3613/J-BR/2018

Eingelangt am 20.12.2018
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

des Bundesrates David Stögmüller, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung

betreffend Evaluierung des Bildungskompasses

BEGRÜNDUNG

Im Juli 2017 wurde mit einer 15a-Vereinbarung ein Pilotprojekt mit dem Land OÖ zur Einführung des Bildungskompass im Kindergarten ermöglicht. Ziel des Bildungskompasses ist die schriftliche Dokumentation der Ressourcen in den Einrichtungen und Kompetenzen und der Entwicklung von Kindern im Kindergarten. Im Rahmen der Schuleinschreibung wird die Unterlage von den Eltern an die Volksschulpädagoglnnen übergeben. Der Pilot erfolgte im Bundesland Oberösterreich im Schuljahr 2017/2018. Nach einer Evaluation sollte über eine bundesweite Einführung entschieden werden, so die damalige Familienministerin Sophie Karmasin[1] die auch einen „Paradigmenwechsel in der Bildungspolitik“ ankündigte.

Der Pilotversuch in Oberösterreich sieht pro Kind drei Arbeitsstundenvor, in denen eine Analyse der Kompetenzen der Kinder, Diskussion im Team und ein Entwicklungsgespräch mit den Eltern stattfinden sollten. Die Evaluierung des oö. Bildungskompasses ergab, dass diese Zeit nicht ausreichend war und eine durchschnittliche „Bearbeitung“ pro Kind von fünf Stunden mindestens notwendig sind.

In der Evaluierung des Bildungskompass in OÖ kommen auch Lehrkräfte zu Wort. Diese kritisieren, dass der Bildungskompass ihre persönliche Wahrnehmung des Kindes beeinflusse. Eine Vorinformation über die Kinder sei nicht notwendig, da die Lehrkraft die Kinder ohnehin schnell kennen lerne.

Nicht zuletzt habe der Bildungskompass nur eine geringe Aussagekraft über den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes, da der Entwicklung eines Kindes zwischen dem Zeitpunkt der Übergabe des Bildungskompass an die Schule bis zum Schuleintritt nicht Rechnung getragen wird.

Generell ist unklar, ob der Bildungskompass wie vorgesehen von den Eltern bei der Anmeldung in einer Schule an die Schulleitung übergeben wird. Wird der Bildungskompass übergeben hat dies aber keine weiteren Konsequenzen für den künftigen Unterricht. Allfällige Förderbedarfe werden in einem eigenen Verfahren durch die Schule festgestellt.

 

Wir Grüne stehen dem Bildungskompass daher kritisch gegenüber.

Die unterfertigenden Bundesrätlnnen stellen daher folgende

ANFRAGE

1.   Wird es eine Umsetzung des Bildungskompasses in ganz Österreich geben?

a.    Wenn ja, ab wann?

b.    Welche Bundesländer werden damit beginnen und ab wann?

c.    Wenn nein, warum nicht?

2.   Wird das Konzept des Bildungskompasses wie in Oberösterreich erprobt in ganz Österreich fortgesetzt?

a. Wenn nein bzw. mit Abänderungen, führen Sie bitte die Verbesserungspotenziale an.

3.   Wird der Pilotversuch des Bildungskompasses in Oberösterreich noch (freiwillig) weitergeführt?

a.    Wenn ja, verpflichtend oder freiwillig?

b.    Wer entscheidet über eine Freiwilligkeit?

c.    Werden die Pädagoglnnen an den Schulen über eine weitere freiwillige Fortführung informiert? Wenn ja, wie und von wem?

4.   Können auch andere Bundesländer nach dem Pilotprojekt Oberösterreich einen „freiwilligen“ Bildungskompass einführen?

a. Wenn ja, gibt es bereits Bundesländer die das tun? (Geben Sie bitte die Bundesländer an)

5.   Wird entsprechend der Empfehlungen aus der Evaluierung die Zeit, die für die Beurteilung des Entwicklungstandes pro Kind zur Verfügung steht ausgeweitet?

a.    Wenn ja, wie viele Stunden werden, pro Kind zuküftig zur Verfügung stehen?

b.    Wenn nein, warum nicht?

6.   Ist die Weitergabe des Bildungskompass durch die Eltern/Erziehungsberechtigten an die Schule verpflichtend vorgesehen?

a.    Wenn ja, welche Konsequenzen haben Eltern zu tragen, die den Bildungskompass nicht weitergeben?

b.    Wenn nein, werden Daten direkt vom Kindergarten an die Schulen weitergegeben?

7.    Wie kann sichergestellt werden, dass die gesamte Entwicklung eines Kindes bis zum Schuleintritt dokumentiert wird nicht?

a. Soll der Bildungskompass in Zukunft zu einem späteren Zeitpunkt als derzeit fertiggestellt und an die Eltern übermittelt werden?

8.    Wird es Informationsveranstaltungen/ Schulungen/ Fortbildungen bzgl. Des Bildungskompasses für LehrerInnen geben?

a.   Wenn ja, hat es diese bereits gegeben und wie viele?

b.   Sind auch gemeinsam Veranstaltungen mit Pädagoglnnn aus Schulen und Kindergärten geplant, um den gegenseitigen Austausch zu fördern?

c.    Welche konkreten Vorteile hat ein derartiges Instrument mit der Gefahr der Voreingenommenheit der Lehrkräfte gegenüber den Kindern?

9.    Welche Kosten entstanden durch das Pilotprojekt in Oberösterreich?

a. Inkl. Evaluierung

10.Welche Kosten sind mit einer österreichweiten Einführung verbunden?

11.Wird es einen weiteren Pilotversuch geben?

a.   Wenn ja, wo und wann?

b.   Welche Kosten sind damit verbunden?

12. Wenn Sie von dem Konzept des Bildungskompasses abgekommen sind, planen Sie anderweitige flächendeckende Implementierungen von Unterstützungshilfen an der Nahtstelle Kindergarten - Schule?

a. Wenn ja, was konkret und bis wann ist damit zu rechnen?



[1] ORF.at, Teilnahme zunächst freiwillig (18.01.2017) online unter:

https://orf.at/V2/stories/2374800/2374812/ (Zugriff am 17.12.2018)