3599/J-BR/2018

Eingelangt am 06.12.2018
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Bundesrätin Ewa Dziedzic, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung

betreffend Verein TeenSTAR

BEGRÜNDUNG

Seit mehr als 10 Jahren bietet der Verein TeenSTAR an Mittelschulen österreichweit Aufklärungskurse und Workshops an.

Am 21. November 2018 veröffentlichte die Wochenzeitschrift Falter interne Schulungsunterlagen des Vereines, in denen unter anderem Homosexualität als heilbare Identitätsstörung dargestellt, Sex vor der Ehe tabuisiert und jungen Mädchen eine „natürliche Empfängnisverhütung“ empfohlen wird.

Zum Thema Homosexualität heißt es darin beispielsweise:

„Aktuelle Studien zeigen, dass eine anhaltende Veränderung der sexuellen Orientierung sehr wohl möglich ist, oft durch eine Kombination von Therapie, speziellen Selbsthilfegruppen und geschulter Seelsorge. “

Derartige Ansichten und Lehrinhalte stehen nicht nur im Widerspruch zum Grundsatzerlass für Sexualpädagogik, der die Förderung einer respektvollen Haltung gegenüber den verschiedenen Formen von Sexualität und geschlechtlichen Identitäten vorsieht, sie sind auch äußerst gefährlich für die betroffenen Jugendlichen. Besonders besorgniserregend sind dabei die Anspielungen auf Konversionstherapien, deren außerordentliche Schädlichkeit hinreichend nachgewiesen ist.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

1.    Hatte das Bundesministerium oder andere öffentliche Stellen des Bundes und der Länder Kenntnis von den fragwürdigen Ansichten und Lehrinhalten des Vereines TeenSTAR?

1.1.  Wenn ja, seit wann?

1.2.  Wenn ja, warum wurde erst jetzt eine Überprüfung der Inhalte veranlasst?

2.    Wie konnte ein Verein mit Ansichten, die eindeutig dem Grundsatzerlass für Sexualpädagogik wiedersprechen so lange Zeit an Schulen in ganz Österreich tätig sein?

3.    Welche Konsequenzen werden aus diesem Vorfall gezogen, um sicherzustellen, dass Jugendliche im Aufklärungsunterricht vor homophoben und transphoben Haltungen geschützt werden?

4.    Welche Stelle ist zuständig für die Zulassung externer Aufklärungsvereine wie TeenSTAR an Österreichs Schulen?

5.    Ist in diesem Zusammenhang eine Kontrolle der Unterrichtsmaterialien externer Aufklärungsvereine vorgesehen?

5.1.  Wenn ja, wie erfolgt diese?

5.2.  Wenn nein, warum nicht?

6.    Gibt es österreichweite Vorgaben für Unterrichtsmaterialien im Bereich Sexualpädagogik?

6.1.  Wenn nein, warum nicht?

7.    Wird als Reaktion auf diesen Fall eine Überprüfung der zum Aufklärungsunterricht zugelassenen Lehrmittel und Schulbücher erfolgen, um sicherzustellen dass diese dem Grundsatzerlass entsprechend und eine zeitgemäße Darstellung über sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten enthalten?

7.1.  Wenn nein, warum nicht?

8.    An welchen Schulen und in welchem Ausmaß war der Verein TeenSTAR österreichweit aktiv?

9.    Welche konkreten Ergebnisse hat die Überprüfung der Materialien des Vereins TeenSTAR durch das Bundesministerium ergeben?

10. Sind Maßnahmen vorgesehen, um die Einhaltung des Grundsatzerlasses für Sexualpädagogik in ganz Österreich sicherzustellen?

10.1.            Wenn ja, welche?

10.2.             Wenn nein, warum nicht?

11. Welche Maßnahmen sind geplant, um in ganz Österreich einen zeitgemäßen Aufklärungsunterricht mit gleichwertiger und sachlicher Darstellung der sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten zu gewährleisten?

12. Erhielt der Verein TeenSTAR Förderungen seitens des Bundesministeriums oder der Bundesländer

12.1.            Wenn ja, in welcher Höhe (aufgeschlüsselt nach Bundesländern und Jahren)?