei Ihren Entscheidungen und Planungen berücksichtigt
und ernst
genommen?
2.
Wie sieht der ökologische Fußabdruck des
Projekts Zentralküche Wiener
Neustadt im Vergleich zur bisherigen regionalen bzw. lokalen Versorgung
aus?
3.
Welche sonstigen alternativen Versorgungsmodelle wurden geprüft und mit
welchem Ergebnis im
Einzelnen?
4.
Was bedeutet die Abkehr von der lokalen bzw. regionalen Versorgung für die
Verankerung des
Bundesheers bei der Bevölkerung vor Ort?
5.
Welcher Kaufkraftabfluss ergibt sich insbesondere für ohnehin
benachteiligte
Regionen im ländlichen Raum?
6. Wie viele
Arbeitsplätze gehen durch das Zentralküchenprojekt direkt durch
den Abbau von lokal beim Bundesheer beschäftigten Personen verloren, wie
viel qualifiziertes Personal kann durch die Abwertung von Arbeitsplätzen
nicht
mehr adäquat verwendet werden, und wie viele Arbeitsplätze im
ländlichen
Raum gehen indirekt durch den Kaufkraftabfluss verloren?
Zur Statistik und Kostenstruktur in Jahr 2010:
7.
Wie viele Essensportionen hat das Bundesheer in NÖ zubereitet
und
ausgegeben?
8.
Wie gliedern sich diese Portionen nach den einzelnen
Bundesheerstandorten
in NÖ auf?
9.
Wie hoch waren die Ausgaben für
Lebensmitteleinkauf, aufgegliedert nach an
den einzelnen
Standorten?
10.
Wie hoch, waren die Energiekosten für die
Zubereitung und Ausgabe der
Essensportionen?
11.
Wie viele
Personen (in Vollbeschäftigungsäquivalenten), aufgegliedert nach
Grundwehrdienern, Zeitsoldaten, Berufssoldaten und Zivilbedienstete sowie
aufgegliedert nach Qualifikation
(ungelernt, angelernt, Fachkräfte), waren bei
der Zubereitung und
Ausgabe dieser Essensportionen beschäftigt?
12.
Wie viele Kilometer Transportwege sind für
Zubereitung und Ausgabe dieser
Essensportionen angefallen, aufgegliedert nach verwendetem Fahrzeugtyp?
13. Welcher CO2-Ausstoß ergab sich aus diesen Transportwegen ?
14.
Wie hoch waren die Kosten der Zubereitung und Ausgabe durchschnittlich
je
Essensportion und
insgesamt in diesem Jahr, aufgegliedert nach
Materialeinsatz, Personalkosten, Transportkosten und Fremdleistungen?
Zur Proiektplanung, Logistik und Kosten der Zentralküche Wiener Neustadt:
15. Wie sieht der weitere Zeitplan aus?
16. Wie hoch sind die Investitionskosten in der Zentralküche Wiener Neustadt?
17.
Welche Investitionen sind in den bisherigen Truppenküchen,
aufgegliedert
nach Standorten,
erforderlich, insbesondere um Kühl-
und
Aufwärmkapazitäten zu sichern?
18.
Wie viele Essensportionen sollen in der Zentralküche für
Bundesheerstandorte
in NÖ zubereitet werden?
19.
Wie viele Essensportionen sollen zu den einzelnen Bundesheerstandorten
in
NÖ transportiert werden?
20. Wie viele
Kilometer Transportwege werden für die Verteilung dieser
Essensportionen
anfallen, aufgegliedert nach verwendetem
Transportmittel/Fahrzeugtyp?
21. Welcher CO2-Ausstoß ergibt sich aus diesen Transportwegen pro Jahr?
22.
Wie hoch werden die Energiekosten je Essensportion sein, aufgegliedert
nach
Zubereitung, Kühlen, Fertiggaren?
23.
Welcher CO2-Ausstoß ergibt sich alleine aus dem zusätzlich
notwendigen
Kühlen?
24.
Wie hoch werden die Ausgaben für Lebensmitteleinkauf
im Raum Wiener
Neustadt und an den
einzelnen Standorten sein?
25.
Wird der Lebensmitteleinkauf für die Zentralküche Wiener
Neustadt EU-weit
ausgeschrieben?
26. Wie viele Personen (in Vollbeschäftigungsäquivalenten), aufgegliedert nach
Grundwehrdienern, Zeitsoldaten, Berufssoldaten, Zivilbedienstete und
Fremdleistungen sowie aufgegliedert nach
Qualifikation (ungelernt, angelernt,
Fachkräfte) werden im Zusammenhang mit der Zentralküche Wiener
Neustadt
bei der Zubereitung
dieser Essensportionen und der Verteilung an die
einzelnen Standorte in welcher Arbeitsplatzwertigkeit/Qualifikation
beschäftigt
sein?
27. Wie viele Mitarbeiter/innen, die bisher
nicht im Küchenbereich in Wiener
Neustadt beschäftigt waren,
sollen für die Zentralküche in Wiener
Neustadt
neu aufgenommen oder
sonst zusätzlich verwendet werden?
28.
Wie viele
Personen (in Vollbeschäftigungsäquivalenten), aufgegliedert nach
Grundwehrdienern, Zeitsoldaten, Berufssoldaten, Zivilbedienstete und
Fremdleistungen sowie aufgegliedert nach
Qualifikation (ungelernt, angelernt,
Fachkräfte) werden bei der Fertigstellung
dieser Essensportionen und der
Ausgabe an den einzelnen Standorten weiterhin beschäftigt sein?
29.
Wie viele Mitarbeiter/innen werden in den Truppenküchen an den
einzelnen
Standorten abgebaut?
30.
Wie hoch
werden die Kosten der Zubereitung, Verteilung und Ausgabe
durchschnittlich je Essensportion und insgesamt pro Jahr sein, aufgegliedert
nach Materialeinsatz, Personalkosten,
Transportkosten, anteilige Investitionen
und Fremdleistungen?
31.
Wie lange kann bei Ausfall von Transportmöglichkeiten
z.B. in einer Krise die
Versorgung an den
einzelnen Standorten aufrechterhalten werden?
32.
Wie häufig werden Essensportionen an die einzelnen
Standorte ausgeliefert -
(mehrmals) täglich, wöchentlich, monatlich?
33.
Wie lange vorher müssen die einzelnen Standorte die
Anzahl der benötigten
Portionen einmelden?
34. Welche
Flexibilität besteht, um die Versorgung von dislozierten Einheiten
z.B.
bei Katastropheneinsätzen, beim Einsatz zum Schutz kritischer
Infrastruktur
im Grenzeinsatz oder bei internationalen Einsätzen sicherzustellen?
35. Wo und wie findet künftig ohne Truppenküchen die Ausbildung von Soldaten
statt, die für die
autarke Versorgung von Einheiten im Einsatz sorgen können?
Zur Bundesheer-Zentralküche Klaqenfurt
36.
Werden die entsprechenden Zahlen, Daten und Fakten, bezogen auf die
Zentralküche Klagenfurt nach mehr als einem halben Jahr Betrieb
laufend
evaluiert, wenn nein,
warum nicht?
37.
Welche Planungsannahmen bezüglich Klagenfurt haben sich als
richtig
erwiesen, wo gibt es
Abweichungen?
38.
Wie lauten die Zahlen, Daten und Fakten gemäß den Fragen 1
bis 35
bezogen auf den
Echtbetrieb der Zentralküche
in Klagenfurt?
39. Welche
Erkenntnisse und Verbesserungsmöglichkeiten aus dem Echtbetrieb
in Klagenfurt werden
Sie unmittelbar bei der weiteren Vorgangsweise
betreffend die Zentralküche in Wiener Neustadt umsetzen?
Zur Bundesheer-Zentralküche Wien
40. Warum funktioniert
das System Zentralküche in Wien nicht zur Zufriedenheit
der Betroffenen und
der Beteiligten?
41.
Werden die
entsprechenden Zahlen, Daten und Fakten, bezogen auf die
Zentralküche
Klagenfurt nach mehr als einem halben Jahr Betrieb laufend
evaluiert, wenn nein,
warum nicht?
42.
Welche Planungsannahmen bezüglich der Zentralküche Wien
haben sich als
richtig erwiesen, wo
gibt es Abweichungen?
43.
Wie lauten die Zahlen, Daten und Fakten gemäß den Fragen
1 bis 35
bezogen auf den
Echtbetrieb der Zentralküche
in Wien?
44.
Welche
Erkenntnisse und Verbesserungsmöglichkeiten
aus dem Projekt in
Wien werden Sie unmittelbar bei der
weiteren Vorgangsweise betreffend die
Zentralküche in Wiener
Neustadt umsetzen?