3592/J-BR/2018
Eingelangt am 15.11.2018
Dieser Text ist elektronisch
textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.
Anfrage
des Bundesrates David Stögmüller, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
betreffend „der formativen Evaluation der Grundschulreform“
BEGRÜNDUNG
Mit dem Schuljahr 2016/2017 trat das Schulrechtsänderungsgesetz (BGBI I Nr. 56/2016) in Kraft. Dabei wurde unter anderem das Schulorganisationsgesetz (u.a. Organisationsformen der Volksschulen, Sprachgruppen und Sprachförderkurse), das Schulunterrichtsgesetz (u.a. Leistungsbeurteilung bzw. -information) und das Schulpflichtgesetz geändert. Diese Änderung zielte darauf ab, Kindergarten und Grundschule als gemeinsamen Bildungsraum durchgängiger zu gestalten. Außerdem soll dadurch die Schule inklusiver und der Entwicklung und Lernbedürfnisse aller Kinder gerecht werden.
Die Umsetzung der Grundschulreform wird vom BIFIE - Department Evaluation, Bildungsforschung und Berichterstattung wissenschaftlich begleitet. Dabei soll vor allem die Akzeptanz der Reform, Adaptierungsmöglichkeiten und Unterstützungsmaßnahmen unter die Lupe genommen werden[1].
Wie aus diversen Medienberichten und auch im Regierungsprogramm zu lesen ist, soll ab dem Schuljahr 2019/20 die „Notenwahrheit“ wiedereingeführt werden (Quelle Regierungsprogramm, S. 64, [2]). Dieses Vorhaben steht jedoch - wie eine partei- und bundesländerübergreifende Plattform klarstellt - im Wiederspruch zum Gedanken der Schulautonomie. Des weiteren wird damit der Schüler*innenzentrierte Ansatz, der die angepasste persönliche Begleitung ermöglichen soll, geschwächt. Auch die Zuteilung nach der 4. Schulstufe der Volksschule wird durch das Wiedereinführen des Notensystems nicht lösen. Außerdem gibt es keinerlei wissenschaftlichen oder erfahrungsbasierten Nachweis, dass Ziffernoten „schwächeren“ Schüler*innen eine Leistungssteigerung bewirkt[3].
Zudem wurde die vom BIFIE im Dezember 2017 durchgeführte Umfrage unter allen österreichischen Volksschuldirektorlnnen zu den Erfahrungen mit alternativen Beurteilungsformen und altersgemischten Lerngruppen nach wie vor nicht veröffentlicht.
Die unterfertigenden Bundesrät*innen stellen daher folgende
ANFRAGE
1. Wie hoch war die Rücklaufquote der Umfrage zu den Erfahrungen mit alternativen Beurteilungsformen und altersgemischten Lerngruppen?
2. Liegt Ihnen bzw. dem BIFIE das Ergebnis der Umfrage bereits vor?
a. Seit wann liegt Ihnen bzw. dem BIFIE dieses Ergebnis bereits vor?
b. Wenn nein, warum dauert eine Auswertung einer Umfrage dermaßen lange?
3. Warum wurde die Umfrage nach wie vor nicht veröffentlicht?
4. Welche Ergebnisse ergab die Umfrage? (Bitte um Beilegung der Umfrage mit allen Ergebnissen.)
5. Wenn die Umfrage noch nicht fertiggestellt wurde:
a. Wann ist mit einer Fertigstellung zu rechnen?
b. Wann ist mit einer Publikation dieser Studie zu rechnen?
6. Wird diese Umfrage veröffentlicht?
a. Wenn ja, wo?
b. Wenn nein, warum wird diese nicht veröffentlicht?
7. Welche Fragen wurden in der vom BIFIE durchgeführten Umfrage gestellt?
8. Welche wissenschaftliche Methode wurde vom BIFIE für die Evaluierung der Grundschulreform angewendet?
9. Wie viele VolksschuldirektorInnen nahmen an der Umfrage teil?
10. Welche Indikatoren wurden herangezogen um die Zielsetzung des Schulrechtsänderungsgesetzes zu messen?
11. Mit welchen Vergleichswerten wurde in der Umfrage gearbeitet?
12. Auf der Website des BIFIE (https://www.bifie.at/formative-evaluation-der-grundschulreform/ ) ist von der Veröffentlichung von Zwischenergebnissen zu lesen. Warum wurde diese nicht veröffentlicht?
13. Wie lange dauert die Ausarbeitung einer Studie im selben Ausmaß normalerweise?
14. Mit wie vielen Zwischenergebnissen ist noch zu rechnen?
15. Nimmt das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wissenschaftliche Erkenntnisse ernst?
16. Berücksichtigt das BMBWF die wissenschaftlichen Erkenntnisse in ihrem Policygebungsprozess bzw. Gesetzgebungsprozess?
a. Wenn ja, warum wird von der aktuellen VP/FP
Regierung das Notensystem
in den österreichischen Volksschulen wiedereingeführt?
17. Arbeiten aktuell MitarbeiterInnen in Ihrem Ministerium daran, die alternative Leistungsbeurteilung wieder einzuführen?
a. Wenn ja, warum?
b. Bis wann ist mit einer Umsetzung zu rechnen?
[1] Homepage des Bundesinstitut „bifie“ online abgerufen unter:
https://www.bifie.at/formative-evaluation-der-grundschulreform/ (Zugriff am 26.09.2018)
[2] Tageszeitung Kurier (2017): ÖVP und FPÖ wollen zurück zu alten Noten. 28.11., online unter: https://kurier.at/politik/inland/oevp-und-fpoe-wollen-zurueck-zu-alten-noten/299.865.757 (Zugriff am 27.09.2018)
[3] Schaumonito.at (Überparteiliches Netzwerk für kindergerechte Schulen) (2017): Zentralistische Geiselnahme der Volksschulen durch Ziffernnotenverpflichtung - wie passt das mit Schulautonomie zusammen? 30.11., online unter:
http://schaumonito.at/2017/11/30/zentralistische-qeiselnahme-der-volksschulen-durch-ziffernnotenverpflichtung-wie-passt-das-mit-schulautonomie-zusammen/ - (Zugriff am 29.09.2018)